Geld

Elsner attackiert Richterin heftig

Teilen

Am Donnerstag modifizierte der Staatsanwalt die Anklagepunkte im BAWAG-Prozess. Zuvor hatte Elsner die Richterin heftig attackiert.

Staatsanwalt Georg Krakow hat am Donnerstag erneut die BAWAG-Anklage modifiziert. Bei Wolfgang Flöttl wurde der bisher ungewisse Schadensbetrag durch die UniBonds auf 430,5 Mio. Euro konkretisiert. Beim mitangeklagten Ex-BAWAG-Vorstand Christian Büttner wurde der Schaden von bisher 444 auf 351 Mio. Euro gesenkt.

Für Flöttl schaue es nun schlechter aus, meinten Beobachter, Büttner zeigte sich erleichtert. Doch auch mit der neuen Anklage liegt der ihm vorgeworfene Schadensbetrag noch um das 7.000-Fache über der 50.000 Euro-Grenze.

Höhere Schadenssumme für Elsner
Der Schaden, den Helmut Elsner der BAWAG zugefügt haben soll, wurde von 1,65 auf 1,72 Mrd. Euro erhöht. Hier sind aber noch nicht die Karibik-1-Geschäfte enthalten.

Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. "Klarerweise nicht schuldig", meinte Elsner auf die Frage, ob er sich schuldig oder unschuldig bekenne, und ritt neue Attacken gegen Krakow: "Der Staatsanwalt betätigt sich hier als Profijäger, er will möglichst viele Treffer landen", sagte er.

"Dritter Bruder der Gebrüder Grimm"
"Für mich hat heute Krakow gepunktet als dritter Bruder der Gebrüder Grimm", sieht Elsner den Staatsanwalt offenbar als Märchenerzähler. Daraufhin handelte er sich eine Ermahnung von der Reichterin ein.

Zuvor ließ die Richterin aus dem Akt die zahlreichen Funktionen vor, die Elsner neben seinem Hauptjob in der BAWAG ausgeübt hatte. Mehr als 30 Aufsichtsratsfunktionen und andere Posten hatte Elsner inne. Alleine für seine Investkredit-Bank-Aufsichtsratstätigkeit von Juli 1995 bis Juli 2003 habe Elsner 550.000 Schilling (39.970 Euro) erhalten.

"Neidkomplex"
"Sie müssen schauen, dass Sie Generaldirektor werden, dass Sie das auch verdienen", forderte der Angeklagte die Richterin quasi zum Berufswechsel auf. Offenbar gehe es vor Gericht um den "Neidkomplex", meinte Elsner. Er habe immer sehr viel und sehr lange gearbeitet.

Andere Generaldirektoren österreichischer Banken würden viel mehr verdienen als er, so Elsner. "Meine Bezüge waren deutlich unter den Bezügen der Generaldirektoren anderer Großbanken, zum Beispiel der Erste Bank, aber ich habe mich nie beschwert".

Elsner war auch von Oktober 1995 bis Mai 2003 Vorstandsvorsitzender der VICTUS Privatstiftung, die seinem Vorgänger Walter Flöttl gehörte, der ihn um diese Tätigkeit ersucht habe. Auch bei der Wiener Staatsoper saß Elsner im Aufsichtsrat. Daher konnte er Karten bevorzugt beziehen, auch bei ausverkauften Vorstellungen und bei Premieren, erläuterte er heute: "Ich habe die Karten bezahlt".

Auch Ski-Urlaub Gegenstand der Befragung
Als ihn die Richterin Claudia Bandion-Ortner nach einem Ski-Urlaub im Jahr 1994 in Frankreich und Reisen in die Schweiz befragte, kritisierte Elsner: "Sie interessieren sich für meine Urlaubsfahrten, für alles Mögliche, aber nicht wo das Geld ist, das der Flöttl verjankert hat". Das Gericht hatte vor einigen Tagen einen Antrag der Verteidigung Elsners auf Kontenöffnung von Wolfgang Flöttls Konten abgelehnt. Zu den Reisen in die Schweiz habe sie nur in Zusammenhang mit dem Konto bei einer Schweizer Bank gefragt, erläuterte die Richterin.

Auf dieses Konto, das von der Schweizer Vermögensverwaltung Burgauer eingerichtet war, hatte Wolfgang Flöttl im April 1993 30.000 Dollar eingezahlt. Laut Flöttl handelte es sich um die Honorierung für Elsners Verwaltungsratstätigkeit bei der Firma Morissa, einer Flöttl-Firma, die für die Karibik-1-Geschäfte der BAWAG zwischengeschaltet war. Elsner bestreitet, irgendein Honorar der Morissa erhalten zu haben.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.