Karl fordert:

1.000 Euro Studien-Gebühr!

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Rektoren-Chef Sünkel: "Das ist zumutbar“. Unis müssen sparen.

ÖVP-Ministerin Karl will die Uni-Misere mit Studiengebühren beheben – und rennt bei Rektoren offene Türen ein: 1.000 € im Jahr seien "zumutbar".

Auf den Unis dürfte kein Stein auf dem anderen bleiben. ÖVP-Wissenschaftsministerin Beatrix Karl hatte mit Uni-Schließungen gedroht, sollte die SPÖ ihr nicht erlauben, Studiengebühren einzuführen: Ab 2013 fehlen den Unis Jahr für Jahr mindestens 250 Millionen Euro.

 

  • Gebühr von 100 € im Monat? Die ÖVP-Ministerin beharrt auf Studiengebühren. Die Unis sollen die Höhe selbst festlegen. Das wären dann wohl mehr als die zuletzt gültigen 370 Euro pro Semester. Rektoren-Chef Hans Sünkel sagt, wohin die Reise seiner Meinung nach gehen könnte: "Mein Ziel sind nicht Beiträge wie in den USA von mehreren Tausend Dollar pro Semester. Aber 100 Euro pro Monat, also etwa 1.000 Euro pro Jahr, wären schon zumutbar." Studiengebühren hätten eine gewisse Bedeutung für die soziale Gerechtigkeit, sagt Sünkel: "Wenn man Studenten, die es sich sonst nicht leisten könnten, ausreichend hohe Stipendien zahlt, warum sollten dann besser Gestellte keinen Beitrag bezahlen?"
  • Zahl der Studien reduzieren. Dass etwas auf der Ausgabenseite geschehen muss. weiß man auch an den Unis selbst: Sünkel warnt vor einem "Überangebot" von Bachelor-Studien: "Es stellt sich einfach die Frage, ob sich ein so kleines Land wie Österreich mit 21 Universitäten 300 Bachelor-Studien leisten kann. Da ist weniger mehr."
  • Standorte schließen. AK-Direktor und Kanzler-Vertrauter Werner Muhm (SPÖ) will Universitäten sogar zusammenlegen und nennt als Beispiel die Veterinär-Medizin und Uni für Bodenkultur in Wien, Einzelne Standorte könnten sogar ganz geschlossen werden (siehe Interview).
  • Aus für Theologie. Muhm will auch bei Orchideen-Fächern sparen: "Es gibt Massenstudien wie Wirtschaft mit Tausenden Studenten, für die 60 Professoren zuständig sind. Es gibt vier katholische Fakultäten. Dort sind 2.900 Studenten und ebenfalls 60 Professoren."
  • 120 Institute unrentabel? Bildungsexperte Gerhard Riemer von der Industriellenvereinigung will die Institute der 21 Universitäten auf den Prüfstand stellen. Auch geht es gegen Orchideen-Fächer wie Arabistik, Archäologie und so weiter. Riemer: "Da gehört untersucht, wie viele Absolventen gibt es, wie kommen sie in der Wirtschaft an. Wie viel Personal ist nötig, wie ist die Qualität?" Laut Riemer hätten ältere Studien gezeigt, dass 120 bis 130 von 330 Instituten schlicht unrentabel seien.



Kanzler-Berater Werner Muhm über Uni-Einsparungspotenzial

ÖSTERREICH: Karl sagt, sie müsse Unis zusperren, wenn es kein frisches Geld gebe ...
Werner Muhm: Nur nach frischem Geld zu rufen, ist sinnlos. Man muss Strukturmaßnahmen im Uni-Bereich setzen.

ÖSTERREICH: Was wäre etwa sinnvoll?
Muhm: Das, was vor ein paar Jahren angedacht wurde: Man könnte die Bodenkultur Uni mit der Veterinärmedizin zusammenlegen.

ÖSTERREICH: Sollten auch Standorte zugesperrt werden?
Muhm: In Dänemark gibt es acht Uni-Standorte. Nach einer Evaluierung hat man beschlossen, einen Standort zu schließen. Das könnten wir auch machen. Es gibt Studienrichtungen, wo es kaum Studenten oder Absolventen gibt.

ÖSTERREICH: Welche Studienrichtungen meinen Sie?
Muhm: Es gibt zum Beispiel Massenstudien wie Wirtschaft mit Zigtausenden Studenten, für die 60 Professoren zuständig sind. Und dann gibt es vier katholische Fakultäten, auf denen man römisch-katholische Theologie studieren kann. Dort sind 2.900 Studenten und ebenfalls 60 Professoren. Wieso? Die müssen einen ganz besonders guten Draht zum lieben Gott haben. Anders ist das nicht zu erklären.

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