Aids-Prozess

Krankenschwestern legen Berufung ein

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Der oberste Gerichtshof Libyens als letzte Instanz

Nach der Bestätigung der Todesurteile im Prozess um die angebliche Ansteckung libyscher Kinder mit Aids wollen die fünf beschuldigten bulgarischen Krankenschwestern und der palästinensische Arzt Berufung einlegen. Die Verurteilten würden den Obersten Gerichtshof Libyens als letzte Instanz anrufen, sagte der Verteidiger Othman Al Bisanti beim Verlassen des Berufungsgerichts in Tripolis.

Dafür gebe es eine Frist von 60 Tagen. Das Gericht hatte zuvor die 2004 ergangenen Todesurteile aus erster Instanz für gültig erklärt. Den Krankenschwestern wird vorgeworfen, 426 Kindern in einem Krankenhaus in Benghazi wissentlich HIV-verseuchte Transfusionen verabreicht zu haben. Mehr als 50 Kinder sind seitdem an Aids gestorben.

Die Regierung in Sofia kritisierte das von einem libyschen Gericht bestätigte Todesurteil gegen fünf bulgarische Krankenschwestern und einen palästinensischen Arzt. Außenminister Iwailo Kalfin bezeichnete die Entscheidung der Richter am Dienstag als "sehr enttäuschend". Das Parlament in Sofia forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, Druck auf Libyen auszuüben, damit die Krankenschwestern frei kommen. "Wir verurteilen Todesurteile grundsätzlich", sagte Parlamentspräsident Georgi Pirinski vor den Abgeordneten.

In Paris sagte der für die Angeklagten tätige französische Anwalt Emmanuel Altit, der Prozess sei "weder gesetzmäßig noch gerecht" gewesen. "Alle Tatsachen, die die Unschuld der Krankenschwestern belegen, wurden nicht in Betracht gezogen", sagte er. "Das ist keine Niederlage der Anwälte, sondern des libyschen Systems."

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