Das sudanesische Regime hat die Anschuldigungen gegen Staatschef Omar Hassan al-Bashir wegen Völkermordes in der zurückgewiesen.
Nachdem Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno-Ocampo, einen Haftbefehl gegen Bashir beantragt hat, betonte der sudanesische Staatschef im nationalen Fernsehen, dass er das Gericht nicht anerkenne. In Darfur sind seit 2003 nach UNO-Schätzungen etwa 300.000 Menschen gewaltsam umgekommen. In der Region terrorisieren regimetreue arabische Janjaweed-Reitermilizen die ansässige Bevölkerung. 2,5 Millionen Menschen wurden vertrieben, eine Viertelmillion flüchtete über die Grenze in das Nachbarland Tschad.
"Bashir für Genozid persönlich verantwortlich"
Die
Verantwortung für Vertreibung, Mord und Vergewaltigung in Darfur trage an
erster Stelle der seit 1989 regierende Bashir, sagte Moreno-Ocampo: "Die
Entscheidung für den Genozid wurde von Bashir persönlich getroffen." Die
Arabische Liga berief umgehend eine Krisensitzung ihrer Außenminister für
kommenden Samstag ein. Die Vereinten Nationen und die EU reagierten
zurückhaltend auf den spektakulären Schritt Moreno-Ocampos.
China über Haftantrag gegen Bashir sehr besorgt
Die
chinesische Regierung hat große "Sorgen und Bedenken" über den beantragten
Haftbefehl gegen den sudanesischen Staatschef geäußert. Der Gerichtshof
solle helfen, die Stabilität im Sudan zu fördern und eine Lösung der
Darfur-Frage zu finden, sagte am Dienstag in Peking der Sprecher des
Außenministeriums, Liu Jianchao, "und nicht das Gegenteil." Der Konflikt
solle durch Verhandlungen gelöst werden. China habe mit anderen Mitgliedern
des UNO-Sicherheitsrates in dieser Frage Gespräche aufgenommen und hoffe,
einen Konsens zu erreichen.
Kritiker werfen der Volksrepublik China wirtschaftliche und politische Unterstützung des sudanesischen Regimes und damit eine indirekte Verantwortung für den Völkermord vor. Die chinesische Führung hat die internationale Kritik an ihrer Sudan-Politik wiederholt zurückgewiesen. China, Hauptinvestor in der sudanesischen Ölindustrie, wird insbesondere beschuldigt, das Regime in Khartum mit Waffen zu versorgen, die in Darfur zum Einsatz kommen. Acht Friedensnobelpreisträger hatten wegen der Tragödie in Darfur einen offenen Brief an den chinesischen Staats- und Parteichef Hu Jintao gerichtet. China müsse helfen, die Tragödie zu beenden, "im Jahr der Olympischen Spiele muss China gewährleisten, dass die Taten den olympischen Idealen von Frieden und internationaler Zusammenarbeit entsprechen." China habe den Handel mit dem Sudan im vergangenen Jahr verdoppelt und es der sudanesischen Regierung damit leichter gemacht, "ihre Kriegsgräuel fortzuführen".
Chinesische Waffen im Sudan
Hollywood-Regisseur Steven Spielberg
hatte aus Protest gegen die chinesische Sudan-Politik seine Beratertätigkeit
für die Eröffnungs-und die Schlusszeremonie der Olympischen Spiele in Peking
zurückgelegt. Spielberg schloss sich den weltweiten Protesten an. China
kauft zwei Drittel der sudanesischen Ölexporte und liefert dem Land Waffen.
Peking verteidigt Khartum im Weltsicherheitsrat.
Peking hat einen Bericht des britischen Senders BBC zurückgewiesen, wonach die Volksrepublik China ungeachtet des UNO-Verbots dem sudanesischen Regime im Konflikt in der Krisenregion Darfur Militärhilfe leistet. "Der Bericht ist stark verzerrend", sagte der chinesische Sondergesandte für Darfur, Liu Guijin, nach Angaben der englischsprachigen Zeitung "China Daily" vom Dienstag. China habe das Embargo niemals gebrochen. BBC-Reporter hatten nach eigenen Angaben chinesische Armeelastwagen mit Flugabwehrgeschützen in Darfur entdeckt. Ein Fahrzeug sei in der Hand der Rebellen gewesen, die es von sudanesischen Regierungssoldaten erobert hätten. Nach Erkenntnissen des Senders hat China zudem Piloten ausgebildet, chinesische Kampfflugzeuge vom Typ A5 Fantan zu fliegen.
Rebellen begrüßen Haftbefehl
Die UNO hat am Dienstag
mit einem Teilabzug aus Darfur begonnen, weil sie nach den
Völkermordanschuldigungen gegen Bashir Repressalien fürchtet. Mit tiefer
Befriedigung haben sudanesische Rebellengruppen aus Darfur darauf reagiert,
dass der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes einen
Haftbefehl Bashir beantragt hat. In einer am Dienstag von arabischen Medien
veröffentlichten Erklärung der Sudanesischen Befreiungsbewegung (SLM) hieß
es, der Antrag sei ein "Sieg der Menschlichkeit in Darfur". Wenn ein
Haftbefehl gegen den Präsidenten erlassen werde, würde dadurch auch die
Regierung illegal, weshalb im Exil eine sudanesische Regierung der
nationalen Einheit gebildet werden solle.