Das sagt ÖSTERREICH

Ein großer Sieger, drei Gewinner und zwei krachende Verlierer

Teilen

Die Wiener Wahl hat gestern ein eindrucksvolles Ergebnis gebracht: Es gab einen großen Sieger, drei weitere Gewinner und zwei krachende Verlierer. 

Michael Ludwig ist zweifellos der Triumphator dieser Wahl. Er hat bei seinem ersten Antreten ein eindrucksvolles Ergebnis eingefahren – mit einem satten Plus und einem deutlichen 4er vorne. Ludwig hat in diesem Wahlkampf bewiesen, dass er ein echter „Stadtvater“ ist. Sympathisch, hemdsärmelig und bodenständig. Das lieben die Wiener.

Der Bürgermeister hat jetzt die Wahl zwischen drei Koalitionsvarianten: Alle drei möglichen Partner (ÖVP, Grüne und Neos) haben zugelegt, alle wären also gut argumentierbar.

Gernot Blümel & die ÖVP wäre als zweiter Gewinner der Wien-Wahl eigentlich die logische Lösung. Er stand zuletzt in den TV-Diskus­sionen unter Dauerfeuer aller anderen Parteien. Das Ergebnis bestätigt seinen harten Rechtskurs in diesem Wahlkampf: Die ÖVP hat sich mehr als verdoppelt, fast 10 % zugelegt und die FPÖ völlig abgeräumt. Neben Blümel ist das aber natürlich vor allem auch ein Sieg für Sebastian Kurz – der Kanzler-Bonus zieht auch in Wien.

Das Problem: Ludwig und die Türkisen können nicht miteinander – und Ludwigs Lieblingskandidat Walter Ruck wird die Bundes-ÖVP wohl verhindern. Gut möglich ist aber, dass die Dynamik sich in den nächsten Tagen dennoch für eine Koalition der Sieger entwickelt. Dann hat Rot-Türkis gute Chancen.

Die Grünen haben einen Achtungserfolg erzielt, den ihnen eigentlich kaum jemand zugetraut hätte. Denn Birgit Hebein hat in diesem Wahlkampf auf einen Grün-Fundi-Kurs gesetzt. Das hat scheinbar gewirkt und die grüne Basis mobilisiert. Vor allem aber dürften einige Grün-Wähler, die 2015 SPÖ gewählt haben, wieder zu den Grünen zurückgekehrt sein, um ein Zeichen für eine Verlängerung der rot-grünen Koalition zu setzen. Die Grünen werden sich bis auf die Unterhose ausziehen, um „ihre“ Stadtregierung zu retten.

Die Neos sind die kleine Sensation des Wahlabends. Sie legen zwar „nur“ etwas mehr als 1 % zu. Aber: Laut letzten Hochrechnungen könnten sie die FPÖ in Wien überholen. Und: Die Neos bekommen aller Voraussicht nach einen Stadtrat und sind damit ab sofort auch offiziell im Koalitionsrennen.

FPÖ ist in Sinnkrise, Strache endgültig weg

Die FPÖ ist DER Verlierer des Wahlabends: Ein derart desaströses Ergebnis hatten nicht einmal die größten Feinde der Blauen erwartet. Die blaue Kernwählerschaft dürfte nach Ibiza-Video und Spesen-Affäre auf ein absolutes Minimum geschrumpft sein. Und Dominik Nepp hat es trotz ­eines handwerklich gut geführten Wahlkampfs nicht geschafft, gegen diesen Negativ-Trend zu bestehen. Die FPÖ ist in einer echten Sinnkrise – ab morgen beginnt wohl das Messerwetzen und die Doppelspitze in der Bundespartei dürfte wohl schon sehr bald Geschichte sein.

Und HC Strache kann einem fast leidtun: Er hat in diesem Wahlkampf gekämpft wie ein Löwe. Gestern hat er die bittere Rechnung für seine Skandale bekommen: Sein Comeback ist mehr als nur deutlich gescheitert. Die Wähler haben ihn mit nassen Fetzen aus der Politik gejagt. Das sollte sich Strache jetzt auch zu Herzen nehmen: Für ihn heißt es jetzt: „Baba – und foi ned.“

Niki Fellner

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.