Nord- und Südkorea befinden sich offiziell im Kriegszustand. Nun kündigten beide Staatschef an, eine Friedenslösung herbeizuführen.
Die USA streichen Nordkorea nach Angaben der kommunistischen Regierung in Pjöngjang von der Liste der Staaten, die den internationalen Terrorismus fördern. Damit honorierten die USA die Zusage Nordkoreas, seine Atomanlagen bis Ende des Jahres abzuschalten, berichtete am Freitag die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Auch in Handelsfragen soll Nordkorea nicht mehr in der schwarzen Liste des "Enemy Act" aufgeführt werden. Ein Zeitrahmen wurde in der Meldung nicht genannt. Die Streichung von der Terror-Liste gehört seit langem zu den Kernforderungen des Regimes in Pjöngjang.
Truppenabzug verfrüht
Der nordkoreanische Machthaber Kim
Jong Il hat nach südkoreanischen Angaben beim Gipfeltreffen beider Länder in
dieser Woche den Vorschlag zu Gesprächen über einen Truppenabzug von der
innerkoreanischen Grenze abgelehnt. "Das Thema war vom Tisch, als Kim
Jong Il sagte, eine Diskussion darüber sei verfrüht",
erklärte der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Jang Soo am Freitag
vor Journalisten in Seoul.
Nordkorea will schrittweise Abrüstung
Ungeachtet der
weitgefassten Gipfelerklärung über Aussöhnung mit dem südkoreanischen
Präsidenten Roh Moo Hyun wolle Kim in der Frage der Abrüstung der
koreanischen Staaten nur schrittweise vorgehen, wurde der Minister von der
nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert.
Nach Rohs Vorschlag sollten Süd- und Nordkorea über den Abzug von Soldaten und Waffen diskutieren, die entlang der schwer bewachten Grenze aufgestellt seien, hieß es. An der innerkoreanischen Grenze stehen sich mehr als eine Million Soldaten aus beiden Ländern gegenüber.
Verstärkte Zusammenarbeit geplant
Zum Abschluss ihres
historischen Gipfels haben sich die Staatschefs Nord- und Südkoreas auf eine
verstärkte Zusammenarbeit in zahlreichen Bereichen festgelegt. Die "höchsten
Autoritäten" sollten sich "häufig treffen", um die
Beziehungen weiterzuentwickeln, heißt es in der Erklärung des Südkoreaners
Roh Moo Hyun und des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong Il, die am
Donnerstag veröffentlicht wurde. In der Erklärung ist immer wieder von einer "Wiedervereinigung"
der beiden Staaten die Rede, die seit dem Korea-Krieg (1950-53) getrennt
sind, aber auch von der "Nichteinmischung in innere Angelegenheiten".
"Der Süden und der Norden werden sich nicht feindlich gegenüberstehen, militärische Spannungen verringern und Streitfragen durch Gespräche und Verhandlungen klären", versicherten Roh und Kim. Sie vereinbarten Bemühungen zur reibungslosen Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms, die Einrichtung einer gemeinsamen Fischereizone zur Überwindung alter Grenzstreitigkeiten, einen regen Kulturaustausch und Erleichterungen bei der Familienzusammenführung.
Offizielles Ende des Korea-Kriegs soll besiegelt werden
In der
Schlussdeklaration rufen die Staatschefs zu einem Gipfel von "drei oder
vier Ländern" auf, um offiziell das Ende des Korea-Kriegs
(1950-1953) zu besiegeln. Die beiden Koreas hatten nach dem Krieg nur einen
Waffenstillstand geschlossen, jedoch keinen Friedensvertrag - womit sie sich
formell nach wie vor im Kriegszustand befinden. Einem Friedensvertrag
müssten auch die USA und China zustimmen, die während des Krieges auf Seiten
des Südens beziehungsweise des Nordens gekämpft hatten.
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An wirtschaftlicher Zusammenarbeit ist der Start eines Frachtzuges zwischen dem verarmten kommunistischen Nordteil und dem prosperierenden Süden der koreanischen Halbinsel vorgesehen. Künftig soll es auch Direktflüge für südkoreanische Touristen nach Nordkorea geben. In Nampo südwestlich Pjöngjangs wollen beide Länder eine gemeinsame Werft errichten.
Russland ist erfreut
Russland begrüßte die Annäherung der beiden
Koreas. Die USA machten ihre Zustimmung zu einem möglichen Friedensvertrag
von den Fortschritten Nordkoreas beim Abbau seines Atomprogramms abhängig.
Es gebe dafür einen "Prozess", sagte ein Sprecher des Weißen
Hauses, Gordon Johndroe, mit Blick auf die Sechs-Nationen-Gespräche zwischen
den USA, Russland, Japan, China sowie Nord- und Südkorea. Die Normalisierung
der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea hänge von den Handlungen
Pjönjangs ab. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten gemeinsamen Erklärung
der sechs Staaten, die über das Ende des Programms beraten, hat Nordkorea
zugesichert, alle seine Atomprojekte offenzulegen und die Atomanlage von
Yongbyon bis Jahresende abzubauen.
Auch Deutschland zufrieden
Der deutsche Außenminister Steinmeier
begrüßte den "erfreulichen Verlauf" des Gipfels. Beide
Seiten hätten "nach langer Zeit wieder eine Perspektive für eine
dauerhafte Friedensordnung", erklärte der Außenminister. Deutschland
sei "sehr gerne bereit, seine Erfahrungen aus dem deutsch-deutschen
Verhältnis mit seinen koreanischen Gesprächspartnern zu teilen".
Hier Lesen: Bush lobt Nordkorea für Atomanlagen-Abbau
Ban begrüßt Friedenserklärung
UN-Generalsekretär
Ban Ki Moon hat die Unterzeichnung einer Friedenserklärung durch Nord- und
Südkorea nachdrücklich begrüßt. Das sei "ein großer
Schritt vorwärts, um sowohl die zwischenkoreanische Zusammenarbeit als auch
den Frieden und die Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel und in
Nordostasien voranzubringen", sagte Ban nach Angaben einer Sprecherin
am Donnerstag in New York.
Besonders hob er die Bereitschaft der beiden Staatschefs hervor, sich für eine dauerhafte Friedenslösung einzusetzen und bot hierfür die Hilfe der Vereinten Nationen an. Südkoreas Präsident Roh Moo Hyun hatte bei einem dreitägigen Besuch in Pjöngjang mit Nordkoreas Militärmachthaber Kim Jong Il eine zukunftsweisende Erklärung zur Zusammenarbeit unterschrieben.