Simbabwe droht vor der Stichwahl ums das Präsidentenamt im Chaos zu versinken. US-Außenministerin Rice ist in der Region - und fordert UN-Hilfe.
Angesichts der eskalierenden Gewalt in Simbabwe vor der Stichwahl um das Präsidentenamt mehren sich die Forderungen nach einem Eingreifen von außen. Nach Angaben der Opposition wurden am Donnerstag erneut Leichen von vier entführten Jugendlichen gefunden. Damit seien seit dem ersten Wahlgang am 29. März bereits mehr als 70 ihrer Anhänger ums Leben gekommen. Wie die britische BBC berichtete, wurde auch die Frau des oppositionellen Bürgermeisters von Harare getötet. Ihre verbrannte Leiche sei ebenfalls gefunden worden. Die ZANU(PF)-Partei von Präsident Robert Mugabe machte die Opposition selbst für die Gewalt verantwortlich.
Odinga will UN-Truppen
Während die USA den Weltsicherheitsrat
aufforderten, sich mit der Lage in dem afrikanischen Krisenstaat zu
beschäftigen, forderte Kenias Regierungschef Raila Odinga bei einem Besuch
in Washington die Entsendung internationaler Friedenstruppen. Die Stichwahl
zwischen Amtsinhaber Mugabe und seinem Herausforderer Morgan Tsvangirai von
der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) ist für den 27. Juni geplant.
"Wenn man sich die politische und humanitäre Situation anschaut, ist klar: Das ist ein Land in der Krise", sagte der amtierende Ratspräsident, der amerikanische UN-Botschafter Zalmay Khalilzad, in New York. Die Mehrheit des 15-köpfigen höchsten Gremiums der Vereinten Nationen unterstütze eine Sitzung zu Simbabwe, von einigen Mitgliedern gebe es jedoch noch Widerstand, sagte Khalilzad. Ein Termin für die Sitzung steht deshalb noch nicht fest.
Kritik an Mugabe
Am Rande eines Treffens mit US-Außenministerin
Condoleezza Rice in Washington nannte Odinga Präsident Mugabe "beschämend"
für Afrika. Die bevorstehende Stichwahl bezeichnete er als "Schwindel".
Simbabwe bleibe "ein Schandfleck auf dem afrikanischen Kontinent". Rice
sagte mit Blick auf gewaltsame Einschüchterungen von Oppositionsanhängern
vor der Stichwahl, die USA seien sehr besorgt.
Die südafrikanische Oppositionspolitikerin Patricia de Lille erklärte nach einem Besuch in Simbabwe, die Situation ähnle einem Bürgerkrieg. Der regionale Staatenverbund SADC müsse dringend einen Krisengipfel einberufen. Freie und faire Wahlen seien nicht möglich. Zudem gebe es zu wenig Wahlbeobachter. Die Zeitung "Business Day" berichtet am Donnerstag, Südafrikas Präsident Thabo Mbeki habe am Vortag Mugabe und Tsvangirai zur Absage der Stichwahl und der Bildung einer Koalitionsregierung bewegen wollen. Die MDC mache aber ein Eingeständnis Mugabes, die Wahl verloren zu haben, zur Vorbedingung.
Der staatliche simbabwesische Rundfunk kündigte unterdessen an, keine Werbespots für Tsvangirai mehr auszustrahlen. Justizminister Patrick Chinamas betonte im südafrikanischen Rundfunk, die MDC erhalte in ausländischen Medien bereits genug Beachtung.
In Harare erschien am Donnerstag der seit einer Woche unter dem Vorwurf des Hochverrats inhaftierte MDC-Generalsekretär Tendai Biti vor Gericht. Ihm droht die Todesstrafe. Seine Anwälte brachten zunächst Beschwerden gegen seine