Russland stoppt Öl-Lieferungen an Deutschland und Kanzlerin Merkel ruft prompt die Rückkehr zur Atomkraft aus. Sie ist auf EU-Linie.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt sich angesichts des russischen Öl-Lieferstopps nach Deutschland alarmiert. "Deshalb müssen wir Energie sparen und auf erneuerbare Energien setzen. Und deshalb muss man sich natürlich auch überlegen, welche Folgen es hat, wenn wir Kernkraftwerke ausschalten", so Merkel.
"Kein Auto fährt mit Uran"
Beim
Koalitionspartner SPD und der Opposition stieß das heikle Thema Kernkraft
auf massiven Widerstand. Benzin könne man nicht durch Atomenergie ersetzen,
so SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber. "Mit Uran kann man keine Häuser
beheizen und Autos betanken", legte der Ex-Umweltminister Jürgen
Trittin (Grüne) nach. Merkels Vorstoß kam zwei Tage, nachdem Russland den
Ölfluss der Druschba-Pipeline gekappt hatte. 500.000 Tonnen Rohöl bezieht
Deutschland pro Monat aus dieser Energie-Ader, ein Fünftel des
Gesamtbedarfs.
EU hängt am Öl-Tropf
Im gesamten EU-Raum sind die
Abhängigkeiten am Energie-Sektor noch stärker: Schon heute bezieht die EU 82
Prozent des Erdöls und 57 Prozent des Erdgases aus Drittstaaten, Tendenz
stark steigend. Die Angst, dass Russland die Energie künstlich verknappt,
sitzt deshalb tief.
Energie-Schlachtplan
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso
stellt am Mittwoch einen Aktionsplan Energie vor. Dieser sieht unter anderem
vor, dass Europa bis 2020 um 13 Prozent weniger Energie als bisher
verbrauchen soll. Erreicht werden soll dies vor allem durch effizientere
Autos und besser wärmgegedämmte Häuser. Gleichzeitig soll der Anteil der
erneuerbaren Energie erhöht werden: von heute sieben auf bis zu 30 Prozent
in 25 Jahren.
Atomkraft? Ja, bitte!
Auch den Ausbau der Atomkraft als
Energie-Alternative ließen Brüsseler Beamte ins Strategiepapier einfließen.
Andere EU-Studien gehen von einem massiven Anstieg der europäischen AKWs
nach 2020 aus.
Weg aus der Krise
"Derzeit werden europaweit mehr
Kernkraftwerke still gelegt, als gebaut", meint dazu Stefan Schleicher,
Energie-Experte am Wirtschaftsforschungsinstitut (WiFo) in Wien. "Selbst
bei anhaltend großer Bereitschaft zur Kernkraft würden AKWs in den nächsten
25 Jahren nicht genügend Leistung bringen", so Schleicher weiter: "Ein
Mix aus Sparmaßnahmen und der Ausbau alternativer Energien auch ohne
Atomkraft kann uns aus der Krise führen."
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