Flüchtlinge

Eine Million potenzielle Migranten in Libyen

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Ein Berater berichtet in Rom über die Situation im Bürgerkriegsland.

In Libyen gibt es mindestens eine Million potenzielle Migranten. Dies berichtete General Paolo Serra, Militärberater des UNO-Gesandten für Libyen, Martin Kobler, am Mittwoch vor dem italienischen Parlament. "Indem man Libyen hilft, sein wirtschaftliches und industrielles Netz aufzubauen, kann man die Abfahrten nach Europa verringern", berichtete Serra.

Unmenschlich
In Libyen sei die Ölproduktion von 1,8 Millionen auf 300.000 Barrel pro Tag gesunken. Viele Menschen hätten so ihre Arbeit verloren und müssten deshalb in andere Länder auswandern, erklärte Serra. Die Behandlung von Flüchtlingen in Libyen sei unmenschlich. "Flüchtlinge haben keinerlei diplomatischen Schutz und werden wie Gefangene in Lagern gehalten", berichtete er. Besonders schwierig sei die Lage dunkelhäutiger Migranten. Rassismus sei in Libyen diffus. "Auf den Flüchtlingsbooten bekommen sie viel schlechtere Plätze als Nordafrikaner."

Zusammenhang mit politischen Entwicklungen
Zuwara, Sabrata und Zliten sei das Städtedreieck, aus dem die meisten Migranten in Richtung Europa starten. Der Zuwachs bei den Flüchtlingsabfahrten in den vergangenen Wochen steht nach Ansicht von Serra mit den politischen Entwicklungen in Zusammenhang mit der Regierung um den designierten Premier Fayez al Sarraj. "Mit einem regierungsfähigen Kabinett, das die Grenzen kontrolliert, wird es für Flüchtlinge schwieriger werden, das Land zu verlassen", so der General.

Der französische Innenminister Yves Le Drian sagte vor drei Wochen, dass in Libyen rund 800.000 Flüchtlinge auf ihre Weiterreise nach Europa warten. Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) erklärte vergangene Woche, dass man für das Jahr 2016 mit rund 300.000 über die "zentrale Mittelmeerroute" einreisenden Flüchtlingen rechne.

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