2008 wurde weltweit vond er Finanzkrise geprägt. Es kam zu den größten Kursverlusten seit den 1930er Jahren. Und es geht noch tiefer.
2008 wird als das bisher schlechteste Jahr für die internationalen Kapitalmärkte in die Geschichte eingehen. Noch nie seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren hat sich eine vom US-Immobilienmarkt ausgehende Krise aufgrund der globalisierten Finanzmärkte mit einer solchen Rasanz und Intensität weltweit verbreitet. Verluste von Banken und Versicherungen in bisher unvorstellbaren Milliarden-Höhen brachten 2008 sogar größte und renommierteste Institute an den Rand des Ruins, einige gingen Pleite oder wurden vom Staat aufgefangen. Lange Zeit stand sogar der Zusammenbruch des gesamten internationalen Finanzsystems im Raum und mit Island eine ganze Volkswirtschaft vor der Pleite.
Skandale und Betrügereien
Im Windschatten der dramatischen
Kurseinbrüche kamen Skandale und Betrügereien in der
Finanzdienstleistungsindustrie ans Tageslicht - zuletzt etwa der
spektakuläre Betrugsfall des US-Hedge Fondsmanagers Bernard Madoff. Und
ein Ende der Kursverluste scheint noch immer nicht in Sicht zu sein. Nach
Meinung einiger Experten dürfte der Tiefpunkt erst Ende des ersten Quartals
2009 erreicht sein.
Zentralbanken und Staaten versuchten mit Gegenmaßnahmen wie koordinierten Leitzinssenkungen und milliardenschweren staatlichen Rettungspaketen gegenzusteuern. Verstaatlichungen von Banken und Versicherungen standen bald an der Tagesordnung, genauso wie unlimitierte staatliche Garantien für Spareinlagen und eine Reihe von Finanzgipfeln. Mit teuren Konjunkturprogrammen wird versucht, die Ausweitung der Krise auf andere Branchen und den Arbeitsmarkt abzumildern.
Weltweite Verluste
Der wichtigste japanische Aktienindex
verzeichnete im abgelaufenen Börsenjahr 2008 den bisher höchsten
Jahresverlust seiner 58-jährigen Geschichte. Der Nikkei der Tokioter Börse
verlor 42 Prozent. Die Börsen in New York und Frankfurt erlitten den bisher
zweitgrößten Jahresverlust ihrer Geschichte. Der Dow Jones Industrial brach
um 36 Prozent (bis Dienstag Nachmittag) ein, der größte Verlust seit 1931,
und der DAX der Frankfurter Börse verlor 40 Prozent, der größte Verlust seit
2002. Auch der ATX der Wiener Börse verzeichnete mit minus 61 Prozent den
bisher größten Absturz seiner Geschichte. Schlechter erging es nur noch der
Börse in Shanghai, die 65 Prozent verlor, und russischen Aktien. Der RTS
sackte fast 73 Prozent ab. Russland hat seit Monaten immer wieder den Handel
ausgesetzt, um weitere Kurscrashes zu stoppen.
Europäische Aktien des Eurostoxx50 büßten rund 45 Prozent ein, chinesische Aktien rund 49 Prozent. Einer der wenigen Lichtblicke waren exotische Börsen wie in Tunesien mit einem Jahresplus von 10 Prozent oder Chile mit 8 Prozent Gewinn.
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Mit der Meldung von riesigen Quartalsverlusten beginnt im Jänner eine Serie von Rekordverlusten internationaler Banken. Für die britische Hypothenbank Northern Rock wird ein Investor gesucht und die Societe General von einem milliardenschweren Betrugsskandal erschüttert. In Deutschland gibt die Hypo Real Estate Verluste aus dem US-Immobiliengeschäft zu. Die US-Notenbank senkt die Leitzinsen auf 3,5 Prozent. Am Jahresende liegen sie schließlich bei fast 0 Prozent.
US-Immobilienkrise schwappt auf Europa über
Im Februar
weitet sich die US-Immobilienkrise auf mehrere deutsche Landesbanken aus.
Die Credit Suisse erhält einen neuen Großaktionär, Northern Rock wird
verstaatlicht und beim größten US-Versicherer AIG geht es rund. Im März wird
die US-Investmentbank Bear Stearns an JP Morgan notverkauft, Notenbanken
pumpen Milliarden in den Geldmarkt, erste Stimmen für Staatshilfe für Banken
werden laut. Die beiden größten US-Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und
Fannie Mae müssen mit 200 Mrd. Dollar gestützt werden, im September gehen
sie an den Staat.
UBS schreibt 19 Mrd Dollar ab
Im April schreibt die Schweizer UBS
rund 19 Mrd. Dollar ab. Der Internationale Währungsfonds (IWF) beziffert den
Schaden durch die Finanzkrise auf 1 Billion Dollar. Im Juni beginnt das
Zittern um die US-Investmentbank Lehman Brothers, die britische
Hypothekenbank Bradford & Bingley wird im September verstaatlicht. Im Juli
hebt die Europäische Zentralbank (EZB) als einzige Notenbank noch einmal die
Leitzinsen auf 4,25 Prozent. Am Jahresende sind es nur mehr 2,50 Prozent.
Der US-Baufinanzier Indymac bricht zusammen. Um weitere starke Kursabstürze
zu verhindern, verbieten Börsenaufsichten ungedeckte Leerverkäufe von Aktien.
Lehman Brothers gehen pleite
Im September geht die
US-Investmentbank Lehman Brothers pleite, die US-Regierung verweigert eine
Rettung. Merrill Lynch wird an die Bank of America notverkauft, die
US-Notenbank fängt den Versicherungsriesen AIG auf. Der US-Leitindex
erleidet am 15. September den stärksten Tagesverlust seit den
Terroranschlägen 2001. Ein 700 Mrd. Dollar schwerer Rettungsplan der
US-Regierung für die Finanzbranche wird vom Abgeordnetenhaus zunächst
abgelehnt, ein Kurssturz an den Börsen ist die Folge. Nach mehreren Anläufen
geht das Paket durch. Die US-Sparkasse Washington Mutual bricht zusammen und
wird von JP Morgan übernommen. In Deutschland braucht die Hypo Real Estate
staatliche Rettung. Der Oktober ist der Monat der Bankenrettungspakete und
Regierungen geben zumeist unbeschränkte Garantien für Spareinlagen ab.
Weltfinanzgipfel
Im November beraten die Regierungschefs von 20
Industrie- und Schwellenländern beim Weltfinanzgipfel die Lage. Die Krise
greift auf immer mehr Branchen über, vor allem die Autoindustrie ist stark
betroffen. Im Dezember gesteht der US-Investor Bernard Madoff, mit einem
betrügerischen Schneeballsystem Kunden um 50 Mrd. Dollar geschädigt zu
haben. Kurz vor Weihnachten kommen die trudelnden US-Autobauer wenigstens
zum Teil mit ihren Hilferufen beim Staat durch. Zu spät für einige - auch
europäische - Zulieferer.