Barack Obama ist zu Besuch in Afghanistan. Nächste Station soll der Irak sein. Im Vorfeld gibt es Kritik aus Bagdad an seinen Abzugsplänen.
Ein irakischer Regierungssprecher hat am Sonntag einen Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zurückgewiesen, wonach Ministerpräsident Nuri al-Maliki den Plan des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama für einen Truppenabzug unterstütze. Maliki stehe persönlich nicht hinter einem konkreten Zeitrahmen für den Abzug der US-Soldaten, teilte Sprecher Ali al-Dabbegh in Bagdad mit.
Laut dem "Spiegel" hatte Maliki Obamas Absicht, die US-Truppen binnen 16 Monaten aus dem Irak abzuziehen, mit den Worten kommentiert: "Das, finden wir, wäre der richtige Zeitraum für den Abzug, geringe Abweichungen vorbehalten." Die US-Soldaten sollten das Land "so bald wie möglich" verlassen, sagte Maliki demnach weiter.
Das Magazin habe Maliki jedoch missverstanden, sagte Dabbegh. Es sei "falsch übersetzt" worden. Der Regierungschef unterstütze lediglich generelle Abzugspläne auf der Grundlage von Gesprächen mit Washington und der Sicherheitslage im Irak. Erklärungen des Regierungschefs oder anderer Kabinettsmitglieder dürften nicht als Unterstützung "für welchen Kandidaten" auch immer im Rennen um die US-Präsidentschaft verstanden werden, betonte der Sprecher.
Zu Besuch in Afghanistan
Das Wahlkampflager Obamas hatte die
Interview-Äußerungen Malikis begrüßt. Dagegen erklärte das Weiße Haus, es
habe nach Bekanntwerden des Interviews Kontakt mit Malikis Büro aufgenommen.
Ein Sprecher des scheidenden republikanischen Präsidenten George W. Bush
sagte, der irakische Premier sei nach wie vor der Meinung, dass eine
Entscheidung über einen Truppenabzug auf einer Verbesserung der
Sicherheitslage basieren müsse. Der Senator und Präsidentschaftskandidat der
Demokraten Obama traf am Samstag in Afghanistan ein, nächste Station seiner
derzeitigen Auslandsreise sollte der Irak sein.
Streit vor seinem Deutschland-Besuch
Die geplante Rede von
Barack Obama vor der Siegessäule in Berlin sorgt für neue Kritik. Die
Berliner Siegessäule sei von Adolf Hitler auf ihren heutigen Platz
umgestellt worden und für den Diktator das Symbol deutscher Überlegenheit
und siegreicher Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich gewesen,
sagte FDP-Vize Rainer Brüderle der "Bild am Sonntag". "Mir
stellt sich die Frage, ob Barack Obama richtig beraten war, die Siegessäule
als Rede-Ort für seine Visionen einer Welt der Zusammenarbeit zu wählen",
fügte er hinzu.
Auch Unionsfraktionsvize Andreas Schockenhoff (CDU) kritisierte die "unglückliche Symbolik" des Redeortes. "Die Berliner Siegessäule auf dem Großen Stern ist dem Sieg über Nachbarn gewidmet, die heute unsere europäischen Freunde und Verbündeten sind", sagte er der "BamS". Obama wird am Donnerstag in Berlin erwartet. Ursprünglich war ein Auftritt des US-Demokraten am Brandenburger Tor im Gespräch gewesen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte allerdings Bedenken geäußert.
Die "Bild am Sonntag" fragte mehrere Prominente, welchen Schlüsselsatz Obamas Rede ihrer Meinung nach erhalten sollte. "Liebe Freunde, wir fangen neu an", wünschte sich demnach FDP-Chef Guido Westerwelle, NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den Satz "Europa und Amerika gehören zusammen". Die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann wünschte sich das Versprechen, den Irak-Krieg zu beenden, Ex-Fußballnationaltrainer Rudi Völler die Zusage, dass die USA künftig gemeinsam mit Deutschland im Kampf gegen den Klimawandel vorangingen.
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