ÖBB-Aufsichtsratspräsident Wolfgang Reithofer wird im Mai sein Amt zurücklegen. Seine Nachfolge ist noch ungeklärt.
Wolfgang Reithofer wird, wie bereits seit mehreren Wochen erwartet, bei der nächsten Hauptversammlung sein Amt zur Verfügung stellen, erklärte er nach einer eineinhalbstündigen Unterredung mit Verkehrsminister Werner Faymann (SPÖ) am Freitagnachmittag. Sein Nachfolger steht laut einer Sprecherin Faymanns noch nicht fest. Die Hauptversammlung der ÖBB-Holding werde Mitte bis Ende Mai stattfinden. Der genaue Termin wird aber erst fixiert.
Nachfolge
Gehandelt wird der jahrzehntelange Porr-Generaldirektor
Horst Pöchhacker, der laut Medienberichten dafür seine Funktion bei der Porr
vorzeitig zurückgelegen könnte. Aus dessen Umfeld war dies zuletzt
allerdings nicht bestätigt worden.
Angekündigt
Schon seit dem Regulierungswechsel im Jänner
galt eine Ablöse Reithofers bei den ÖBB für so gut wie fix. Reithofer
versicherte aber am Freitag in Interviews mit dem "Ö1 Journal um Fünf" und
der "Presse", dass sein Rücktritt mit dem Regierungswechsel nichts zu tun
habe. Mit Verkehrsminister Werner Fayman (SPÖ) gebe es fast überall Konsens,
sei es über die weiteren Reformschritte bei den ÖBB, sei es über seinen
Nachfolger im Aufsichtsrat.
Entschluss
Er überlege bereits seit einem dreiviertel Jahr die
Funktion zurückzulegen, doch dann sei der Wahlkampf dazwischen gekommen. Die
ÖBB-Reform sei zum damaligen Zeitpunkt auf Schiene gewesen. Er habe seine
Aufgabe damit als erfüllt erachtet, so Reithofer. Für einen sofortigen
Rücktritt, wie in die Tageszeitung "Österreich" am Vortag kolportierte, sah
er jedoch keinen Grund. "Die ÖBB haben sich besser entwickelt als ihr Ruf
glauben macht. Dass ich noch ein paar Monate bleibe, ist der vernünftigere
Weg", betonte er.
Einfluss
Auch den politischen Einfluss bei den ÖBB, denn
Reithofer in der Vergangenheit oft lautstark kritisiert hatte, bezeichnete
er am Freitag als "nicht so problematisch". Viel problematischer sei "die
Tatsache, dass die Bundesbahnen im Blickpunkt des öffentlichen Interesses
stehen". "Da werden immer wieder unternehmensinterne Entscheidungen von
Oppositionspolitikern in den Medien diskutiert. Ich kann so nicht arbeiten",
beklagte er im Zeitungsinterview.
Vertrag bis Ende 2011
Reithofer, der wegen Multipler Sklerose im
Rollstuhl sitzt, war im März 2004 vom damaligen Verkehrsminister Hubert
Gorbach (BZÖ) zum obersten Bahn-Kontrollor berufen worden. Der heute
58-jährige Generaldirektor des internationalen Ziegelkonzerns Wienerberger
folgte damals auf Drängen der ÖVP dem von Gorbachs Vorgänger Monika
Forstinger entsandten Generaldirektor von Opel Austria, Franz Rottmeyer,
nach. Unter Reithofers Aufsichtsratsvorsitz waren die ÖBB unter dem Dach
einer Holding in vier operative Aktiengesellschaften für Personenverkehr,
Güterverkehr, Infrastruktur Bau und Infrastruktur Betrieb geteilt worden.
Sein derzeitiger Vertrag als Wienerberger-Generaldirektor läuft noch bis
2011.