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Flöttl-Investments unter der Lupe

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17 Verhandlungstag im BAWAG-Prozess: Ins Visier kommen die Geschäfte von Wolfgang Flöttl. Dieser gestand ein, sein "dümmstes Investment" sei sein Schiff gewesen.

Der frühere Investmentbanker Wolfgang Flöttl hat einmal ein Schiff besessen, allerdings nicht lange. "Es war ein kleines Schiff", räumte Flöttl am Montag beim BAWAG-Prozess ein. Er habe das Schiff nur ein Jahr lang besessen, dann habe er es verkauft. Richtig nutzen konnte er sein Seefahrzeug nämlich nie, erklärte er heute: "Ich bin immer seekrank geworden". Die Investition habe sich für ihn also nicht gelohnt: "Das war das dümmste Investment, das ich je gemacht habe", sagte der erfolglose Investmentbanker, der laut Anklageschrift zwischen 1998 und 2000 rund 1,44 Mrd. Euro BAWAG-Gelder verspekuliert hatte.

Feier auf der Yacht
Ruhigere See gab es offenbar bei der "Yacht-Partie" mit Gastgeber Julius Meinl, Chef der Meinl Bank, und dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser im August 2005 an der nördlichen Adriaküste. Von einer Seekrankheit Flöttls wurde bei dem - später viel berichteten - Ausflug nämlich bisher nichts bekannt.

Nach einer Woche Verhandlungspause hat Montag früh im Wiener Landesgericht die fünfte Woche des BAWAG-Prozesses begonnen. Die neun Angeklagten werden am 17. Verhandlungstag mit der Fortsetzung der Verluste des Investmentbankers Wolfgang Flöttl mit den von der BAWAG überlassenen Geldern konfrontiert, nachdem Flöttl bereits Bankvermögen von rund einer Mrd. Euro verloren hatte.

Elsner bedauert "fehlende Unterlagen"
Als Helmut Elsner im Detail die einzelnen Zahlungen an Wolfgang Flöttl erörtern sollte, beklagte er "fehlende Unterlagen". Da er über keine Papiere und schriftlichen Dokumente aus dem BAWAG-Fundus verfüge, "kann ich es Ihnen nicht erklären. Ich weiß es nicht mehr", bedauerte der Ex-BAWAG-Chef. Es habe "sicher jeweils eine plausible Erklärung gegeben, weiter auf den fallenden Yen zu setzen", betonte er: "Ob das eine Option war oder der Weg ein anderer war, weiß ich nicht. Ich war an der Umsetzung nicht beteiligt. Wie das strukturiert wurde, weiß ich nicht."

Natürlich müsse es eine Strategie gegeben haben, "sonst hätte ich es nicht unterschrieben", sagte Elsner. Die "Fachabteilung" sei mit Vorschlägen an ihn herangetreten, er habe sich diese erklären lassen, offenbar für gut befunden und im Vorstand dementsprechend vertreten. Elsner versicherte, es habe zu jeder einzelnen Überweisung einen Vorstandsbeschluss gegeben.

Weninger ortet "Betrug an mir"
Die Frage nach dem Wissensstand von Ex-BAWAG-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger von den Ende 1998 und 1999 durchgeführten neuen Geschäften der Bank mit dem zuvor äußerst erfolglosen Investmentbanker Wolfgang Flöttl führte zu Widersprüchen zwischen Helmut Elsner und Weninger. Als Ex-BAWAG-Generaldirektor Elsner erklärte, er habe "größten Wert" darauf gelegt, dass Weninger informiert gewesen sei, widersprach der damalige Aufsichtsratschef entschieden: "Ich weise diese Behauptungen schärfstens zurück, das ist ein Betrug an mir".

Er sei über die nach dem ersten Totalverlust im Oktober 1998 laufenden Neuinvestments der Bank mit Flöttl "absolut nicht" informiert worden, "ich hätte sie auch nicht durchgeblickt", meinte Weninger heute selbstkritisch. "Man kann mich da nicht hineinziehen und sagen, ich habe von Dingen gewusst, wo nicht einmal alle Vorstandsmitglieder davon gewusst haben". Elsners diesbezügliche Angaben bezeichnete Weninger als "Schutzbehauptung".

Uni-Bonds-Veranlagungen
Am 17. Verhandlungstag im BAWAG-Prozess kamen auch die Uni-Bonds-Veranlagungen zur Sprache, die Wolfgang Flöttl für die BAWAG tätigte, nachdem er bereits Bankvermögen von 1 Mrd. Euro verspekuliert hatte

Ihre Bezeichnung verdanken die "Uni-Bonds" dem Umstand, dass die Trägergesellschaften alle Namen US-amerikanischer Universitäten trugen: Columbia, Fordham, Huntington, Madison, Pace, West End und York. Angehängt wurden die Worte "Capital Ltd.", oder "International Investments Ltd." Die BAWAG zeichnete sieben Anleihen zu insgesamt 350 Mio. Euro, das gesamte Kapital floss an die Ross Global Markets Fund Ltd. von Flöttl. Zusätzlich sorgten Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner, sein späterer Nachfolger Johann Zwettler und Ex-BAWAG-Generalsekretär Peter Nakowitz für weitere Mittel von 80 Mio. Euro. Die Mittel wurden im Jahr 2000 von Flöttl wieder teils in hochriskante Zinsswaps investiert.

Gesamtes Kapital verloren
Im August 2000 kam es zu ersten Verlusten, im Herbst war bis auf einen Rest von 13,6 Mio. Euro das gesamte Kapital verloren. Effiziente Kontrollmechanismen der Bank habe es wieder nicht gegeben, so die Anklageschrift. Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

In der heute begonnenen fünften Verhandlungswoche will Richterin Claudia Bandion-Ortner die Untersuchung der von Flöttl verursachten Verluste und deren Vertuschung durch die Verantwortlichen in der BAWAG eigentlich abgeschlossen haben. Nach einer Verhandlungspause sollen dann am 6. September die Zeugeneinvernahmen beginnen. Als erster Zeuge ist der derzeitige BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny geladen. Der Prozess ist bis Mitte November angesetzt.

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