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Das wird den Angeklagten vorgeworfen

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Untreue, Bilanzfälschung, Betrug: Den Angeklagten drohen hohe Haftstrafen. Lesen Sie hier, was ihnen im Detail vorgeworfen wird.

Neun Plädoyers der Verteidiger der neun BAWAG-Angeklagten sind im BAWAG-Prozess gehalten worden. Mehrheitlich plädierten die Rechtsvertreter auf nicht schuldig und forderten einen Freispruch. Lediglich Johann Zwettler, Günter Weninger und Wolfgang Flöttl hatten im Verfahren Teilgeständnisse abgelegt. Ihre Anwälte beantragten dementsprechend milde Strafen.

Für den Hauptangeklagten Helmut Elsner möchte dessen Verteidiger Wolfgang Schubert einen Freispruch erreichen, im Falle eines Schuldspruches sollte Elsner jedoch eine milde Strafe erhalten, da er mit 73 Jahren nur mehr eine eingeschränkte Lebenserwartung habe. Allen Angeklagten droht eine Haftstrafe von maximal zehn Jahren Haft.

Im einzelnen die Plädoyers, Anklagepunkte und vorgeworfener Schaden:

  • Helmut Elsner (73), ehemals BAWAG-Generaldirektor, wird Untreue, Bilanzfälschung, schwerer Betrug und Bestimmung zur Verletzung des Amtsgeheimnisses (Causa Roland Horngacher/bulgarische Mobiltel) vorgeworfen. Die Anklage wirft ihm vor, durch Untreue gegenüber der BAWAG einen Schaden von 1,72 Mrd. Euro bei den "Karibik-2-Geschäften" mit Wolfgang Flöttl verursacht zu haben. Darüber hinaus wird Elsner wegen der "Karibik-1-Geschäfte" mit Flöttl bis zum Jahr 1994 ein Schaden von 1,87 Mrd. Dollar und 609 Mio. DM vorgeworfen. Elsners Verteidiger Wolfgang Schubert beantragt einen Freispruch, bei einer Verurteilung sollte die Haftstrafe unter der statistisch noch zu erwartenden Lebenserwartung von 6,7 Jahren liegen.
  • Johann Zwettler (66), ehemals BAWAG-Generaldirektor, wird Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen. Laut Anklage hat Zwettler einen Schaden bei der BAWAG in Höhe von 1,63 Mrd. Euro zu verantworten. Zwettler hat ein Teilgeständnis abgelegt, das etwa ein Drittel der vorgeworfenen Schadenssumme umfasst. Seine Anwälte Gerald Toifl und Mario Schmieder haben eine bedingte Strafe beantragt.
  • Peter Nakowitz (45), ehemals BAWAG-Generalsekretär und BAWAG-Vorstand, wird Untreue und Bilanzfälschung sowie ebenfalls Bestimmung zur Verletzung des Amtsgeheimnisses vorgeworfen. Er soll 1,72 Mrd. Euro Schaden herbeigeführt haben. Sein Anwalt Rudolf Breuer plädiert auf Freispruch.
  • Günter Weninger (67), früherer BAWAG-Aufsichtsratspräsident und Ex-ÖGB-Finanzchef, ist wegen Untreue und Bilanzfälschung angeklagt. Weninger hat zur Bilanzfälschung ein Geständnis abgelegt, die Höchststrafe dafür liegt bei zwei Jahren Haft (bei Stiftungen). Sein Verteidiger Richard Soyer beantragte einen Freispruch zur Untreue und eine milde Strafe bei Bilanzfälschung.
  • Christian Büttner (51), ehemals BAWAG-Vorstand, wird Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen. Er soll durch Untreue einen Schaden bei der BAWAG von 351 Mio. Euro herbeigeführt haben. Sein Verteidiger Erich Müller beantragte einen Freispruch.
  • Hubert Kreuch (64), ehemals BAWAG-Vorstand, ist der Untreue und Bilanzfälschung beschuldigt. Der ihm vorgeworfene Schadensbetrag durch Untreue liegt bei 493 Mio. Euro. Seine Anwälte Peter Schmautzer und Elisabeth Rech beantragten einen Freispruch.
  • Josef Schwarzecker (55), ehemals BAWAG-Vorstand, ebenfalls der Untreue und Bilanzfälschung beschuldigt. Der ihm vorgeworfene Schadensbetrag liegt bei 493 Mio. Euro. Sein Anwalt Ernst Schillhammer beantragte Freispruch.
  • Wolfgang Flöttl (52), Spekulant, wird Untreue vorgeworfen. Der Schadensbetrag liegt laut Anklage bei 588 Mio. Euro. Flöttl legte ein Teilgeständnis hinsichtlich eines Betriebsmittelkredits "Ophelia" ab. Seine Anwälte Herbert Eichenseder und Christian Hausmaninger beantragten eine bedingte Strafe, denn in Haft könne er nichts zur Schadenswiedergutmachung leisten.
  • Robert Reiter (59), ehemals Wirtschaftsprüfer der BAWAG, wird Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen. Schadensbetrag: 493 Mio. Euro. Seine Anwälte Thomas Kralik und Christoph Herbst setzen sich für einen Freispruch ein.

Die Urteile fallen am Freitag, dem 04.07.2008.

Foto: (c) AP

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