Wolfgang Fellner

Das sagt Österreich

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Warum Volks­befragung beiden Parteien nützt

3 Tage lang wird noch Logik gegen Emotion argumentieren.

Die Logik sagt jedem im Land: An einem Profi-Heer führt kein Weg vorbei. Eine Zwangspflicht für Kriege, die es nicht mehr gibt, ist nicht mehr aufrechtzuerhalten. Wenn die ganze EU auf Profi-Armeen umstellt, ist es lächerlich, dass ausgerechnet das am wenigsten gefährdete Österreich eine Operetten-Armee beibehält. Die Wehrpflicht ist nicht haltbar, weil sie nicht reformierbar ist. Es kommt ja auch keiner auf die Idee, heute Laternen-Anzünder beizubehalten und ihre Nicht-Tätigkeit zu reformieren.

Die Emotion aber sagt vielen: Lieber eine sinnlose „Versicherung“ in Form eines Massen-Heeres – als das Risiko einer Profi-Truppe, die sich erst entwickeln muss. Man weiß ja nicht, ob uns nicht mal Wassermassen wie zuletzt in New York heimsuchen.

Beide Parteien profitieren von der Volksbefragung – Republik verliert

Die ÖVP, die das Profi-Heer eigentlich erfunden hat, setzt jetzt voll auf die wunderbare Kraft der Emotion.

Partei-Chef Spindelegger braucht nämlich dringend einen Erfolg als Auftakt fürs Wahljahr – und er hat erkannt, dass sich die Wehrdienst-Show dafür hervorragend eignet.

Wenn die Wehrpflicht Sonntag die Mehrheit erhält, ist Spindelegger mehrfacher Sieger. Er hat Strache die Show gestohlen und das Jahr 2013 zum Duell Spindi gegen Faymann gemacht. Sollte die ÖVP gewinnen, erhält sie ein Sieger-Image.

Längerfristig wird dieser Erfolg der ÖVP aber schaden. Sie steht – vor allem bei Jungen und Frauen – wieder als Verhinderer und Ewiggestrige da. So gewinnt man Wahlen schwer.

Die SPÖ wird, wenn das Profi-Heer keine Mehrheit hat, in die Defensive kommen. Faymann verliert seinen Lieblingsgegner Strache, erhält in „Spindi“ einen ernsthaften Konkurrenten – und ein Verlierer-Image.

Langfristig wird er vom Heeres-Duell aber profitieren, weil die SPÖ bei Jungen und Frauen wieder als Reformkraft und als modern aufzeigt. Für die Nationalratswahl im Herbst kann das entscheidend sein.

So werden beide Parteien von der Volksbefragung profitieren – nur die Republik wird verlieren. Sie muss vielleicht weiter eine Operetten-Armee behalten, die keiner braucht.

 

 

Meinung an: wolfgangfellner@oe24.at

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