US-Wahl

Bushs Ex-Außenminister Powell unterstützt Obama

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Schwerer Rückschlag für John McCain. Colin Powell unterstützt Obama, "weil er inspirieren kann".

Erneut Rückenwind für Barack Obama: Der republikanische Ex-Außenminister Colin Powell hat dem demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten am Sonntag seine Unterstützung ausgesprochen - und seinem Parteifreund John McCain damit eine Abfuhr erteilt und für einen Affront gesorgt. Er werde bei der Präsidentenwahl am 4. November für Obama stimmen, sagte Powell in der NBC-Sendung "Meet the Press". Obama habe das Format, neuer Präsident zu werden, denn er könne andere inspirieren. Obamas Wahl würde "nicht nur unser Land begeistern, sie würde die Welt begeistern", sagte Powell. Zugleich zeigte er sich besorgt über den Rechtsruck in seiner Partei. McCain reagierte gelassen.

Obama zeigte sich angesichts der Unterstützung durch den republikanischen Ex-Außenminister Colin Powell "geehrt".

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Powell - er war zur ersten Amtszeit von George W. Bush, 2001 bis 2005, Außenminister - sagte, sein alter Freund McCain sei ebenso wie Obama fähig zum Staatsoberhaupt. "Aber ich glaube ganz fest, dass wir in diesem Moment der amerikanischen Geschichte einen Präsidenten brauchen (...), der nicht einfach die Politik weiterführt, die wir in den vergangenen Jahren verfolgt haben", betonte er. Gefragt seien jetzt eine "Persönlichkeit des Wandels" und ein "Generationswechsel" - deshalb sei er für Obama.

McCain sagte gegenüber Fox network, Powells Entscheidung überrasche ihn nicht. Er betonte, er und Powell seien seit langem befreundet, und er "bewundere und respektiere" den General.

Powell kritisiert scharfen Wahlkampfton
Powell kritisierte bei NBC unterdessen den zunehmend schärferen Ton in McCains Wahlkampf. "Ich habe Herrn McCain gesagt, dass ich all das bewundere, was er geschafft hat", sagte Powell. Zugleich aber sorge er sich über die Richtung, welche die Republikanische Partei in den vergangenen Jahren angeschlagen haben. "Sie tendiert weiter nach rechts als es mir lieb ist", sagte er.

Seine Entscheidung für Obama habe er angesichts der Wirtschaftskrise in den USA getroffen - und angesichts von McCains Entscheidung, die Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin, zu seiner Vize-Kandidatin zu machen. McCain habe sich durch die wirtschaftliche Misere verunsichert gezeigt, sagte Powell. Auch die Wahl Palins missfalle ihm: "Ich glaube nicht, dass sie fähig ist, US-Präsidentin zu werden", sagte Powell.

"Präsidentenhafter" Obama
Obama dagegen habe sich vor allem in den vergangenen Wochen "präsidentenhaft" gezeigt, sagte Powell und beschrieb ihn als standhaft und intellektuell neugierig. Auch seine Entscheidung für Joseph Biden als Vize-Kandidat sei gut. Er sei überzeugt, dass Obama ein Präsident des Wandels sein werde, sagte Powell, der auch US-Generalstabschef war - als erster Schwarzer in der Geschichte des Landes. Wenn Obama, dessen Vater aus Kenia stammt, neuer US-Präsident werde, "sollten alle Amerikaner stolz sein, nicht nur die Afro-Amerikaner", fügte Powell hinzu. Obamas Wahlkampf zeichne sich dadurch aus, dass er jedermann anspreche.

Dass Obama die unterschiedlichen Wählergruppen im Land anspricht, zeigt nach Darstellung seines Wahlkampfteams auch die aktuelle Spendenstatistik: Wie die Obama-Mitarbeiter am Sonntag mitteilten, spendeten Obama-Anhänger allein im September eine Rekordsumme von mehr als 150 Millionen Dollar (rund 1112 Millionen Euro) für ihren Favoriten. Mehr als 3,1 Millionen US-Bürger hätten für Obama gespendet, es seien rund 632.000 neue Spender dazugekommen, die im Schnitt 86 Dollar gegeben hätten.

"Die beiden Gruppen, die uns am meisten gespendet haben, sind Rentner und Studenten - das zeigt, dass Baracks Aufruf zum Wandel wirklich die Generationen zu umfassen scheint", sagte Wahlkampf-Manager David Plouffe.

Powell warb 2003 als Außenminister im UN-Sicherheitsrat um Unterstützung für den Einmarsch im Irak. Den Auftritt, bei dem Beweise für Massenvernichtungswaffen vorgeführt wurden, die sich später als falsch herausstellten, bezeichnet Powell später als einen seiner größten Fehler. Powell war während des ersten Irak-Kriegs unter dem früheren US-Präsidenten George Bush senior Generalstabschef.

McCain sieht möglicher Niederlage gelassen entgegen
John McCain will sich im Fall einer Wahlniederlage nicht mit Selbstmitleid aufhalten. Im Nachrichtensender Fox News bejahte er am Sonntag die Frage, ob er sich angesichts sinkender Umfragewerte mit der Möglichkeit einer Niederlage am 4. November befasst habe. Er halte sich damit aber nicht auf, fügte McCain hinzu. Er werde nach Arizona zurückgehen und dort leben sowie seiner Arbeit im US-Senat nachgehen, fügte McCain hinzu. "Ich bin der glücklichste Kerl, den sie je interviewt haben ... Haben Sie kein Mitleid mit John McCain, und John McCain wird sich darauf konzentrieren, kein Mitleid mit sich selbst zu haben."

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