Ein feuchtfröhlicher Besuch im Striptease-Club im Jahr 2003 droht in der australischen Politik zu einer Staatsaffäre zu werden.
Oppositionsführer Kevin Rudd gab den Besuch, der sich am Rande einer Reise zur UNO in New York ereignete, am Sonntag zu. Zugleich warf Rudd aber der Regierung vor, sie habe Einzelheiten zu seinem Ausrutscher in politischer Absicht durchsickern lassen. Der Labour-Chef, der gute Aussichten auf einen Wahlsieg Ende des Jahres hat, gilt als konservativer Christ. Er bezeichnete seinen Ausflug in die Bar als Fehler.
"Es war ein Fehler"
Der Barbesuch in betrunkenem
Zustand sei "ein Fehler gewesen, das hätte ich nicht tun sollen", gab Rudd
sich reumütig. Australische Medien hatten zuvor berichtet, der Labour-Chef
habe sich auffällig daneben benommen. Dies wies der Politiker zurück.
Allerdings habe er keine "vollständige Erinnerung" an die Einzelheiten des
Programms in dem Striplokal. Es sei aber seiner Ansicht nach dort "nicht
mehr gelaufen, als in jedem australischen Pub auch". Zwar habe er sicher zu
viel getrunken, aber schlecht benommen habe er sich seiner Erinnerung nach
nicht. Ein Journalist, der den Politiker begleitete, versicherte, Rudd habe
sich "wie ein Gentleman" benommen.
Wähler verzeihen ihm
Auf die Frage eines Journalisten, ob
die durchgesickerten Informationen vielleicht Teil einer
Verunglimpfungskampagne gegen ihn seien, antwortete Rudd mit Blick auf
Außenminister Alexander Downer: "Das sollten sie Downer und seine Leute
fragen." Bei Labour-Kollegen und Bürgern auf der Straße war die Reaktion auf
das reumütige Eingeständnis eher gelassen. Der Labour-Regierungschef des
Bundesstaates Queensland, Peter Beattie, äußerte die Einschätzung, der
Vorfall werde Rudd keine Wählerstimmen kosten, sondern einbringen.
In einem Internetkommentar auf der Seite des größten Pressekonzerns des Landes News Ltd. schrieb ein Mann: "Super, Kevin, Du kriegst meine Stimme dafür, dass Du menschlich bist." Ein anderer Kommentator gab allerdings zu bedenken: "Dieser Mann will unser Land regieren. Was für ein Beispiel gibt er denn den Kindern Australiens?"