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Investmentmanager bekam Millionen fürs Nichtstun

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Alamouti hätte statt Flöttl Uni-Bonds-Investments machen sollen - es kam aber nie dazu.

Am Montag, den 39. Verhandlungstag im BAWAG-Prozess, trat der Londoner Investmentbanker Kaveh Alamouti in den Zeugenstand. Er hätte eigentlich nach dem ersten Riesenverlust statt dem Spekulanten Wolfgang Flöttl die Uni-Bonds-Veranlagungen in sieben verschiedenen Risikoklassen für die BAWAG durchführen sollen, dazu ist es aber nie gekommen.

Kein konkreter Auftrag
Alamouti gab an, mit Flöttl oder Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner nie über konkrete Geschäfte gesprochen zu haben. Bei dem geplanten Joint Venture mit Wolfgang Flöttl sei er als Investmentmanager vorgesehen gewesen, Flöttl hätte die Investoren bringen sollen.

Flöttl habe ihm Elsner als potenziellen Investor vorgestellt, der über erhebliche Finanzmittel verfüge. Außerdem habe ihm Flöttl gesagt, dass Elsner eine Funktion in der BAWAG innehabe und weitere Investoren organisieren könne.

Zu der Zusammenarbeit sei es nie gekommen, weil Flöttl das Kapital nie zur Verfügung gestellt habe. "Er sagte immer, wir fangen nächsten Monat an, wir fangen nächsten Monat an. Einen Grund dafür hat er nie genannt", so Alamouti. Flöttl hat die Gelder eben offenbar selbst weiter investiert.

In Insiderkreisen gelte Flöttl als Hochrisiko-Manager, so der britische Anleger.

Millionen fürs Nichtstun
Endlich sei es doch zu einer konkreten Vereinbarung gekommen, das geplante Joint Venture sei aber nie aktiv geworden, sondern ein Monat darauf beendet worden. Flöttl habe als Hauptgrund die Erkrankung seiner Frau genannt. Von der vereinbarten Managementgebühr von 2,5 Mio. Dollar habe er die Hälfte erhalten, plus 1,5 Mio. Euro als Kündigungsentschädigung und Unkostenbeitrag.

Flöttl betonte, die Summen selbst bezahlt und nicht BAWAG-Geld dafür verwendet zu haben.

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Dass Flöttl - wie behauptet - keine Unterlagen für seine Verlustgeschäfte mehr hat, ist für den versierten Fondsmanager Alamouti kaum nachvollziehbar. Gerade bei Verlusten wolle man alle Unterlagen aufheben, um zu beweisen, dass die Verluste wirklich durch Handelsgeschäfte entstanden seien. Bei Verlusten verlangten Investoren nämlich immer eine Erklärung.

Hostasch zu geheimer ÖGB-Haftung
Davor war Ex-Sozialministerin Lore Hostasch, die bis 1994 BAWAG-Zentralbetriebsratschefin und Präsidentin der AVB (Anteilsverwaltung BAWAG) war, als Zeugin geladen. Sie kritisierte, dass Ex-ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch und Ex-ÖGB-Finanzreferent Günter Weninger die Gewerkschafts-Garantie für die marode BAWAG geheim gehalten hatten.

"Ich gehe aus der Statutenlage davon aus, dass hier eine Informationspflicht des ÖGB gegeben war", soe Hostasch. Verzetnitsch und Weninger wären zwar befugt gewesen, in allen Bilanzangelegenheiten den ÖGB nach außen zu vertreten, hätten es in den Gremien des ÖGB aber besprechen müssen.

Ex-Konsum-Chef in 9 Tagen dran
Das Strafverfahren gegen den ehemaligen Konsum-Generaldirektor Hermann Gerharter, der im März 2003 von Elsner ein großzügiges Geldgeschenk zur Bezahlung offener Gerichts- und Sachverständigengebühren erhalten haben soll, wird nun offiziell am 24. Oktober in den BAWAG-Prozess einbezogen. Das kündigte Richterin Claudia Bandion-Ortner am Montag an.

Dabei müssten alle ehemaligen Vorstände der früheren Gewerkschaftsbank anwesend sein. Das Gerharter-Verfahren wird dann wieder ausgeschieden und am Ende des BAWAG-Prozesses wieder einbezogen, so die Richterin.

Kaske heim geschickt
Als dritter Zeuge am Montag war Ex-BAWAG-Aufsichtsratsvizepräsident Rudolf Kaske geplant. Angesichts der fortgeschrittenen Stunde schickte das Gericht Kaske aber nach Hause. Der Chef der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida hatte vorab mehrmals betont, er sei nicht über die Verluste der Bank informiert gewesen.

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