Stromfirmen befürchten neue Hürden beim Wasserkraftausbau.
Der Wirtschaftseinbruch hat den Stromverbrauch in Österreich im ersten Halbjahr schon um 5 Prozent gedrückt. Für das volle Jahr 2009 schätzt Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber als Branchenvorsitzender (VEÖ) den Rückgang jetzt auf 7 Prozent. Wer viele stromintensive Industriekunden am Netz hat, spürt die dortige Rezession mit Kurzarbeit und Produktionsrücknahmen viel stärker, vor allem in Oberösterreich und der Steiermark. In Wien, mit den vielen Haushaltskunden, fällt der Verbrauchsrückgang geringer aus. Die Rezessionsfolgen seien es jedenfalls nicht, die Kraftwerksinvestitionen im Land tangierten, erklärt die Branche.
Größte Industriestromverbraucher sind die Papier-, Stahl/Metall-und Chemieindustrie. Sie verbrauchen im Schnitt 22 Prozent des gesamten Stroms, bzw. 46 Prozent des produzierenden Bereichs. Diese von Auftragsrückgängen geschüttelten Branchen haben ab dem 4. Quartal 2008 ihre Produktion massiv gedrosselt. Dort wird auch in den nächsten Monaten weiter sinkender Stromabsatz erwartet.
Kraftwerksbau
"Die Energieversorger haben daraus kein
Absatzproblem, sondern der Großhandelspreis ist herunten", so Anzengruber.
Rezession und Verbrauchsrückgänge seien aber eine temporäre Geschichte.
"Fünf Prozent Rückgang kratzen uns überhaupt nicht für unsere
Investitionsentscheidungen. Wir bauen Wasserkraftwerke für 70 bis 100
Jahre". Freilich seien die Finanzmittel teurer geworden, Projekte würden
immer kostspieliger. "Das liegt nicht an der Wirtschaftskrise, sondern weil
die Verfahren ewig dauern", urgierte die Generalsekretärin des Verbandes der
Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ), Barbara Schmidt, zügigere
Genehmigungsverfahren.
Mitbewerber
Mit den großen deutschen Mitbewerbern, die nach
jahrelangen Zukäufen im Osten dort nun teure Wertberichtigungen zu verdauen
haben und nicht wüssten, wie es mit der eigenen Energiepolitik weiter geht,
will Anzengruber nicht tauschen. In der fehlenden Planungssicherheit sieht
er sich mit den Deutschen in einem Boot. Der Verband hofft unter auf eine
baldige politische Entscheidung über die Umsetzung der "Energiestrategie
Österreich".
Planungssicherheit
"Es geht nicht darum, möglichst hohe Summen zu
definieren", sagte Anzengruber. "Unsere Industrie braucht
Planungssicherheit". Um die Importabhängigkeit beim Strom zu beseitigen,
wäre die E-Wirtschaft bereit, bis 2020 rund 15 Milliarden Euro in Kraftwerke
(Bau, Erhalt, Modernisierung) zu investieren. Nach "dem Erfolg beim
UVP-Gesetz" (Schmidt) fürchtet die Strombranche neue Hürden: Im "Nationalen
Gewässerbewirtschaftungsplan", der bis Ende Oktober in Begutachtung ist,
sieht sie den Wasserkraftausbau erschwert. "Bleibt es bei diesem Plan, ist
der Neubau kleiner Wasserkraftwerke nicht mehr möglich", meint Schmidt.
Umgelegt auf die bestehenden Anlagen des Verbund verlöre der Konzern damit
ein Zehntel seiner jetzigen Erzeugung, rechnete Anzengruber vor. Österreich
habe den Vorteil, Ressourcen bei den erneuerbaren Energien zu haben. Die
gehörten genutzt, fordert der Verbund-Chef: "Was ist die Alternative - noch
drei Gaspipelines zu bauen?"