Bei einem Besuch bei seinem Freund Jörg Haider erklärte Saif Gaddafi zudem, dass die freigelassenen Krankenschwestern kein Schmerzensgeld bekommen.
Der Sohn des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam al-Gaddafi ist derzeit in Kärnten auf Besuch bei seinem Freund Jörg Haider. Er rechnet mit weiteren Terroranschlägen islamischer Extremisten in Europa. Ziele würden jene Staaten sein, die sich im Irak und in Afghanistan militärisch engagieren. Sich selbst bietet Gaddafi als internationaler Vermittler in Sachen Geiselbefreiungen an, eine Entschädigungszahlung an die bulgarischen Krankenschwestern und den palästinensischen Arzt werde es nicht geben.
Rechtliche Frage
"Bei den Bulgarinnen und dem Palästinenser
handelt es sich um eine rechtliche Frage", erklärte Gaddafi am Rande eines
Treffens mit Haider. Die Schwestern und der Arzt seien vom Obersten
Richterrat verurteilt worden und die Bevölkerung Libyens von ihrer Schuld
überzeugt. "Es kann daher keine Entschädigungszahlung geben", betonte Saif
al-Islam. Die sechs ehemaligen Gefangenen hatten vor ihrer Ausreise
Verzichtserklärungen auf Klagen gegen den libyschen Staat abgegeben.
Auf den Hinweis, dass er selbst es gewesen sei, der die Unschuld der Bulgarinnen und des Palästinensers sowie Folterungen während der achtjährigen Haft bestätigt habe und dies wohl ein Schmerzensgeld rechtfertigen würde, sagte der Gaddafi-Sohn: "Meine Rolle in dieser Angelegenheit ist beendet." Er habe alles dazu beigetragen, um die Rückkehr der sechs in ihre Heimat zu ermöglichen: "Mehr konnte ich nicht tun."
Will sich mehr auf internationaler Ebene einbringen
Saif al-Islam
al-Gaddafi, Vorsitzender der Gaddafi-Stiftung für Entwicklung
(Gaddafi-Foundation for Development), will sich aber noch mehr als bisher
auf internationaler Ebene einbringen, wenn es um den Versuch der Befreiung
politischer Geiseln gehe. Die Frage, ob es sich dabei um ein konkretes
Angebot - etwa an die Vereinten Nationen - handle, wurde von ihm bejaht.
Reger Zulauf für Islamisten
Wenig Positives sieht Saif
al-Islam für den Mittleren Osten. Er glaubt, dass die radikalen Islamisten
weiterhin regen Zulauf haben würden, vor allem bei der Jugend. "Sehr
gefährlich" sei die Situation derzeit in Pakistan, das immerhin eine
Atommacht ist. "Die einzige Lösung, um den Radikalismus einzudämmen, sind
der rasche Abzug der westlichen Truppen aus dem Irak sowie aus Afghanistan
und die Lösung der Palästina-Frage." Falls dies nicht gelänge, befürchte er
weitere Anschläge auch in Europa, sagte Gaddafi. Wirtschaftliche und
humanitäre Unterstützung sowie logistische Hilfe für lokale Behörden im Irak
und Afghanistan durch den Westen sind seiner Auffassung nach zu begrüßen,
keinesfalls aber ein militärisches Engagement.
Für sein Land sieht der 35-jährige aussichtsreiche Nachfolger des seit 1969 regierenden Muammar al-Gaddafi keine Probleme mit islamischen Extremisten. "Wir haben eine gute Polizei in Libyen", so Saif al-Islam al-Gaddafi.