Äthiopische Soldaten haben in Somalia neuerlich das Feuer auf Zivilisten eröffnet und dabei sechs Personen in einem Kleinbus getötet.
Die ausländischen Soldaten hätten "wahllos" zu feuern begonnen, nachdem sie sich zuvor in dem Bereich einen Schusswechsel mit muslimischen Aufständischen geliefert hatten. Vier weitere Insassen des Kleinbusses seien bei dem Zwischenfall südlich der Hauptstadt Mogadischu verletzt worden, bestätigte am Donnerstag der Clan-Chef Adan Nur Jisow.
Hauptstadt unter Beschuss
Vor zehn Tagen hatten äthiopische
Soldaten Wohngebiete in der somalischen Hauptstadt unter Beschuss genommen
und zehn Menschen getötet. In Somalia werden die äthiopischen
Besatzungstruppen, von denen die Übergangsregierung des Präsidenten
Abdullahi Yusuf Ahmed vollständig abhängig ist, von islamischen Fraktionen
bekämpft. Internationale Menschenrechtsorganisationen haben den
Konfliktparteien "zügellose Kriegsverbrechen" vorgeworfen: Die äthiopischen
Truppen und ihre somalischen Verbündeten seien ebenso wie die Islamisten
verantwortlich für "massives Leiden der Zivilbevölkerung".
Die Milizen des sogenannten Rates der Islamischen Gerichte hatten Mogadischu beim Herannahen der äthiopischen Panzer im Dezember 2006 aufgegeben. Das rigorose Vorgehen der Äthiopier ohne Rücksicht auf Zivilisten, wie auch der Einsatz schwerer Waffen in Wohngebieten Mogadischus, trugen zur Radikalisierung bei. Über eine halbe Million Menschen wurden in die Flucht getrieben. Im Vorjahr war in Asmara in Eritrea eine antiäthiopische "Allianz für die Wiederbefreiung Somalias" gebildet worden.
Friedensaufruf
Nachdem sich mehrere islamische Gruppen von dem
provisorischen Waffenruheabkommen distanziert haben, das eine neunzigtägige
Feuerpause und einen Zeitplan für den Abzug der äthiopischen Truppen vorsah,
hatte der UN-Sonderbeauftragte Ahmedou Ould-Abdallah die Konfliktparteien
zur Fortsetzung des Friedensprozesses aufgerufen. An diesem Wochenende
sollen im Nachbarstaat Dschibuti neue Friedensgespräche stattfinden.
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte sich gegen eine Stationierung von
Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen in Somalia gewandt, dies wäre
"keine realistische Option" und hätte keine Chance auf Erfolg.
In Somalia herrscht seit 16 Jahren Bürgerkrieg. Die Islamisten, die Waffenhilfe aus Saudi-Arabien, Jemen und Eritrea erhalten, hatten Mogadischu und große Teile Somalias ein halbes Jahr beherrscht, nachdem es ihnen gelungen war, die von den USA unterstützte Warlord-Allianz zu schlagen, deren Führer nunmehr in der Übergangsregierung sitzen. Die Warlords hatten nach dem Sturz des Diktators General Mohammed Siad Barre 1991 Chaos und Anarchie in dem Land am Horn von Afrika verbreitet.