Hintergrund

Stichwort: Die Orthodoxe Kirche

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Der "Kirche des rechten Glaubens" gehören weltweit bis zu 350 Millionen Gläubige an.

Der Begriff "orthodox" (orthos: richtig - doxazein: lobpreisen) bedeutet "rechte Lobpreisung" Gottes. In diesem Sinne versteht sich die Orthodoxe Kirche als "Kirche des rechten Glaubens". Was den Glaubensinhalt betrifft, gibt es eine Orthodoxe Kirche, verwaltungsmäßig sind es mehrere, von denen jede eigenständig ihre Hierarchie wählt. Der polyzentrische Charakter der orthodoxen Kirchenfamilie schließt eine zentralistische Verwaltung wie in der römisch-katholischen aus. Innerhalb dieser Gemeinschaft von Gleichberechtigten gibt es eine der historischen Entwicklung entsprechende kanonische Rangordnung.

Bis zu 350 Millionen Gläubige
Die Weltorthodoxie der byzantinischen Tradition mit nach unterschiedlichsten Schätzungen weltweit 250 bis 350 Millionen Gläubigen umfasst 14 Patriarchate und autokephale (eigenständige) Teilkirchen mit synodaler Verfassung: Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel und die frühchristlichen - auf das Konzil von Nizäa (325) zurückgehenden - Patriarchate von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem, sowie die Patriarchate von Moskau und ganz Russland, von Serbien, Rumänien, Bulgarien und Georgien und die Kirchen von Zypern, Griechenland, Polen, Albanien, Tschechien-Slowakei. Mehrere autokephale Kirchen haben unter ihrer Jurisdiktion eine Reihe von autonomen Kirchen.

Die Teilkirchen empfinden sich in Sakraments- und Amtsverständnis und in der gottesdienstlichen Praxis als die eine, in der ungebrochenen apostolischen Tradition stehende Kirche. Während die orthodoxen Priester verheiratet sein können, müssen die Bischöfe aus dem Mönchsstand kommen. Der Erste unter den Patriarchen ist der Ökumenische Patriarch als Erzbischof von Konstantinopel, dem "Neuen Rom". Er residiert im Phanar in Istanbul und nimmt eine Reihe von Kompetenzen für die Gesamtorthodoxie war. Nur er kann ein panorthodoxes Konzil einberufen. Von seiner Zustimmung hängt die Gültigkeit einer Autokephalieerklärung ab.

Die 1963 vom Ökumenischen Patriarchen Athenagoras I. errichtete " Metropolis von Austria" und Exarchie für Mitteleuropa erhielt durch das 1967 vom Nationalrat verabschiedete "Bundesgesetz über äußere Rechtsverhältnisse der orthodoxen Kirche in Österreich" die Stellung einer Körperschaft öffentlichen Rechts. Mit diesem Gesetz wurde die kirchliche Jurisdiktionsgewalt des Phanar anerkannt und erstmals von dem alten staatskirchenrechtlichen Prinzip abgegangen, nach dem mit Ausnahme der katholischen Kirche kein oberster Jurisdiktionsträger seinen Sitz außerhalb Österreichs haben dürfe.

"Metropolis von Austria"
Bedeutende griechisch-orthodoxe Theologen, die in Wien gewirkt haben, waren der nachmalige Ökumenische Patriarch Joachim III. (1901-12), der als Lehrer an der Schule und als Diakon tätig war, sowie Metropolit Germanos Karavangelis. 1912/13 war er Statthalter des Ökumenischen Thrones. Wegen seines politischen Engagements im mazedonischen Befreiungskampf wurde er zum Tode verurteilt und musste sich dem Zugriff der türkischen Behörden durch Flucht entziehen. 1924 kam Karavangelis nach Wien, wo er bis zu seinem Lebensende 1935 als Erzbischof und Exarch für Mitteleuropa fungierte. Die Wahl zum Erzbischof von Athen lehnte er ab. 1959 fand die Überführung seiner Gebeine vom Wiener Zentralfriedhof nach Kastoria in Nordwestgriechenland statt. Sein Nachfolger, Metropolit Chrysostomos Tsiter, war einer der Pioniere der ökumenischen Begegnung in Österreich. Seit 1991 steht Michael Staikos an der Spitze der 1963 vom Ökumenischen Patriarchen Athenagoras I. neu errichteten "Metropolis von Austria" mit mehr als 20.000 Gläubigen.

In der Griechischen Nationalschule in Wien, 1801 gegründet und mit Hofdekret von 1804 staatlich anerkannt, werden heute rund 200 Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 18 Jahren unterrichtet und betreut. Lehrkörper und Lehrmaterial werden vom griechischen Staat zur Verfügung gestellt.

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