Wiener Tempel-Sturm

Indiens Punjab versinkt im Chaos

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Tote, Verletzte, Ausgangssperre: Die Provinz Punjab in Indien versinkt im Chaos.

Einen Tag nach der Schießerei in einem Wiener Sikh-Gebetshaus ist keine Beruhigung der Lage im nordindischen Bundesstaat Punjab in Sicht. "Die Situation in Punjab ist nicht gerade normal", sagte der indische Innenminister P. Chidambaram am Montag laut einheimischen Medienberichten. Er widersprach damit dem Regierungschef von Punjab, Parkash Singh Badal, der die Lage am Montagabend als "normal" bezeichnete.

Soldaten in Krisenregion geschickt
Die Zentralregierung schickte am Montag 2.500 weitere Soldaten und einen Hubschrauber nach Punjab, nachdem sich die Proteste gegen den Angriff auf zwei Sikh-Gurus vom Regionalzentrum Jalandhar auf die benachbarten Bezirke ausgebreitet hatten. Bereits am Sonntagabend waren hunderte Anhänger der angegriffenen Gurus auf die Straßen gegangen, hatten alle Zufahrtswege zur Stadt Jalandhar blockiert, dutzende Fahrzeuge demoliert und Züge in Brand gesteckt.

Unmittelbar nach Beginn der Proteste hatte die Regionalregierung am Sonntagabend "vorsorglich" eine Ausgangssperre in Jalandhar verhängt, wo besonders viele Anhänger des in Wien schwer verletzten Predigers Sant Niranjan Dass leben. Am Montag wurde diese Maßnahme auch auf die benachbarten Städte Ludhiana, Phagwara und Hoshiarpur ausgeweitet. Innenminister Chidambaram kritisierte jedoch, dass die Ausgangssperre von den Regionalbehörden nicht durchgesetzt werde, und auf den Straßen weiterhin Protestierende zu sehen seien.

Zwei Tote
Zwei Menschen kamen durch Schüsse der Sicherheitskräfte ums Leben. Nach Angaben der "Hindustan Times" wurden bei den Auseinandersetzungen am heutigen Montag über 30 Menschen verletzt, darunter 18 Polizisten. In Ludhiana versuchte die Menge ein Regierungsgebäude zu stürmen, plünderte eine Tankstelle und beschädigte zwölf Autos, berichtet die Nachrichtenagentur "United News of India". Außerdem wurden vier Busse in Brand gesetzt, und in Jalandhar demolierte der Mob 20 Eisenbahnwaggons.

Verwirrung um Angreifer-Zahl
Aufhorchen ließ indes der Polizeichef von Punjab, K. K. Attri. Er sagte vor Journalisten, dass die beiden Sikh-Prediger Sant Niranjan Dass und Sant Rama Nand in dem Wiener Gebetshaus von insgesamt fünf Personen angegriffen wurden. "Drei der fünf Angreifer wurden von den Anwesenden zu Tode geprügelt", sagte Attri vor Journalisten.

Tatsächlich hat es nach bisherigen Erkenntnisstand bei dem Zwischenfall in dem Gebetshaus unter den Angreifern keine Todesopfer gegeben. Die österreichische Polizei spricht von vier schwer verletzten Angreifern. Der Prediger Sant Rama Nand erlag in der Nacht auf Montag seinen schweren Verletzungen, während Glaubensführer Sant Niranjan Dass nach indischen Botschaftsangaben mittlerweile wieder wohlauf ist und bald aus dem Krankenhaus entlassen werden dürfte.

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Nach dem Anschlag auf die beiden Gurus gingen ihre Anhänger in Indien auf die Straße.

In der Nacht auf Montag wurden Autos angezündet...

...und zahlreiche Geschäfte und andere Gebäude demoliert.

Die Gläubigen blockierten eine Autobahn und praktisch alle Zufahrtsstraßen zum Regionalzentrum.

Anfangs versuchten die Polizeikräfte die Demonstranten mit Worten zu beruhigen.

Einige der Gläubigen waren allerdings bewaffnet und gewaltbereit.

Die Einsatzkräfte mussten ihre Vorgehensweise ändern.

Die Schlagstöcke wurden gegen die Demonstranten eingesetzt, die Armee stand ebenfalls bereit.

Die Blockaden wurden gewaltsam aufgelöst, die protestierenden Anhänger flüchteten vor der Polizei.