Busexplosion

Mindestens 18 Tote bei Anschlag im Libanon

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Vor dem Besuch des libanesischen Staatspräsidenten General Michel Sleimane in Syrien sind bei einem Bombenanschlag im Libanon 18 Menschen gestorben.

Unter den Opfern waren mehrere Armeeangehörige und auch ein achtjähriges Kind. Etwa 40 weitere wurden nach Angaben von Sicherheitskräften verletzt. Der Sprengsatz explodierte im morgendlichen Verkehr im Stadtzentrum in der Nähe eines Busses, in dem Zivilpersonen und Soldaten unterwegs waren. Nach Angaben von Polizeiexperten setzte sich die Bombe aus eineinhalb Kilogramm hochexplosivem TNT zusammen und wurde aus der Ferne gezündet. Eingepackt war der Sprengsatz in eine Tasche voll mit Schrauben und Muttern, die als Schrapnellgeschoße zahlreiche Menschen verletzten.

Erstes Treffen seit 2005
Der Besuch Sleimanes beim syrischen Staatschef Bashar al-Assad ist das erste Gipfeltreffen seit dem Abzug der syrischen Truppen aus dem Libanon nach der "Zedernrevolution" vom Frühjahr 2005. Diese war durch den Mord an dem libanesischen Spitzenpolitiker und Ex-Premier Rafik Hariri ausgelöst worden, für den syrische Geheimdienstkreise als Drahtzieher verantwortlich gemacht werden. Auf Beschluss des UNO-Sicherheitsrates wurde ein internationales Tribunal zum Hariri-Mord eingesetzt, das in den Niederlanden tagen soll. Im Juli hatten Sleimane und Assad in Paris am Rande des Gründungsgipfels der Mittelmeerunion die Herstellung diplomatischer Beziehungen und den Austausch von Botschaftern vereinbart. Für die Führung in Damaskus hatten die Beziehungen zum Libanon bisher immer einen "privilegierten Charakter", weshalb nie Botschafter ausgetauscht worden waren.

Sleimane schrieb den Anschlag in Tripoli "terroristischen Kriminellen" zu. Die libanesische Armee werde vor solchen Verbrechern nicht in die Knie gehen, hieß es in einer Präsidentenerklärung. An das ganze libanesische Volk richtete das Staatsoberhaupt einen Appell zur "Versöhnung und Einheit", damit der Terrorismus, der jeden Libanesen treffe, nicht dem "israelischen Feind" zugutekomme. Auch das syrische Außenministerium verurteilte in einem Kommuniqué den "kriminellen Akt", der ein abscheulicher Anschlag auf die Sicherheit und Stabilität des Libanon sei.

Häufung von Kämpfen
Tripoli, die zweitgrößte Stadt des Libanon, war in den vergangenen Monaten mehrmals Schauplatz von Kämpfen zwischen antisyrischen Sunniten und prosyrischen Alawiten. Die Stadt hat eine sunnitische Mehrheitsbevölkerung. Die Alawiten sympathisieren größtenteils mit der schiitischen Hisbollah und mit der syrischen Staatsführung, welche seit Jahrzehnten von Alawiten dominiert wird. Das Hinterland von Tripoli wird von prosyrischen christlichen Maroniten kontrolliert. In der Nähe der Stadt liegt das palästinensische Flüchtlingslager Nahr al-Bared, das die libanesische Armee im vergangenen Jahr in monatelangen Kämpfen mit mehr als 400 Toten nahezu dem Erdboden gleichgemacht hat und das mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut werden soll. Die sunnitische Extremistengruppe "Fatah al-Islam" hatte den Armeekommandanten und nunmehrigen Staatspräsidenten Sleimane beschuldigt, das Blutbad in dem Flüchtlingslager "im Auftrag der USA" angerichtet zu haben, die ihm dafür "den Präsidentensessel versprochen" hätten. Der Extremistengruppe werden Verbindungen zu dem Terrornetzwerk Al-Kaida nachgesagt.

Syriens staatlich gelenkte Presse feierte am Mittwoch den Beginn einer "neuen positiven Etappe" in den "brüderlichen" Beziehungen mit dem Libanon. Das Regierungsorgan "Tishreen" bedauerte die "Fehler der Vergangenheit", die nun "mit der Herstellung diplomatischer Beziehungen, der Überarbeitung bestehender Verträge und der Lösung der Gefangenenfrage" ausgeräumt werden sollten. Als Konsenskandidat war General Sleimane am 25. Mai vom Parlament in Beirut zum Staatspräsidenten gewählt worden. Sein Vorgänger Emile Lahoud war bereits im November 2007 aus dem Amt geschieden. Sleimanes Wahl war durch ein am 21. Mai in Doha in Katar geschlossenes Abkommen ermöglich worden, auf das sich die pro-westliche Mehrheit und das von Syrien und dem Iran unterstützte Oppositionsbündnis geeinigt hatten. Das Abkommen sah die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit vor, die am Dienstag vom Parlament in Beirut bestätigt wurde und in der das pro-syrische Lager nicht überstimmt werden kann.

Foto (c): Reuters

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