Unruhen

Madagaskars Armeechef setzt Ultimatum

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Unruhen auf Madagaskar: Der Armeechef setzt ein 72-Stunden-Ultimatum.

Nach neuen Krawallen auf der afrikanischen Tropeninsel Madagaskar droht die Armee offenbar mit einem Eingreifen. Armeechef Edmond Rasolomahandry stellte den politischen Kontrahenten am Dienstag ein 72-Stunden-Ultimatum zur Beendigung der seit Monaten andauernden Krise. Zuvor waren bei Zusammenstößen von Anhängern von Präsident Marc Ravalomanana und seines Widersachers Andry Rajoelina nach Augenzeugenberichten erneut mehrere Menschen getötet worden. Nach Angaben des größten Krankenhauses Antananarivos wurden 16 Menschen verletzt, die Hälfte davon schwer.

Rede im TV
Der Armeechef erklärte in einer TV-Ansprache: "Wir werden neutral bleiben und ersuchen alle politischen Akteure, die Zivilgesellschaft und andere Parteien, sofort zusammenzukommen, um der Nation in den nächsten 72 Stunden aus der gegenwärtigen Krise zu helfen. Wenn innerhalb dieser Zeit keine Lösung gefunden wird, werden die Streitkräfte ihre Verantwortung im übergeordneten Interesse der Nation wahrnehmen."

Zu den rund 25.000 Mann zählenden madegassischen Streitkräften gehören auch Gendarmerie und Polizei. Beobachtern zufolge ist die traditionell neutrale Armee gegenwärtig gespalten. In mindestens einer Garnison ist es aus Verärgerung über das Vorgehen der Regierung gegen die Opposition zu einer Meuterei gekommen.

Verteidungsminister trat zurück
Dafür spricht auch der überraschende Rücktritt von Verteidigungsminister Mamy Ranaivoniarivo am Dienstag nach nur einem Monat im Amt. "Vielleicht bin ich wegen Drucks zurückgetreten", sagte dieser der Nachrichtenagentur Reuters in einem Telefongespräch, nachdem er bei einer Pressekonferenz sein Rücktrittsschreiben an den Präsidenten verlesen hatte. Zuvor hatten meuternde Unteroffiziere den Rücktritt des Vize-Admirals gefordert. Schon Amtsvorgängerin Cecile Manorohanta war nach dem Tod von 28 regierungskritischen Demonstranten zurückgetreten.

140 Tote
Dem Machtkampf auf Madagaskar sind bisher mindestens 140 Menschen zum Opfer gefallen. Rajoelina, Ex-Bürgermeister der Hauptstadt, wirft seinem Rivalen Machtmissbrauch vor und hat sich selbst zum Präsidenten einer Übergangsregierung erklärt.

Am Montag war Kirchenvertretern eine Einigung auf Krisengespräche zwischen Ravalomanana und Rajoelina gelungen. Sie sollten von Donnerstag bis Samstag in Antananarivo stattfinden. Der Oppositionsführer steht mittlerweile unter dem Schutz der Vereinten Nationen - nach UNO-Angaben "in einer Diplomatenwohnung". Diplomaten sagten, Rajoelina befinde sich bereits seit Freitag in der Residenz des französischen Botschafters. Mehrere hundert Anhänger Ravalomananas demonstrierten vor der französischen Botschaft gegen die Unterstützung aus Paris für Rajoelina.

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