In nächsten 12 Jahren:

Bald fehlen 50.000 Lehrer

Teilen

50% stehen vor Pension. Mehr Pädagogen für die Neue Mittelschule benötigt.

Lehrermangel an Österreichs Schulen: Wegen Pensionierungen und der Umstellung auf die Neue Mittelschule fehlen ab kommenden Herbst rund 3.000 Lehrer, warnt der Lehrer-Gewerkschafter Walter Riegler im Gespräch mit ÖSTERREICH. „In Wien fehlen jetzt schon 300 Pflichtschullehrer.“ Jetzt werden Lehrer aus der Pension zurückgeholt, Studenten in die Klasse gestellt, um dem Personalmangel Herr zu werden.

Und die Situation spitzt sich weiter zu: „In zwei bis drei Jahren sind es österreichweit insgesamt 5.000 Lehrer zu wenig. In zwölf Jahren fehlen insgesamt fast 50.000 Lehrer“, prognostiziert Riegler. Der Lehrermangel betrifft vor allem die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch sowie Chemie und Physik.

Die Hauptursache liegt in der Altersstruktur: In den nächsten 15 Jahren geht mehr als die Hälfte aller Lehrer in Pension – konkret 60.000 von insgesamt 114.000 Lehrern. Die neuen Pädagogen können die frei werdenden Stellen nicht annähernd füllen.

Neue Mittelschule
Zudem werden ab Herbst weitere 120 Schulen auf die Neue Mittelschule umgestellt. Insgesamt gibt es knapp 11.000 Hauptschulklassen, die noch nicht in Neue Mittelschulen umgewandelt sind, die mehr Personal benötigen. Jede Klasse bekommt einen zusätzlichen Lehrer, der sechs Wochenstunden unterrichtet.

Lehrpflicht
Der steirische Landesschulpräsident Wolfgang Erlitz will jetzt eine Lehrpflicht ausrufen. In der Steiermark stehen 700 Lehrer auf der Warteliste. Die meisten wollen in Graz unterrichten. In Zukunft sollen sie auch in weniger attraktiven Regionen eingesetzt werden können.

Das Bildungsministerium versucht, zu beruhigen: „Laut unserer Prognose fehlen ab Herbst in ganz Österreich nur etwa 400 Lehrer. Dieser Mangel wird mit Sonderverträgen und Praktikanten kompensiert“, heißt es aus dem Büro von Claudia Schmied (SPÖ).
 

Niemand will Lehrer werden

Gründe für den Lehrermangel: hohe Belastung, niedriges Gehalt, kein Feedback.
Wien. „Österreichs Lehrer sind ausgebrannt“, sagt Gewerkschafter Riegler. Die Pädagogen klagen über mangelnde Unterstützung. Immer öfter tragen Schüler private Probleme in die Schule, Lehrer müssen den Job eines Sozialarbeiters übernehmen. Außerdem gibt es kaum Anerkennung, ergibt eine OECD-Studie. 20 Prozent bekommen niemals Feedback.

Besonderes Engagement wird so gut wie nie finanziell abgegolten. Junglehrer stehen vom ersten Tag an allein in der Klasse. 44 % geben an, keine Hilfe beim Berufseinstieg zu erhalten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.