Bethlehem-Besuch

Papst Benedikt für Palästinenser-Staat

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Benedikt XVI. trifft mit Palästinensern im Westjordanland zusammen. Er besucht auch den Palästinenser-Präsidenten Abbas.

Papst Benedikt XVI. hat in Bethlehem seine Unterstützung für eine "souveräne palästinensische Heimat" bekundet, die "in Sicherheit und in Frieden mit ihren Nachbarn in international anerkannten Grenzen" entstehen müsse. Das katholische Kirchenoberhaupt wurde am Mittwoch von Präsident Mahmoud Abbas in der Geburtsstadt Christi willkommen geheißen. Im israelisch besetzten Westjordanland leben etwa 50.000 Christen unter 2,4 Millionen Muslimen. Nach der Begrüßungszeremonie zelebrierte der Papst vor der Geburtskirche eine Messe unter freiem Himmel. Am Nachmittag sollte Benedikt XVI. das vom UN-Hilfswerk UNRWA verwaltete Flüchtlingslager Aida und das Caritas-Kinderkrankenhaus besuchen.

Während der in arabischer und lateinischer Sprache gefeierten Messe beklagte der Papst die Leiden des palästinensischen Volkes und betete für eine rasche Aufhebung der israelischen Blockade des Gazastreifens. In seiner Predigt ermutigte er die Christen im Heiligen Land zum Bleiben: Sie sollten eine Brücke des Dialogs und der Zusammenarbeit beim Aufbau einer Kultur des Friedens sein. Nur so könne es einen Weg aus der "gegenwärtig festgefahrenen Lage von Furcht und Aggression" geben. Zu dem Gottesdienst hatten sich mehr als 7000 Menschen versammelt, weit mehr als von den Veranstaltern vorgesehen.

"Ich weiß, wie viel ihr gelitten habt"
Abbas, der dem Gottesdienst in der ersten Reihe beiwohnte, hatte in seiner Begrüßungsrede eine Zweistaatenlösung gefordert und ein Bekenntnis zur friedlichen Koexistenz mit Israel abgelegt. Jerusalem müsse die gemeinsame Hauptstadt beider Staaten sein. Benedikt XVI. drückte seine Solidarität mit den Palästinensern aus: "Ich weiß, wie viel ihr gelitten habt".

Nach Auffassung des Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in Wien, Ariel Muzicant, hat es der Papst nicht geschafft, in Sachen Aussöhnung mit dem Judentum in die Fußstapfen seines 2005 verstorbenen Vorgängers Johannes Paul II. zu treten, und damit Hoffnungen enttäuscht. Gerade weil das Kirchenoberhaupt aus Deutschland stamme, hätte es in seiner Rede in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem auch auf die Nazi-Täter hinweisen müssen.

Papst Benedikt XVI. war "unfreiwillig" in der Hitler-Jugend. Das musste sein Sprecher Lombardi nun bestätigen. Zuvor hatte er betont, dass Benedikt "nie, nie, nie" Mitglied der nationalsozialistischen Jugendorganisation gewesen sein. Der Papst hatte dies aber bereits in einer 1996 erschienenen Biografie bestätigt.


Kritik um Affäre mit Holocaust-Leugnern
Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, kritisierte die Informationspolitik der Kirche zum Stand der Affäre um den als Holocaust-Leugner hervorgetretenen Traditionalisten-Bischof Richard Williamson. Nach wie vor sei unklar, wie der zur Pius-Bruderschaft gehörende Brite mit dem ihm vom Vatikan gestellten Ultimatum umgegangen sei, ob er seine Äußerungen überdacht habe oder nicht, und welche Konsequenzen daraus möglicherweise gezogen worden seien. Außerdem stünden nach wie vor die Worte des deutschen Vertreters der vom verstorbenen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten Pius-Bruderschaft im Raum, wonach Juden "Gottesmörder" seien, solange sie nicht bekehrt seien. Knobloch äußerte sich am Dienstagabend in der "Münchner Runde" des Bayerischen Fernsehens. Der Papst hatte die Exkommunikation der vier von Lefebvre unerlaubt geweihten Bischöfe Anfang des Jahres aufgehoben.

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