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Alles Gift aus China?

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Wieder 300.000 Spielzeug-Waren aus China vergiftet. Wie gefährlich sind die Produkte aus dem bevölkerungsreichsten Land der Erde wirklich?

Zuerst verenden tausende Hunde und Katzen in den USA, weil das Tierfutter vergiftet war. Dann kommt das Blei in Millionen von weltweit erhältlichen Spielzeug-Artikeln, als nächstes der Rückzug von gefährlicher Zahnpasta, giftiger Kinderkleidung und dann sind da noch die Baby-Lätzchen. Von gebrauchten Stäbchen wollen wir erst gar nicht sprechen. Jetzt wurden wieder 300.000 Spielzeuge aus China zurückgerufen. Werden chinesische Produkte wirklich immer gefährlicher?

Mehr Sicherheitskontrollen
Nicht die Produkte werden immer gefährlicher, sondern die Kontrollen sowohl im Land als auch beim Export werden immer besser und strenger. Die massiven Missstände bestehen möglicherweise schon seit Jahren, doch 2007 werden sie zuhauf aufgedeckt und haben bereits millionenschwere Rückholaktionen mit sich gebracht. Auch Österreich ist betroffen. Schließlich ist China der größte Spielwaren-Exporteur der Welt. Über 50 Prozent der Spielzeug-Produkte in Deutschland sind „Made in China“.

Chinesen wehren sich
Doch auch die Kontrollen nehmen stark zu. Fast die Hälfte der 924 in der EU als "ernstes Risiko" beanstandeten Waren stammen aus China. 2006 erwiesen sich die Spielzeuge außerdem erstmals gefährlicher als die Elektrogeräte, die meist aufgrund ihres Stromschlags- oder Brandrisikos beanstandet werden. Die Chinesen reagieren zwar mit vorübergehenden Schließungen der betroffenen Betriebe, doch weisen sie pauschale Vorwürfe empört zurück: „Unverantwortliche Menschen nehmen ein kleines Problem und machen es zu einem großen“, sagte der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, Wang Xinpei.

Gespräche über Produktsicherheit
Doch kann man bei der Häufung von Missständen wirklich noch von einem „kleinen Problem“ sprechen? Zwar wurde im September 2006 ein gemeinsamer Fahrplan für sichere Spielwaren zwischen EU und China unterzeichnet, doch die EU zeigt sich jetzt über die Sicherheit von chinesischen Produkten besorgt. Das sei nur ein Vorwand zur Abschottung der eigenen Märkte, entgegnet China empört. Die EU weist diese Anschuldigung prompt zurück. China möchte dennoch so weiter machen wie bisher. „Der Großteil des Handels sollte so weitergehen wie üblich“, so der chinesische Handelskommissar. Gegenüber den USA gibt sich China dagegen schon vorsichtiger. Noch im August soll ein Vertreter zu Beratungen über Produktsicherheit nach Washington reisen.

Nächste Seite: Eine Chronologie der Missstände:

23.08.07: Spielzeug
In den USA sind 300.000 in China gefertigte Spielzeuge zurückgerufen worden. Die Artikel enthielten womöglich einen gefährlich hohen Bleianteil. Betroffen seien vor allem 250.000 Adressbücher für Kinder mit Spiralhalterung, bei denen die Farbe an den Spiralen zu viel Blei enthalte. Ebenfalls betroffen sind Spielzeugkreisel und -Eimer.

22.08.07:Stäbchen
Ein chinesisches Unternehmen hat mehrere hunderttausend gebrauchte Essstäbchen verkauft, ohne sie vorher zu desinfizieren. Laut Medienberichten vom Mittwoch fand die Polizei in einer Fabrik in Peking mehr als eine Million gebrauchte Essstäbchen. Der Inhaber gab an, täglich bis zu 200.000 Stück neu verpackt und weiterverkauft zu haben. Damit habe er umgerechnet rund 100 Euro am Tag verdient.

20.08.07: Baby-Lätzchen
Der US-Spielwarenhändler Toys "R" Us hat eine landesweite Rückrufaktion für eine Million Baby-Lätzchen aus China gestartet. Wie das Unternehmen in Wayne (US-Bundesstaat New Jersey) mitteilte, sei diese Entscheidung wegen des Bleigehalts in den Vinyl-Lätzchen und möglicher Gesundheitsrisiken für Kleinkinder gefällt worden. "Toys R Us" ruft auch im deutschsprachigen Raum Baby-Lätzchen aus China zurück. Auch Österreich ist betroffen.

19.08.07: Kinderkleidung
Neuseeländische Wissenschaftler haben hohe Konzentrationen einer Krebs erregenden Substanz in Kinderkleidung aus China gefunden. In den Woll- und Baumwollsachen sei bis zu 900 mal mehr Formaldehyd festgestellt worden als das, was die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für unbedenklich halte. Nach WHO-Untersuchungen könnten Konzentrationen von 20 pro eine Million Teilen Schleimhautreizungen, Hautirritation und Unwohlsein auslösen.

14.08.07: Zahnpasta
Die US-Lebensmittelbehörde FDA rief am Dienstag eine an Hotelketten ausgelieferte Zahnpasta aus China zurück, nachdem in Proben Spuren des Frostschutzmittels Diethylglykol (DEG) entdeckt worden waren. Vertrieben wird diese Zahncreme von dem US-Ausstatter von Toilettenartikeln Gilchrist & Soames, zu dessen Kunden Hotels in der ganzen Welt gehören, darunter auch in Deutschland.

14.08.07: Spielzeug
Mattel Austria startete die größte Rückholaktion der Firmengeschichte. Zu den in Österreich betroffenen Artikeln zählen unter anderem ein Spielzeugauto aus dem "CARS"-Sortiment, dessen Lackierung unerlaubte Bleiwerte enthält. Vom Rückruf betroffen ist auch Magnetspielzeug aus verschiedenen Produktserien. In Österreich allein sind 90.000 Produkte betroffen. Weltweit sind es 18 Millionen.

10.07.07: Meeresfrüchte, Obst
China geht gegen den Export gesundheitsgefährdender Produkte vor. 14 Unternehmen wurden auf die schwarze Liste gesetzt. Zu den beanstandeten Produkten gehörten eingelegte Meeresfrüchte oder Obst, die für den Export nach Japan, Kanada, die USA und Europa bestimmt waren. Einige Waren enthielten unzulässige Mengen Schwefeldioxid oder schädliche Bakterien.

31.05.07: Tödliche Zahnpasta
Die Polizei in Nicaragua hat mehr als 40.000 Tuben aus China stammender Zahnpasta beschlagnahmt, die möglicherweise eine potenziell tödliche Chemikalie enthält. Wie das Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Managua am Donnerstag mitteilte, starben an Diethylenglykol bereits mehr als 50 Menschen in Panama. Möglicherweise seien noch bis zu 80.000 Tuben der Zahnpasta auf dem Markt, erklärte das Ministerium.

10.05.07: Tierfutter
Der US-Tierfutterproduzent Nutro hat rund 100 Tonnen Hunde- und Katzennassfutter zurückgerufen. In den USA hatte laut Nutro der Vorlieferant Menu Foods eine mit schädlichen Stoffen belastete Zutat aus China verarbeitet. Daraufhin waren in den USA zahlreiche Tiere verendet, die das verdorbene Futter gefressen hatte.

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