Oliver N. aus Wien

Terror-Beichte eines IS-Kämpfers

Teilen

Er war einer der schlimmsten Jihadisten - jetzt legt der Wiener Beichte ab

Das Buch hat 288 Seiten: Es enthält die Terror-Beichte eines jungen Wieners, der im Alter von 16 Jahren in den „Heiligen Krieg“ nach Syrien aufgebrochen war und sechs Monate im ­sogenannten Kalifat der Terror-Milizen des IS gekämpft hat: Oliver N. (heute 19) ist der erste IS-Heimkehrer, der mit den Mördern in einem Buch abrechnet: Meine falschen Brüder, heißt es.

Es ist nichts für schwache Nerven: Detailliert beschreibt der Wiener, der aus gutbürgerlichem Hause stammt und Versicherungskaufmann lernte, das Gemetzel, das der IS unter Frauen und Kindern anrichtete. Seine Zweifel, als er mit ansehen musste, wie einem feindlichen Soldaten die Hand abgehackt wurde.

Nach der Rückkehr 
zwei Jahre Gefängnis

Der Konvertit, der in einer Wiener Moschee radikalisiert wurde, wollte zu den „Brüdern“ gehören und für seine „Geschwister“ kämpfen. Die Ungläubigen wollte er schlachten, wie er es nannte. Sogar seinen geliebten Hund gab er weg, weil das Tier zu „unrein“ war. Der Titel des Buches verrät bereits, wie er sich als Jugendlicher hat blenden lassen.

Oliver N., der als Rückkehrer zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, hat einen Bombenangriff knapp überlebt. Er verlor eine Niere, die Milz und erblindete auf einem Auge. Durch die Lüge, sich in der Türkei weiter ärztlich behandeln zu lassen, gelang ihm die Flucht in die Heimat. Seitdem lebt er in der Anonymität – aus Angst vor den falschen Brüdern.

Co-Autor des Buches ist der renommierte deutsche Journalist Sebastian Christ. Es ist wohl seine Schreibe, die für Hochspannung und Gänsehaut-Feeling sorgt. Die Botschaft des Oliver N.: Er will andere Jugendliche vor einem ähnlichen Schicksal warnen. Oliver N. arbeitet heute mit einer Deradikalisierungs-Initiative zusammen, die Ex-IS-Kämpfer auf ihrem Rückweg begleitet.

Innenminister warnt: 300 Gefährder im Land

Knapp 300 Menschen gelten aktuell in Österreich laut ­Behörden als „Gefährder“. ­Ihnen wird also zugetraut, in ­Österreich Anschläge für ihren Glauben zu verüben. Besonders gefährlich sind dabei gerade auch Personen, die bereits für die Ideologien des „Islamischen Staates“ (IS) in Syrien oder dem Irak getötet haben und nach ­Österreich zurückgekehrt sind. Sie gelten als besonders gewaltbereit, traumatisiert und kaum unter Kontrolle zu halten.

Denn die Hunderten ­tickenden Zeitbomben sind kaum rund um die Uhr zu überwachen, wie es in der Vergangenheit immer wieder vom Verfassungsschutz hieß. Die künftige Regierung will gegen Gefährder noch gezielter mit Videoüberwachung und Überwachung von Messenger-Diensten vorgehen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.