Kanzler-Plan

Kern: So will er regieren

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Christian Kern (50) ist ab Dienstag Chef der Regierung. So tickt der neue Kanzler.

Typisch Kern: Die Journalisten warten auf den neuen Kanzler bei der SPÖ-Sitzung im Rathaus, doch er plant mit Präsident Fischer in der Hofburg längst die Angelobung für den Dienstag. Oder so: Werner Faymann tritt zurück, Britpop-Fan Kern postet seelenruhig ein Foto vom Muse-Konzert aus der Stadthalle.

Cool. Kern, Kind eines Elektroinstallateurs und einer Sekretärin aus Simmering, hat es halt gerne cool: immer im noblen Zwirn, Manager im SPÖ-Reich, Pragmatiker.

Der junge Kern hält sich nur kurz im VSStÖ auf, ist aber Chefredakteur beim linken Blatt Rotpress. Anfang der 1990er-Jahre heuert er dann beim SPÖ-Politiker Peter Kostelka an. Den Job macht Kern gut, er wird zum besten Sprecher gewählt. Kostelka heute: „Einziger Fehler ist, dass er Austrianer ist.“ Engster Weggefährte ist seitdem Stefan Pöttler – später Sprecher von Kanzler Gusenbauer und zuletzt mit Kern bei den ÖBB.

1997 wechselte Kern in den Verbund, ab 2007 saß er im Vorstand. Seit Juni 2010 dann der Sprung an die Spitze der ÖBB. Dort schaffte er es ohne großes Aufheben, die verstaubte Bahn zu modernisieren, gleichzeitig die Zahl der Manager zu halbieren. Die Gewerkschaft lobt Kern trotz massiven Personalabbaus. Kern gilt als professionell, aber auch als eitel und eher dünnhäutig, wenngleich er stets freundlich bleibt.

Mehr. Immer war klar, der Mann will mehr: Er sitzt in allen roten Personenkomitees, steht mit allen Landeschefs und Bürgermeistern auf Du und Du. Dass die Landesparteien nach Faymanns Abgang in Richtung Kern kippten, war kein Zufall.
Obwohl stets tipptop gekleidet, ist sein Lebensstil eher bescheiden. Er wohnt im grünen 7. Bezirk und fährt einen Mini. Geld allein dürfte ihn nicht glücklich machen. Schließlich hatte er bei den ÖBB 700.000 Euro im Jahr verdient, als Kanzler sind es 400.000 weniger.

Verheiratet ist Kern in zweiter Ehe mit der Managerin Eveline Steinberger-Kern: Gefunkt hat es zwischen den beiden beim Verbund, sie haben eine Tochter. Kern hat drei Söhne aus erster Ehe, um den Ältesten hatte er sich, selbst erst 22-jähriger Student, als alleinerziehender Vater gekümmert. Noch so eine Überraschung rund um den neuen Kanzler …

"Der einzige Fehler: Kern ist halt ein Austrianer"
Ex-SPÖ-Klubchef Peter ­Kostelka hatte Kern in den 1990er-Jahren als Pressesprecher. Er sagt: „Christian Kern ist sehr intelligent und sehr engagiert. Eine weitere Eigenschaft ist seine große Integrationskraft.“ Ob Kern denn Fehler habe? Rapidler Kostelka trocken: „Ja, er ist beim falschen Verein, der Wiener Austria.“

Minister-Karussell: SPÖ-Team bis auf 2 völlig neu
Am Dienstag Angelobung als Kanzler, am Mittwoch erster Ministerrat und Regierungserklärung im Parlament. Intern wird Christian Kern gedrängt, bereits hier sein neues Team zu präsentieren. Doch es wird schwierig, vielleicht wird es Ende der Woche. Eine Absage hat sich Kern bereits eingehandelt.

Fixstarter sind Hans Peter Doskozil (Verteidigung) und Sabine Oberhauser (Gesundheit). Die Ärztin wird auch für das Sozialressort gehandelt, will aber ihr Ministerium behalten.

Plötzlich bleiben könnte auch Sozialminister Alois Stöger, Oberösterreichs SPÖ macht da kräftig Druck. Alternative wäre ein anderer Gewerkschafter, der Steirer Josef Muchitsch.

Eine steirische Rochade bahnt sich im Infrastrukturministerium an: Jörg Leichtfried soll Gerald Klug ablösen, auf den ein Mandat im Parlament wartet (Michael Ehmann geht nach Graz).

Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely soll nach Wunsch des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl in die Regierung (Kanzleramts­ministerin mit Frauenagenden?). Dann müsste ihr Mann Andreas Schieder nach Wien. Doch das wäre eine Vorentscheidung um die Häupl-Nachfolge. Und dann gibt es heftigen Widerstand der Flächenbezirke gegen den roten „Partnertausch“.

Werner Faymanns Vertrauter Josef Ostermayer und Staatssekretärin Sonja Steßl müssen jedenfalls gehen. Auch Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek wird die Regierung wohl verlassen. Doch wen zieht Kern aus dem Hut? Infineon-Chefin Monika Kircher hat bereits abgesagt. Ein Name hält sich im Job-Karussell hartnäckig: Anwalt Alfred Noll gilt als Kern’scher Wunschminister.

G. Schröder

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