Nach dem dritten TV-Duell-Sieg ist der Triumph Obamas gegen Rivale McCain in der Zielgeraden der US-Wahlschlacht kaum mehr zu nehmen.
Nur mehr 18 Tage könnten Barack Obama beim Countdown zur größten Politsensation der US-Geschichte fehlen: Der Top-Demokrat steht knapp davor, als erster Afroamerikaner ins Oval Office einzuziehen. Experten sind sich einig: Rivale John McCain hatte bei der härtesten TV-Debatte vor über 60 Millionen Zusehern seine „letzte Chance verpasst“, das Ruder herumzureißen. Die Wähler zogen Obamas gelassenen, präsidialen Stil den zornigen Attacken des Hitzkopfes McCain vor: 53 Prozent erklärten laut CBS-TV Obama – wie in den beiden Debatten zuvor – zum Sieger. „Dabei hätte McCain ein Wunder gebraucht“, so Ex-Clinton-Berater George Stephanopoulos.
Erdrutsch?
Börsenbeben und Rezessionsängste hatten Obama auf
Siegeskurs gebracht: Im Schnitt führt er mit 49,6 zu 42,7 Prozent. Der
Grund: Wähler ziehen Obamas besonnene Leadership McCains populistischen
Zickzackkurs vor. Dazu gelang es Obama, ihn als „Bush-Alliierten“
mitverantwortlich zu machen. Bei den entscheidenden Wahlmännerstimmen
zeichnet sich sogar ein Erdrutsch ab: In den meisten Prognosen hätte Obama
die Siegerlatte von 270 Wahlmännern schon überquert. McCain hingegen hat
kaum mehr Chancen, den Rückstand aufzuholen. Auch wenn
„Battleground“-Staaten wie etwa Florida, Missouri und North Carolina noch
heiß umkämpft sind. Und Obama schwimmt in Geld: In der zweiten Oktoberwoche
schaltete er TV-Spots in 17 Staaten um 42 Millionen Dollar, McCain gab bloß
zehn Millionen aus.
McGrantig
Symptomatisch für McCains Dilemma war die finale
TV-Debatte: McCain wollte mit wüsten Attacken eine Wende erzwingen. Er
forderte Obama auf, „das Ausmaß seiner Beziehung“ zu Ex-Terroristen William
Ayers zuzugeben. Er portraitierte Obama als „Klassenkämpfer“, der mit
Steuererhöhungen den „Reichtum umverteilen“ wolle.
Und McCain gelang es, sich – zumindest rhetorisch – vom amtierenden US-Präsidenten zu distanzieren: „Ich bin nicht George Bush – gegen den hätten Sie vor vier Jahren antreten müssen.“ Doch McCains Körpersprache vermasselte gelungene Treffer: Zornig rollte er die Augen. Obama brauchte sich nur zurücklehnen – und kühl die „McAttacks“ (New York Post) abwehren.