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Anbotsfrist für BAWAG endet am 8. September

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Bis zum 8. September verlangt das Investmenthaus Morgan Stanley unverbindliche Angebote für die nach Refco- und Karibik-Krisen bis Jahresende zum Verkauf stehende Gewerkschaftsbank BAWAG.

Unter den mehr als ein Dutzend erwarteten Kaufinteressenten haben Ausländer die Nase vorn. Die österreichische BAWAG P.S.K. stand unter ÖGB-Besitz als "Arbeiterbank" jahrzehntelang für hohe Sparzinsen und billige Kredite am heimischen Bankmarkt.

Hoher Wettbewerbsdruck
Hoher Wettbewerb sei ein Standortfaktor, findet Franz Gasselsberger, Generaldirektor der größten der Regionalbanken, der börsenotierten Oberbank. Dieser Wettbewerbsdruck habe die Banken gezwungen, in ihre Produktivität zu investieren. "In nächster Zeit wird sich die Wettbewerbssituation in Österreich nicht ändern - auch nicht durch den BAWAG-Verkauf", prognostiziert der Oberbank-Chef.

Ob nach den Milliarden-Abflüssen aus der BAWAG ein Verkauf an einen Ausländer weitere Abwanderungswellen in der viertgrößten Bank des Landes auslösen wird? Aus dem bloßen Wechsel der Eigentümerschaft ins Ausland sicher nicht, ist der Oberbank-Chef überzeugt. Das löse sicher keine Wechselstimmung aus. Die drohe nur, wenn von Eigentümerseite tief in die Beziehungen zwischen Bankmitarbeitern und Kunden eingegriffen würde: " Wo sich Unlust, Unsicherheit und Unwohlsein breit machen, sinken die Eintrittsbarrieren für die Mitbewerber".

Oberbank in keinem Bieterkonsortium vertreten
Der BAWAG schreibt Gasselsberger tolle Assets zu, wie im Spareinlagenvolumen und im starken Vertrieb in Österreich. Trotzdem ist er mit seinem Haus und mit der ganzen 3-Banken-Gruppe (an der ja die Bank Austria beteiligt ist) in keinem einzigen Bieterkonsortium für die Gewerkschaftsbank dabei. Beim BAWAG-Preis gehe es um Milliardensummen und mit nur geringen Beträgen beteiligt zu sein, beschränke den Einfluss höchstens auf ein Aufsichtsratsmandat. " Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es für den einen oder anderen Österreicher Sinn macht, sich da zu engagieren." Tipps will er jedoch nicht abgeben.

Die Expansionskasse, die aktuell in den Ausbau der Präsenz in Bayern und Tschechien und in neue bzw. aktuell verstärkte Geschäftsfelder (Private Equity, Private Banking) fließen soll, beziffert Gasselsberger mit 400 Millionen Euro. Das sei nach der jüngsten Kapitalerhöhung der Eigenmittelüberschuss. Im zweiten Halbjahr 2006 will seine Bank noch 120 neue Mitarbeiter anstellen.

Oberbank-Chef will Reform der Einlagensicherung
Die Anfang Mai durchgezogene BAWAG-Rettungsaktion durch Bund und Banken/Versicherungskapitalhilfe war für Gasselsberger ein Schlüsselkriterium, um das Vertrauen der Bevölkerung in den Geld- und Kreditapparat nicht zu gefährden. Dieses Vertrauen sei ungebrochen. Doch nach wie vor urgiert der Oberbank-Chef eine Reform der Einlagensicherung. Denn bei einem BAWAG-Zusammenbruch wären wie berichtet die restlichen Mitglieder der Einlagensicherung der Banken - eben die 3-Banken - im Höchstmaß zur Kassa gebeten worden.

Europaweites Einlagensicherungssystem
BAWAG-Chef Ewald Nowotny hatte in Alpbach für eine künftige einheitliche europaweite Einlagensicherung plädiert. Wenn es einen einheitlichen Bankenmarkt gebe, dann mache auch eine gemeinsame Einlagensicherung Sinn, hattet Nowotny erklärt. Gasselsberger rät dazu, in Stufen zu denken. "Man kann keine Stufe überspringen". Zunächst müssten die fünf verschiedenen sektoralen Einlagensicherungssysteme (Banken, Raiffeisen, Sparkassen, Volksbanken, Hypothekenbanken) zu einer gemeinsamen Sicherung verdichtet werden, betont Gasselsberger. Dem Modell können noch nicht alle etwas abgewinnen. In der Branche wird vor allem Raiffeisen wenig Ambition darauf nachgesagt.

"Ohne externen Anstoß zu einer gemeinsamen Anstrengung wird es nicht gehen", meint Gasselsberger. Er meint da freilich keinen Schock a la BAWAG-Krise, sondern stete Kritik durch den Internationalen Währungsfonds (IWF), der da schon einmal Handlungsbedarf aufgezeigt hat.

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