Sieben polnische Soldaten, die ohne direkte Bedrohung ein ostafghanisches Dorf beschossen und dabei sechs Zivilisten getötet haben sollen, müssen drei Monate in Untersuchungshaft.
Das ordnete das zuständige Militärgericht in Posen (Poznan) am Donnerstag an. Den Soldaten, die bereits zwei Tage zuvor in Gewahrsam genommen worden waren, wird vorgeworfen, mit ihrem Vorgehen am 16. August 2007 die Haager und die Genfer Konvention zum Schutz von Zivilisten im Krieg verletzt zu haben. Sechs von ihnen drohen wegen Tötung der Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder, lebenslange Haftstrafen, dem siebenten Beschuldigten 25 Jahre Gefängnis.
Beweismaterial
Das von der Staatsanwaltschaft gesammelte
Beweismaterial zeige, dass die unterstellten Straftaten mit "hoher
Wahrscheinlichkeit" wirklich begangen worden seien, sagte der Richter Piotr
Tabor zur Begründung. Es bestehe auch Verdunklungsgefahr. Ob und
gegebenenfalls wann Anklage erhoben wird, entscheidet das Posener Gericht.
Taliban griffen Soldaten an
Nach einer Pressemitteilung der
NATO-geführten internationalen Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) vom August
hatten Taliban-Kämpfer die Soldaten auf dem Rückweg von einem Einsatz in
Ostafghanistan angegriffen. Beim anschließenden Feuergefecht seien die
Zivilisten getroffen worden, hatte es geheißen. Der Beschuss der Ortschaft
mit Mörsergranaten erfolgte zwei Tage nach dem Tod des ersten polnischen
Soldaten in Afghanistan.
"Keine direkte Bedrohung"
Beim Verhör in Polen hätten
die Beschuldigten zugegeben, dass sie diese von der ISAF verbreitete Version
für die Militärbehörden erfunden hätten, teilte die polnische
Staatsanwaltschaft mit. Es habe "keine direkte Bedrohung oder Aggression"
durch die Taliban gegeben. Polen beteiligt sich zur Zeit mit 1200 Soldaten
am ISAF-Einsatz.