Unruhen

Tonga bittet Australien um Hilfe

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Die Regierung des Pazifikstaats Tonga will Australien und Neuseeland um die Entsendung von bis zu 200 Soldaten bitten, um nach den Unruhen vom Donnerstag wieder die Sicherheit herzustellen.

Das beschloss das Kabinett von Ministerpräsident Fred Sevele am Freitag, wie ein Regierungssprecher in Nuku'Alofa mitteilte. Nach Klärung von Details könnten die ersten Truppen am Samstag eintreffen.

"Nationaler Ausnahmezustand"
Die Regierung schränkte zudem die Bewegungsfreiheit in der Hauptstadt beträchtlich ein. Regierungssprecher Lopeti Senituli betonte aber: "Das ist noch nicht ein nationaler Ausnahmezustand."

Sechs Leichen gefunden
Einen Tag nach den Unruhen fanden Feuerwehrleute in einem niedergebrannten Gebäude im Zentrum der Hauptstadt sechs Leichen. Die Toten wurden in einem Büro des Energieunternehmens Shoreline entdeckt, teilte Oberkammerherr Fielakepa, Sprecher von König Saiosi Tupou V., mit. Da keine Mitarbeiter des Unternehmens vermisst würden, handele es sich vermutlich um Plünderer oder Aufständische.

Geschäftsviertel abgesperrt
Polizei und Soldaten sperrten am Freitag das Geschäftsviertel in der Innenstadt ab, in dem es am Donnerstag zu den Unruhen gekommen war. Gruppen von Jugendlichen steckten dort zahlreiche Gebäude in Brand. Sie griffen unter anderem den Amtssitz von Ministerpräsident Fred Sevele, andere Regierungsgebäude sowie das Parlament an.

Der Aufstand begann im Anschluss an eine friedliche Demonstration von mehreren tausend Menschen, die das Parlament aufforderten, vor dem Abschluss der Sitzungsperiode am Donnerstag demokratische Reformen zu beschließen.

Feudale Verhältnisse in Tonga
In dem Inselstaat herrschen bisher weitgehend feudale Verhältnisse. Der Ministerpräsident wird nicht gewählt, sondern vom König ernannt. Bisher werden nur neun der 32 Abgeordneten im Parlament von der Bevölkerung gewählt, die übrigen werden vom König und Patrizierfamilien berufen.

Im Oktober empfahl ein Regierungskomitee jedoch, künftig alle Abgeordneten durch Wahl zu bestimmen. Die Bemühungen um eine Demokratisierung setzten im September mit dem Tod von König Taufa'ahau Tupou IV. ein, der mehr als 40 Jahre an der Macht war.

Die 169 Tonga-Inseln liegen etwa auf halbem Weg zwischen Australien und Tahiti. Sie werden von 108.000 Menschen bewohnt. Wichtige Exportgüter sind Vanille-Schoten und Fisch.

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