Die Parlamentsblockade in Bangkok hat ein gewaltsames Ende gefunden: Die Polizei setzte Tränengas ein. Der Premier floh mit einem Heli.
Bei den schwersten Unruhen in Thailand seit mehr als 15 Jahren sind am Dienstag zwei Menschen getötet und mehr als 380 Demonstranten teils schwer verletzt worden. Das Militär schickte Soldaten zur Unterstützung der Polizei in die Hauptstadt Bangkok, dementierte aber Gerüchte über einen bevorstehenden Putsch. Die seit Wochen andauernden Proteste richten sich gegen den neuen Ministerpräsidenten Somchai Wongsawa, den die Opposition als eine Marionette seines vor zwei Jahren gestürzten Vorgängers Thaksin Shinawatra bezeichnet.
Antrittsrede sollte verhindert werden
Die Demonstranten der
oppositionellen Volksallianz für Demokratie (PAD) wollten die Antrittsrede
von Ministerpräsident Somchai vor den Abgeordneten verhindern. Die
Regierungsgegner hatten am Abend damit begonnen, die Straße zum
Parlamentsgebäude mit Barrikaden aus Stacheldraht und Autoreifen zu
blockieren.
Flucht im Helikopter
Ministerpräsident Somchai Wongsawat verließ
das Parlament in einem Hubschrauber und begab sich in das Hauptquartier der
Streitkräfte. Kurz darauf hieß es, das Militär werde beauftragt, die
Polizeikräfte bei der Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung zu
unterstützen.
Angesichts der Gewalteskalation kündigte Vize-Ministerpräsident Chavalit Yongchaiyudh seinen Rücktritt an: "Da der Einsatz der Polizei nicht das erreicht hat, was ich geplant hatte, möchte ich Verantwortung für die Operation übernehmen." Er betonte allerdings, dass er die Einsatzkräfte zur Zurückhaltung aufgefordert habe.
Zwei Tote
Als sich die Beamten einen Weg zum blockierten
Parlamentsgebäude bahnen wollten, kam in der Nähe ein Mann bei der Explosion
eines Lastwagens ums Leben. Vermutlich handelte es sich um eine Autobombe.
Eine Frau erlag zudem ihren Verletzungen. Bis zum Abend wurden nach
Krankenhausangaben 381 Verletzte behandelt, darunter knapp 50
Schwerverletzte. Zwei Männern wurden Teile der Beine durch explodierende
Tränengasgranaten abgerissen. Zwei Polizisten wurden angeschossen, ein
anderer wurde mit einem Messer verletzt.
Gewaltsame Auseinandersetzungen spielten sich auch am Polizeipräsidium ab. Dort gingen die Beamten ebenfalls mit Tränengas und Blendgranaten gegen Demonstranten vor, die mit Steinen und Feuerwerkskörpern warfen. Ein mit Gülle beladener Wagen der Stadtreinigung verstreute Jauche vor dem Gebäude.
Die Opposition wirft Somchai vor, lediglich Statthalter seines 2006 durch einem Militärputsch gestürzten Schwagers Thaksin zu sein. Thaksin, gegen den Korruptionsvorwürfe erhoben werden, lebt im Exil in Großbritannien. Somchai schloss die Verhängung des Ausnahmezustands als Reaktion auf die Unruhen aus.