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Jungunternehmer oft im 3. Jahr insolvent

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Firmengründungen verzeichnen in Österreich seit Jahren einen Aufwärtstrend. Die Insolvenzgefahr für Jungunternehmen ist im 3. Jahr am höchsten.

Unternehmen im fünften Jahr nach der Gründung haben eine Überlebnschance von etwa 50 bis 60 Prozent. Dies geht aus einer veröffentlichten Untersuchung des Kreditschutzverbands (KSV) hervor.

1993 wurden 14.631 Unternehmen gegründet. Bis 2005 sind 2.723 davon wieder vom Markt verschwunden, das sind 18,6 Prozent. Unter Berücksichtigung " normaler" Schließungen könne man generell von einer Überlebensquote nach fünf Jahren von 50 bis 60 Prozent der Unternehmen ausgehen, meint der KSV.

Der kritische Zeitraum liege nach wie vor in den ersten drei Jahren ab Gründung. Im dritten Jahr nach Gründung liege die Insolvenzquote - im Untersuchungszeitraum 1993 bis 2005 - mit einem Wert zwischen 2 und 3 Prozent am höchsten.

Das verflixte 3. Jahr
"Jahrelange Beobachtungen zeigen, dass das dritte Jahr für Unternehmen das schwierigste ist. Die Unternehmen werden bereits mit voller Steuerleistung zur Kasse gebeten, haben aber oft immer noch nicht die Anfangsschwierigkeiten überwunden", erläuterte KSV-Geschäftsführer Johannes Nejedlik. Daher solle die "Schonfrist" für Jungunternehmer entsprechend verlängert werden, erneuerte der KSV seine Forderung. Österreichs Wirtschaft brauche " jede erfolgreiche Neugründung, um in Schwung zu kommen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben".

Zahl der Einzelunternehmen steigt
Stark im Steigen ist in Österreich bei den Neugründungen laut KSV vor allem die Zahl der Einzelunternehmen ohne besondere Rechtsform, während die Zahl der im Firmenbuch eingetragenen Neuprotokollierungen - also Unternehmen mit speziellen Rechtsformen wie AG oder GmbH - nur leicht wächst. 2005 wurden in Österreich insgesamt 31.000 Unternehmen neu gegründet. Davon waren 25.114 Firmen Einzelunternehmen. Zum Vergleich: Im Jahr 1993 waren es 9.771 Einzelunternehmen, die in diesem Jahr gegründet worden waren. Insgesamt hatte es 1993 mehr als 14.600 Neugründen gegeben.

Die Neuprotokollierungen sind dem entsprechend seit 1993 nur um 21 Prozent gestiegen, während sich die Anzahl der Einzelunternehmen seither um 157 Prozent erhöht hat. Im Schnitt ergibt das eine Gesamtsteigerung von etwas mehr als 100 Prozent.

Die positive Aufbruchstimmung soll, so warnt der KSV, allerdings nicht dazu führen, dass die Gründung eines Unternehmens zu schnell oder sogar teilweise ohne detaillierte Geschäftsmodelle oder solide Geschäftspläne erfolge. Daraus ergebe sich nämlich die Gefahr, dass ambitionierte Unternehmensgründer mit ausgezeichneten Ideen bereits in den ersten Jahren scheitern, Insolvenzkurven vermeintlich ansteigen und dadurch die positive Grundstimmung beeinträchtigt werde.

KSV-Scoring-System
Der KSV hat mit dem "KSV-Neugründerscore " ein statistisch fundiertes Scoring-System entwickelt, das die Ausfallwahrscheinlichkeit von jungen Unternehmen innerhalb der ersten ein bis drei Jahre errechnet.

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