Die empörten Anleger stürzten das gesamte Direktorium. Außerdem wurde beschlossen, dass die MIP die Zertifikate zurückkauft.
Die MIP-"Rebellen" haben das Board der börsenotierten Meinl International Power unter dem Vorsitz des langjährigen Verbund-Chefs Hans Haider weggeputscht. Damit wiederholt sich, was im heurigen Sommer bereits bei Meinl Airports International - heute nur noch "Airports International" - über die Bühne ging. Das damals bei der MAI neu eingesetzte Direktorium wird künftig auch die Geschicke der MIP lenken.
MAI-Chefs lenken auch MIP
Neu ins MIP-Board gewählt wurden
Richard Boleat, George Baird, Wolfgang Vilsmeier, Hans Peter Dohr, Björn
Pirrwitz, Wilfried Hassler und Fred Duswald. Damit entspricht das
Direktorium der MIP künftig weitgehend jenem der Airports International.
Die Zertifikatsinhaber der Meinl International Power hatten schon bei der außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstag sämtliche Anträge des MIP-Direktoriums überstimmt. Für Freitag war Haiders Sturz vorgesehen.
"Haben Sie einen Knall?"
In der Generaldebatte vor der
Abstimmung warf "Rebellen"-Sprecher Alexander Proschofsky Haider
Verschwendung vor und kritisierte die auf 2,5 Mio. Euro geschätzten Kosten
der beiden Hauptversammlungen. Proschofsky in Richtung Haider: "Wenn
ich das auf gut Wienerisch sage, und ich meine das nicht beleidigend: Haben
Sie einen Knall?"
Windpark in letzter Sekunde
Kritik übte Proschofsky auch am
Erwerb eines Windparks in Deutschland durch die MIP um 81 Mio. Euro, einen
Tag vor der heutigen HV, bei der entscheidende Weichenstellungen für die
Zukunft der MIP fallen sollen.
Zertifikate werden zurückgekauft
Auch jene zwei Punkte der
Tagesordnung, die eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderten, wurden angenommen.
Für die Ermächtigung des neuen Boards zum Rückkauf praktisch aller 60
Millionen Zertifikate sowie zur Rückführung der liquiden Mittel an die
Inhaber der Zertifikate in Form von Zwischendividenden stimmten jeweils mehr
als 68 Prozent der Zertifikateure.
Proschofsky ortete "Linke"
Rebellen-Sprecher Alexander
Proschofsky hatte vor der Abstimmung den Verdacht ausgesprochen, dass
MIP-Chef Hans Haider die Abstimmung bewusst hinauszögere, weil ein
Meinl-Anwalt währenddessen im Hintergrund versuche, Zertifikate zum Preis
von 8 Euro pro Stück (bei einem aktuellen Kurs von 5,25 Euro) aufzukaufen,
um Zwei-Drittel-Mehrheiten zu verhindern.
Deutlich weniger Geld retour?
Wie hoch die Zwischendividenden
sind, muss erst errechnet werden. Die Rebellen fordern die Auszahlung aller
liquiden Mittel - nach dem letzten Geschäftsbericht wären das 360 Mio. Euro
oder 6 Eur pro Zertifikat gewesen. Die aktuelle Summe dürfte deutlich
darunter liegen - das derzeitige Investitionsvolumen beträgt laut Haider 683
Mio. Euro. Die MIP hat in ein Gaskraftwerk, acht Windkraftwerke und vier
Photovoltaik-Projekte investiert.
Meinl Bank sieht "feindliche Übernahme"
Die Meinl
Bank bezeichnet die Ergebnisse der Hauptversammlung der Meinl International
Power als "feindliche Übernahme durch einige agressiv agierende Hedgefonds,
die eine kurzfristige Gewinnmaximierung anstreben". Das neu gewählte Board
habe bereits bei Airports International gezeigt, dass es über keinerlei
Kompetenz auf dem Geschäftsfeld der übernommenen Gesellschaft verfügt.
Der Bank zufolge droht die Verschleuderung von Vermögenswerten "zum denkbar
ungünstigsten Zeitpunkt".