Der neue Chef will die Datenaffäre bis 1. Juni aufgeklärt haben. Grube gilt als erstklassiger Manager. Er soll die Bahn weiter stärken.
Der Führungswechsel bei Deutschen Bahn ist perfekt. Der Aufsichtsrat berief den bisherigen Daimler-Manager Rüdiger Grube zum Nachfolger des über die Datenaffäre gestürzten Bahnchefs Hartmut Mehdorn. Grube tritt seinen Posten zum 1. Mai an und erhält einen Vertrag für fünf Jahre.
Der 57-Jährige hat sich verpflichtet, im Einvernehmen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Müller die seit Monaten schwelende Datenaffäre bis zum 1. Juni "unverzüglich, schnell und bedingungslos aufzuklären".
Mehdorn-Rücktritt
Müller sagte, Grube sei "ein erstklassiger
Manager", der die Bahn weiter stärken werde. Er würdigte zudem die
"bleibenden Verdienste" Mehdorns, der bei der Bahn eine Ära geprägt habe.
Mehdorn (66) hatte nach massivem Druck von Politik und Gewerkschaften Ende
März seinen Rücktritt erklärt. Hintergrund waren immer neue Vorwürfe in der
Affäre um massenhafte Kontrollen der Daten von bis zu 170.000 Beschäftigten
im Namen der Korruptionsbekämpfung.
In Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat wird Mehdorn sein Amt zum 30. April niederlegen. Er stand fast zehn Jahre an der Spitze des letzten großen Staatskonzerns.
Regierungs-Vorschlag
Der gebürtige Hamburger Grube war von der
deutschen Bundesregierung als Eigentümerin der Bahn für den Chefposten
vorgeschlagen worden. Er ist seit 2001 Vorstandsmitglied beim Autobauer
Daimler und leitete dort die Konzernentwicklung. Bei der Bahn soll er wie
schon sein Vorgänger Mehdorn gleichzeitig Chef des Mutterkonzerns und der
Tochter DB Mobility Logistics sein. Sie bündelt den Personen- und
Güterverkehr und war für den im vergangenen Herbst wegen der Finanzkrise
gescheiterten Börsengang gegründet worden.
Der Bahn macht die Wirtschaftskrise vor allem im Güterverkehr auf der Schiene zu schaffen. Rüsten muss sich der Konzern auch für die Öffnung der europäischen Personenverkehrsmärkte Anfang 2010.