Die Bauern in der EU werden in diesem Jahr eine überdurchschnittliche Getreideernte einfahren. Doch die Qualität leidet.
Die Ernte werde mit 301 Millionen Tonnen um 16 Prozent über der des Vorjahres liegen, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Ernteschätzung der EU-Kommission in Brüssel. Das sind neun Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Gründe sind vor allem besseres Wetter und größere Anbauflächen wegen gestiegener Nachfrage.
Schlechtere Qualität
Auch in Österreich wird heuer
quantitativ eine Rekordernte eingefahren, allerdings bei geminderter
Qualität. Unterm Strich wird die Ernte dem des Vorjahres entsprechen, hieß
es zuletzt von der Agrarmarkt Austria.
Preisabschläge von 50 Prozent
Der anhaltende Regen im Juli
habe die Landwirte teilweise gezwungen, das Getreide länger stehen zu lassen
als vorgesehen. Als Folge davon habe das Korn an Protein verloren und
teilweise zu keimen begonnen. Das Ergebnis seien drastische Einbußen bei den
Qualitäten. Und schlechtere Qualitäten könnten nur mit Preisabschlägen bis
50 Prozent verkauft werden, hieß es.
Große Erlösverluste
Am internationalen Markt tendieren
die Getreidepreise nach der stabilen Erstnotierung an der Börse derzeit nach
unten. Gleichzeitig seien die Kosten für die Produktion enorm gestiegen. Bei
Schwefeldünger gab es etwa eine 1.000prozentige Preissteigerung. Die
Erlösverluste betragen den Angaben zufolge rund 500 bis 600 Euro pro Hektar
gegenüber dem Vorjahr.
Verbrauch legt ebenfalls zu
Die Produktion ist zwar weltweit
gestiegen, der Verbrauch legte aber noch stärker zu. Insgesamt werden heuer
1,7 Milliarden Tonnen Getreide erwartet. Alleine in Österreich können durch
die gute Witterung in der Wachstumsperiode, eine intensivere Produktion nach
den guten Preisen vom Vorjahr und die Aufhebung der
Stilllegungsverpflichtung 2008 rund 600.000 Tonnen mehr Getreide erzeugt
werden.
Niedrigster Lagerstand seit 1979
Der weltweite Verbrauch steigt
laut Internationalem Getreiderat (IGC) allerdings stärker, und so sind auch
die Lagerbestände nur marginal größer geworden. Tatsächlich gab es 2007, am
Ende des letzten Wirtschaftsjahres, den absolut niedrigsten Lagerstand seit
1979.