Der Streik der Lokführer in Deutschland wirkt sich auch auf Österreich aus. Direkt-Züge Wien-München fahren erst ab 23:45 wieder.
Der dreistündige Streik eines Großteils der Lokführer der Deutschen Bahn heute, Freitag, sorgt für eine aufgeheizte Stimmung zwischen Deutscher Bahn und Gewerkschaft der Lokführer (GDL). In der Bevölkerung wächst inzwischen die Kritik an den Streikenden und auch die Gewerkschaft ver.di distanzierte sich. Am Frankfurter Bahnhof ist die Bahn gegen eine Demonstration der Lokführergewerkschaft vorgegangen. Sie hatte von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht und die Streikenden gebeten, außerhalb des Bahnhofs zu demonstrieren.
Züge aus Österreich stoppten in Salzburg
In Wien sind
von dem Arbeitsausstand der EC 68 (Abfahrt: 8:22 Uhr) und der EC 62 (Abfahrt
16:22 Uhr) betroffen. Diese Züge stoppten bzw. stoppen in Salzburg. Der
erste Direktzug von Wien nach München fährt um 23:45 Uhr (Euronight 268).
Die ÖBB empfehlen Reisenden, rechtzeitig vor Reiseantritt die Hotline der
Deutschen Bahn (Tel: 0049 1805 334444) zu kontaktieren.
Kein Umdenken trotz Kritik
Trotz breiter Kritik denkt die GDL
weiterhin nicht an ein Umdenken. Sie schließt eine Fortsetzung der
Bahnstreiks am Montag nicht aus. Das sagte der stellvertretende
GDL-Vorsitzende Günther Kinscher am Freitag in einem Interview des deutschen
Senders n-tv. Zugleich überlegt die GDL nach den Worten Kinschers weitere
juristische Schritte. Gegebenenfalls werde der Instanzenweg beschritten,
erklärte er. Das Arbeitsgericht Chemnitz hatte in der Nacht entschieden,
dass die GDL im Regionalverkehr, aber nicht im Fern- und Güterverkehr
streiken darf. Die Lokführergewerkschaft fordert für ihre Mitglieder einen
eigenständigen Tarifvertrag und bis zu 31 Prozent mehr Geld für das
Fahrpersonal. Die Bahn lehnt einen separaten Tarifvertrag ab.
Zustimmung sinkt
Der Streik der Lokführer der Deutschen Bahn wird
aber schön langsam ein Schuss ins eigene Knie. Die Zustimmung in der
Bevölkerung ist am Sinken. Wie das am Freitag veröffentlichte
ZDF-Politbarometer ergab, halten 50 Prozent der Befragten den Ausstand für
nicht gerechtfertigt. 45 Prozent sind demnach gegenteiliger Meinung. Bei der
ersten Streikwelle im Sommer hielten noch 48 Prozent die Maßnahmen für
gerechtfertigt, und nur 45 Prozent lehnten sie ab.
Grundsätzlich sind die Befragten gespalten, wenn es um die Lohnforderungen geht: 48 Prozent halten diese für richtig, 46 Prozent für nicht richtig. Weniger Zustimmung (40 Prozent) findet die Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag für die Lokführer, der von 50 Prozent abgelehnt wird.
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Kritik kommt nun auch aus der Gewerkschaft. ver.di-Chef Frank Bsirske sagte, die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) wolle die Arbeitnehmerschaft mit ihrer Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag spalten. Es könne nicht angehen, dass versucht werde, für eine einzelne Berufsgruppe im Alleingang das Maximale herauszuschlagen.Bsirske kritisierte auch den Marburger Bund und die Vereinigung Cockpit, die das Prinzip der Einheitsgewerkschaft ebenfalls in Frage stellen wollten. "Wir stellen der Zersplitterung und dem Aufkündigen der Solidarität aus gutem Grunde das Gemeinsame entgegen", sagte der ver.di-Vorsitzende.
Kosten von einer Million Euro pro Tag
Der Ausstand kostet der
Deutschen Bahn jedenfalls viel Geld. "Allein im Personenverkehr ist das ein
Schaden von über einer Million Euro pro Streiktag", sagte Sprecher Achim
Stauß am Freitag dem Fernsehsender N24. "Wir haben auch Angst, dass Kunden
dann das Vertrauen in die Bahn verlieren."
Gesamtes Budesgebiet betroffen
Vom Streik betroffen war das
gesamte deutsche Bundesgebiet. So fielen in Bayern jeder dritte Fernzug und
jede zweite Regional- und S-Bahn aus. Die S-Bahnen verkehrten nur alle 40
oder 60 Minuten, die Regionalzüge nur alle zwei Stunden. Im Fernverkehr
könne der eine oder andere ICE von München zum Beispiel nur bis Hannover
statt nach Hamburg fahren, viele EC- und IC-Züge fallen aus.
Fahrkarten wurden erstattet
Fahrkarten werden von der Deutschen
Bahn aus Kulanz kostenlos umgetauscht oder erstattet. Fahrgäste, deren
Regionalzug ausfalle, könnten auch den ICE benutzen. Am Münchner
Hauptbahnhof seien mehrere Dutzend zusätzliche Mitarbeiter als Auskunft im
Einsatz, bundesweit seien es über 1.000, sagte der Bahnsprecher.