Vergangenes Jahr wurden 620.000 gefälschte Produkte beschlagnahmt, immer öfter werden auch gefälschte Medikamente entdeckt. Herkunftsländer sind meist China und Indien.
Der österreichische Zoll hat im vergangenen Jahr knapp 620.000 gefälschte Produkte beschlagnahmt, sechsmal so viele wie noch im Jahr davor. Das zeige deutlich die Effizienzsteigerung bei der Bekämpfung der Produktpiraterie, sagte Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka am Dienstag bei der Präsentation des Produktpiraterieberichtes 2008 im Finanzministerium in Wien. Der Wert der beschlagnahmten Produkte - gemessen am Preis der jeweiligen Originale - sei von 15 Mio. Euro auf 83 Mio. Euro gestiegen.
Immer mehr gefälschte Medikamente
"Produktpiraterie schlägt
vor allem in Krisenzeiten durch", glaubt Lopatka. Gefälscht würden vor allem
Bekleidung, Elektro- und Elektronikgeräte, Uhren und Schmuck, aber auch
immer mehr Medikamente. "Dahinter steckt eine regelrechte
Fälschungsindustrie", sagte Finanzstaatssekretär Andreas Schieder. Insgesamt
würden rund 1.000 Zollbeamte zur Bekämpfung der Produktpiraterie eingesetzt,
und auch Hunde kämen zum Einsatz, hieß es. Tatsächlich sei ihr Hund aber
nicht in der Lage, den ausgestellten gefälschten iPod vom Original zu
unterscheiden, räumte die anwesende Hundeführerin ein - er werde nur zum
Aufspüren von Drogen und illegal importierten geschützten Tieren eingesetzt.
Produkte meist aus China, Indien und Türkei
Die wichtigsten
Herkunftsländer - gemessen an der Anzahl der aufgegriffenen Sendungen und
der Anzahl der gefälschten Artikel - seien China, Indien und die Türkei. Die
Hälfte der hier aufgegriffenen Sendungen sei für Österreich bestimmt, der
Rest vor allem für Deutschland und Italien.
Gefälschte Medikamente können tödlich sein
Besorgniserregend
sei der hohe Anteil gefälschter Medikamente, die illegal nach Österreich
importiert werden. 783 der insgesamt 1.712 beschlagnahmten Sendungen
enthielten Medikamente, die zumeist per Internet bestellt und per Post
zugestellt werden. Gefälscht werden unter anderem Antibiotika,
Antidepressiva, aber auch Mittel zur Bekämpfung von Brust- und
Gebärmutterkrebs. Ihm sei das Problem aus dem Dopingbereich bekannt, sagte
Lopatka - dort hätten solche gefälschten Mittel sogar tödliche Folgen. Etwa
drei Viertel der gefälschten Medikamente kämen aus Indien, weil dort die
Pharmaindustrie weit entwickelt sei.
Schutz der Markenprodukte
Aber "es geht uns nicht in erster Linie
um Gesundheitsgefahren, das kommt dazu und verschärft das Ganze, uns geht es
um den Schutz der Markenprodukte, erklärte Lopatka. "Es geht oft um
Gesundheits-und Lebensgefährdung, aber auch um den Wirtschaftsstandort
Österreich", ergänzte Schieder. "Wir müssen dafür Sorgen, dass unser
Know-how nicht gestohlen oder nachgeahmt wird." Bei der gesetzlichen
Verfolgung sollte man nicht in erster Linie bei den Kunden ansetzen, meinte
Lopatka. "Ich glaube, man muss gegen den Produzenten vorgehen, und bin auch
für eine Verschärfung, wenn es notwendig ist."