Horror im Sudan

"Wenn du bestimmtem Stamm angehörst, wirst du sofort getötet"

Kriegsvertriebene berichten über Gräuel durch RSF-Miliz bei Einnahme von Al-Fashir

Amna Harun musste mitansehen, wie Milizionäre in Al-Fashir ihren Mann und ihren ältesten Sohn erschossen. "Sie haben sie direkt vor meinen Augen getötet und gesagt: 'Wir wollen euch hier nicht'", erzählt sie. Harun konnte entkommen. Sie und andere Geflüchtete schilderten der Nachrichtenagentur AFP Gräueltaten, die die RSF-Miliz bei der Einnahme der Stadt im Westen des Sudans verübte.

Die Kämpfer der Rapid Support Forces (RSF) hatten Al-Fashir in der Region Darfur am 26. Oktober erobert. Seitdem gibt es Berichte über Massenmorde, Entführungen und Vergewaltigungen.

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Auch Hassan Osman hat die Gewalt der RSF-Kämpfer miterlebt. "Sie beurteilen dich nach deinem Stamm, deiner Hautfarbe und der Herkunft deiner Familie", berichtet der Student nach seiner Flucht in die nahe gelegene Stadt Tawila. "Wenn du bestimmten Stämmen angehörst, stellen sie keine Fragen, sondern töten dich sofort." Je nach Stammeszugehörigkeit hätten die Milizionäre von den flüchtenden Zivilisten auch Geld erpresst, oft Hunderte Dollar, sagt Osman. "Sie fragen, woher deine Familie stammt, und legen den entsprechenden Betrag fest."

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Insbesondere Menschen vom Stamm der Zakhawa seien auf der Flucht "rassistisch beleidigt und gedemütigt worden" und hätten "psychische und körperliche Gewalt" erlitten, berichtet Osman. Die ZaKhawa sind die dominierende ethnische Gruppe in Al-Fasir und kämpfen seit Ende 2023 an der Seite der Armee. Auch Amna Harun, deren Mann und Sohn erschossen wurden, ist eine Zakhawa.

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Leichen von Hunden gefressen

Osman hingegen gehört dem Stamm der Berti an und blieb unbehelligt. Doch was er mitansehen musste, war schrecklich: Die Straßen von Al-Fashir seien "mit Leichen übersät" gewesen, schildert Osman. "Manche wurden von Hunden gefressen."

Auch Hussein vom Stamm der Fur hat es bis nach Tawila geschafft. Doch zuvor sei er mehrere Tage lang mit etwa 200 Männern in Garni festgehalten worden, einer Stadt 25 Kilometer nordwestlich von Al-Fashir, sagt er. "Sie schlugen uns mit Stöcken und nannten uns Sklaven." Aus Angst vor Repressalien nennt Hussein nur seinen Vornamen.

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Leugnen

Ein RSF-Offizier aus Al-Fashir, der anonym bleiben wollte, bestreitet gegenüber AFP die Vorwürfe: "Wir haben keine Zivilisten getötet und niemanden, weil er einem bestimmten Stamm angehört. Das sind falsche Anschuldigungen."

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In Darfur leben mehrere nicht-arabische ethnische Gruppen, darunter die Zakhawa, Fur, Berti und Masalit. Sie werden seit langem von arabischen Milizen verfolgt. Der RSF gehören tausende ehemalige Kämpfer der berüchtigten arabischen Janjaweed-Miliz an, die des Völkermordes in Darfur vor zwanzig Jahren beschuldigt wird. Zwischen 2003 und 2008 wurden dort schätzungsweise 300.000 Menschen getötet und fast 2,7 Millionen Einwohner vertrieben.

Seit April 2023 gibt es wieder Krieg im Sudan - zwischen RSF und Armee. In dem Machtkampf geht es unter anderem um die Kontrolle über die Gold- und Ölvorkommen im Sudan. Zehntausende Menschen wurden getötet, mindestens zwölf Millionen weitere vertrieben. In dem Land herrscht nach UNO-Angaben die schlimmste Hungerkrise weltweit.

Blutlacke unter der Tür und Massengräber

Der 16-jährige Munir Abderahman brauchte elf Tage, um von Al-Fashir in das Lager Tiné im Nachbarland Tschad zu fliehen. Als die RSF-Miliz Ende Oktober in Al-Fashir einmarschierte, pflegte Munir gerade seinen Vater im Krankenhaus, einen Soldaten der regulären Armee, der einige Tage zuvor bei den Kämpfen verletzt worden war.

"Die Milizionäre riefen sieben Krankenschwestern zusammen und führten sie in einen Raum. Wir hörten Schüsse und ich sah das Blut unter der Tür hindurchsickern", erzählt er mit brüchiger Stimme. Noch am selben Tag verließ der Jugendliche mit seinem Vater die Stadt, doch der Vater starb auf der Flucht.

Samira Abdallah Bachir berichtet von einem Graben voller Leichen, durch den sie auf der Flucht aus Al-Fashir mit ihren drei kleinen Kindern klettern musste. Jetzt ist die 29-Jährige im Lager in Tiné in Sicherheit.

Doch lange können die Geflüchteten nicht bleiben. "Die Leute werden aus Tiné umgesiedelt, um die Überbelegung zu verringern und Platz für neue Flüchtlinge zu schaffen", sagt Ameni Rahmani von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Menschenrechtsorganisationen befürchten, dass die RSF-Kämpfer die ethnisch motivierte Gewalt in den von ihr besetzten Gebieten fortsetzen.

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