In Bali wird ab Montag eine Nachfolge für das Kyoto-Protokoll ausgehandelt. Experten sehen darin die letzte Chance, eine Klimakatastrophe zu verhindern.
In diesen Tagen prägen nicht Pauschaltouristen und Sonnenhungrige das Bild des zu Indonesien gehörenden Urlaubsparadieses Bali. Die Hotels sind überfüllt mit Beamten, Diplomaten und Fachleuten mit Aktenordnern und ernsten Mienen. Über 10.000 Experten aus 192 Ländern nehmen an der Klimakonferenz teil, die Experten als das Schicksalstreffen zum Weltklima bezeichnen.
Fahrplan erstellen
Selten zuvor war das Klima so sehr globales
Thema wie heuer. Kurz vor Jahresende soll die internationale Gemeinschaft
beweisen, dass sie die Zeichen der Erderwärmung verstanden hat: Auf der
UN-Klimakonferenz, die morgen Montag auf Bali beginnt und zwei Wochen
dauert, geht es um ein neues, weltweites Klimaabkommen. „Auf der Konferenz
in Bali muss ein Fahrplan beschlossen werden, mit dem ein Nachfolgeabkommen
für Kyoto ausgehandelt werden kann“, sagte etwa die deutsche Bundeskanzlerin
Angela Merkel. Ohne diesen Fahrplan ist der globale Klimaschutz gefährdet.
Es wird eng: 2012 läuft das Kyoto-Protokoll aus. Darin ist festgelegt, welcher Staat um wie viel den Kohlendioxidausstoß vermindern muss, um damit zum Klimaschutz beizutragen. „Das Nachfolge-Abkommen muss bis zur Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen vorliegen, damit die Unterzeichnerstaaten Zeit haben, es zu ratifizieren“, sagt der Sprecher des WWF, Franko Petri. „Die Konferenz in Bali ist die letzte Chance, den Temperaturanstieg unter zwei Grad zu halten. Scheitert Bali, wären die Auswirkungen katastrophal.“
Feilschen und Streiten
Als Vorreiter in Bali will sich die EU
positionieren, die bereits einseitig eine Verringerung der CO2-Werte um 20
Prozent versprochen hat. Allerdings hat Europa mächtige Gegner: Für China
und Indien, zwei der größten Umweltsünder, ist Umweltschutz zweitrangig. Sie
wollen erst in Aktion treten, wenn alle Industriestaaten dabei sind.
Die Vereinigten Staaten, die das Kyoto-Protokoll zwar unterzeichnet, aber nie ratifiziert haben, wollen ihre Emissionen nur dann reduzieren, wenn China und Indien das auch tun. Streitigkeiten unter den Experten werden in Bali also auf der Tagesordnung stehen. Der EU kommt die Rolle des Vermittlers zu. Sie muss allen Parteien einen Kompromiss abringen.