Im Gazastreifen kam es zu Kundgebungen mit hunderttausend Teilnehmern.
Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas hat am Montag mit einer Großdemonstration den 22. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert. Nach Augenzeugenberichten versammelten sich mehr als hunderttausend Menschen in Gaza. Schulen und öffentliche Einrichtungen waren geschlossen. Die Hamas transportierte Anhänger und Sympathisanten mit Bussen zur Hauptkundgebung. Die Hamas-Führung hatte für den Jahrestag eine "Überraschung" angekündigt. Hoffnungen auf eine Freilassung des seit 2006 gefangenen israelischen Soldaten Gilad Shalit erwiesen sich aber als verfrüht.
PLO sollte geschwächt werden
Die "Bewegung des Islamischen
Widerstandes" war am 14. Dezember 1987 zu Beginn des ersten
palästinensischen Volksaufstands (Intifada) von Scheich Ahmed Yassin in Gaza
gegründet worden, angeblich mit Unterstützung der israelischen
Geheimdienste, die damit das Ziel verfolgt haben sollen, die
Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) von Yasser Arafat politisch zu
schwächen. Die palästinensischen Parlamentswahlen vom Jänner 2006 gewann die
Hamas mit absoluter Mehrheit. Im Juni 2007 verdrängte sie die stärkste
PLO-Fraktion, die Fatah unter Arafats Nachfolger Mahmoud Abbas, nach einem
blutigen Machtkampf aus dem Gazastreifen.
Die Feierlichkeiten hatten bereits am Freitagabend begonnen, als zahlreiche Hamas-Anhänger, viele von ihnen bewaffnet, zum Haus von Ex-Premier Ismail Haniyeh zogen, dessen Einheitsregierung 2007 von Präsident Abbas aufgelöst und durch ein Notstandskabinett unter Salam Fayyad in Ramallah ersetzt worden war, welches nicht demokratisch legitimiert ist. In dem Flüchtlingslager Jabalia wurde ein überdimensionales Wandgemälde enthüllt, das kämpfende Palästinenser zeigt, die sich mit Gewehren oder Steine werfend israelischen Soldaten widersetzen.
Anerkennung Israels verweigert
Hamas verweigert die Anerkennung
Israels und lehnt den Oslo-Friedensprozess ab. Ihr militärischer Arm sind
die für eine Reihe von Anschlägen in Israel verantwortlich gemachten
"Brigaden Ezzedin al-Kassam". Politischer Führer der Hamas ist Khaled
Mashaal (Meshaal/Mechaal), der sich in Syrien aufhält. Er hatte nach den
"gezielten Tötungen" von Scheich Yassin und Abdelaziz Rantisi durch die
israelische Armee die Führung der Organisation von Syrien aus übernommen.
Der damalige israelische Premier Ariel Sharon hatte auch die Tötung von
Mashaal angekündigt. Ein Versuch der Israelis, den Hamas-Politiker in
Jordanien zu "liquidieren", endete im September 1997 mit einem Fiasko: Zwei
mit gefälschten kanadischen Pässen ausgestattete Agenten des Geheimdienstes
Mossad wurden nach dem Fehlschlag des Vorhabens in Amman von den
jordanischen Behörden festgenommen. Kanada protestierte, und der damalige
jordanische König Hussein machte die Freilassung der Mossad-Männer von jener
des inhaftierten Hamas-Gründers Scheich Yassin durch Israel abhängig.
Kompromissloser Kurs
Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad
sagte der Hamas weiter Unterstützung im Kampf gegen Israel zu. Der Iran
werde fest an der Seite des palästinensischen Volkes stehen, "bis zum
bevorstehenden Zusammenbruch des zionistischen Regimes", sagte Ahmadinejad
am Sonntag bei einem Besuch von Hamas-Führer Mashaal in Teheran, wie das
Staatsfernsehen berichtete. Der oberste geistliche Führer Ayatollah Ali
Khamenei hatte den kompromisslosen Kurs der Hamas gegenüber Israel gelobt.