Das Gefangenenlager ruft seit Jahren Kritik hervor, zahlreichen Häftlingen wurde noch immer kein Prozess gemacht.
US-Verteidigungsminister Robert Gates hat sein Ministerium beauftragt, Pläne für die Schließung des US-Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba auszuarbeiten. Das teilte Pentagon-Sprecher Geoff Morrell am Donnerstag in Washington mit. Das Gefangenenlager in Guantanamo, in dem derzeit noch etwa 250 Gefangene einsitzen, ruft weltweit seit Jahren heftige Kritik hervor.
Ankündigung von Barack Obama
Der Pentagon-Sprecher stellte
bei der Ankündigung ausdrücklich einen Bezug zur Ankündigung des künftigen
Präsidenten Barack Obama her, der im Wahlkampf die baldige Schließung
Guantanamos in Aussicht gestellt hatte. "Sein Team arbeitet daran, so dass
er darauf vorbereitet ist, dem gewählten Präsidenten beizustehen, falls
dieses sich sehr schnell darum kümmern will", sagte Morrell. Die Planungen
sollten aufzeigen, was zur Schließung Guantanamos benötigt werde. Zugleich
müsse sichergestellt werde, dass "das amerikanische Volk vor bestimmten sehr
gefährlichen Individuen geschützt" werde, die dort festgehalten werden.
Gates soll auch unter Obama Verteidigungsminister bleiben.
Zahlreiche Gefangene ohne Prozess
Nach Angaben von
Menschenrechtsorganisationen und ehemaligen Häftlingen werden in Guantanamo
massiv die Menschenrechte verletzt. Zahlreichen Gefangenen wurde auch nach
Jahren noch kein Prozess gemacht. Auch US-Gerichte entschieden, dass es
nicht rechtens sei, den Häftlingen durch die Internierung auf Kuba jeden
Zugang zu regulären Gerichten zu versperren.
Symbol für "Anti-Terror-Krieg"
Nach den Anschlägen
vom 11. September 2001 in den USA waren in Guantanamo rund 800 Gefangene aus
unterschiedlichen Ländern interniert worden. In der ersten Phase nach der
Einrichtung des Lagers im Jänner 2002 wurden die Häftlinge unter freiem
Himmel in Käfige gesperrt, die Fotos gingen um die Welt. Später wurden die
meisten Gefangenen in zwei neu errichteten Haftanstalten untergebracht, die
nach dem Modell von US-Hochsicherheitstrakten eingerichtet wurden.
Guantanamo wurde zum Symbol für die Exzesse des "Anti-Terror-Kriegs".
Verbündete sollen freigelassene Häftlinge aufnehmen
US-Präsident
George W. Bush hat schon vor geraumer Zeit gesagt, dass er sich eine
Schließung Guantanamos wünsche. Die Regierung in Washington rief ihre
Verbündeten in diesem Zusammenhang auf, freigelassene Häftlinge aufzunehmen.
Viele der Ex-Terrorverdächtigen können nämlich nicht in ihre Heimatländer
gebracht werden, weil ihnen dort Gefahr für Leib und Leben droht. Für
Österreich hat Außenminister Michael Spindelegger (V) jedoch bereits
abgewunken. Die derzeitige Rechtslage ermögliche eine Aufnahme nur auf Basis
des Asyl- oder Einwanderungsrechts.