Nasrallah wurde die Kontrolle über die bewaffnete Miliz der Hisbollah entzogen. Teheran fördert seinen Stellvertreter Kassem.
Die iranische Führung soll dem Chef der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, die Kontrolle über die bewaffnete Miliz der Bewegung entzogen haben. Der TV-Nachrichtensender Al-Arabiya meldete am Donnerstag, die Führung des militärischen Arms der pro-iranischen Organisation solle nach dem Willen Teherans vorübergehend Nasrallahs Stellvertreter, Scheich Naim Kassem, übernehmen.
Im Libanon kursieren schon länger Gerüchte über interne Machtkämpfe in der Hisbollah. Bisher hat es jedoch niemand aus der Bewegung gewagt, die Autorität des von vielen Schiiten verehrten Hisbollah-Chefs in Zweifel zu ziehen. Die Hisbollah hatte im Sommer 2006 mit der Entführung zweier israelischer Soldaten und Raketenangriffen über die Grenze den 34-Tage-Krieg mit Israel provoziert, aus dem sie innenpolitisch gestärkt hervorging.
Die Hisbollah ("Partei Gottes") wurde 1982 nach dem damaligen israelischen Einmarsch im Libanon auf Betreiben des iranischen Revolutionsregimes von Ayatollah Khomeini gegründet. Die von Teheran gesteuerte und finanzierte Organisation steht auf der US-Liste von Terrororganisationen. Sie hat an allen demokratischen Wahlen im Libanon nach dem Bürgerkrieg teilgenommen und ist durch eine starke Abgeordnetenfraktion im Beiruter Parlament vertreten. Sie war von Juli 2005 bis November 2006 in der libanesischen Regierung vertreten. Von ihrem ursprünglichen Ziel, der Errichtung einer Islamischen Republik nach iranischem Vorbild, ist sie offiziell abgerückt. Als "nationaler Widerstand" gegen Israel hat sie über die Grenzen des Libanon hinaus Einfluss. Sie verfügt über annähernd 7000 Kämpfer, kann aber gegebenenfalls weit mehr mobilisieren.