Erstmals seit 24 Jahren mehr Abwanderung als Zuzug in Deutschland.
Laut Statistik zieht es viel mehr Türken aus Deutschland weg als in das Land hinein. Nach dem am Mittwoch vorgestellten Migrationsbericht kamen 2008 insgesamt 26.653 Türken in die Bundesrepublik, aber 34.843 gingen in ihr Heimatland zurück. Die Differenz beträgt 8.190 und ist damit deutlich höher als 2007. Damals lag die Zahl der Wegzüge um 2.280 höher.
Zum ersten Mal seit 24 Jahren
Auffallend ist an der jüngsten
Statistik, dass zum ersten Mal seit 24 Jahren der Gesamtwanderungssaldo
negativ ist. Es kamen 55.743 weniger Deutsche und Ausländer in die
Bundesrepublik als fortzogen. 2007 lag die Zahl der Zuzüge noch um 43.912
höher.
Fachkräftemangel
Der Bericht des Bundesamts für Migration
und Flüchtlinge wurde vom Bundeskabinett verabschiedet. Er wird auf Wunsch
des Bundestags jährlich erstellt. Die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer
forderte dazu auf, dem Fachkräftemangel in Deutschland verstärkt mit
qualifizierten Menschen aus Zuwandererfamilien zu begegnen.
Deutsche Bevölkerung sinkt
"In vielen Bereichen der
Wirtschaft ist der Mangel an Fachkräften schon jetzt spürbar", sagte die
Staatsministerin. "Weil die deutsche Bevölkerung weiter sinkt, sind wir
zunehmend auf die Fähigkeiten von Zuwanderern angewiesen. Mit ihren
Sprachkenntnissen und ihrer Migrationserfahrung sind sie in der
Globalisierung für viele Unternehmen ein handfester Gewinn."
"Benötigen ausländische Fachkräfte"
Böhmer
sagte, die Daten belegten, dass immer mehr ausländische Wissenschaftler,
Fachkräfte und leitende Angestellte in Deutschland eine berufliche
Perspektive fänden. "Auch die Zahl von 240.000 ausländischen Studenten an
deutschen Hochschulen ist ein Beleg für die zunehmende Vielfältigkeit
unseres Landes." Deutschland müsse für Hochqualifizierte und motivierte
Zuwanderer noch attraktiver werden. "Wir benötigen ausländische Fachkräfte,
damit wir unsere wirtschaftliche Führungsrolle auf vielen Weltmärkten
sichern können", betonte die Staatsministerin.
Türken als größte Gruppe
Weitere Kerndaten des
Berichts sind: Die Zahl ausländischer Staatsangehöriger ist leicht
zurückgegangen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung Deutschlands ist seit
Mitte der 1990er Jahre nahezu unverändert und liegt seit 2004 bei 8,8
Prozent. Die größte Ausländergruppe bilden, trotz eines leichten Rückgangs,
nach wie vor die türkischer Staatsangehörigen (25,1 Prozent).
Etwa 35 Prozent der Ausländer in Deutschland sind EU-Bürger. Der Zuzug von Spätaussiedlern ist weiter auf 4.362 Personen gesunken. Und fast zwei Drittel der ausländischen Bevölkerung leben seit zehn oder mehr Jahren, etwas mehr als ein Drittel sogar seit mehr als 20 Jahren in Deutschland.