Unruhen in Libyen

Gaddafi zeigt sich mit skurrilem TV-Auftritt

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"Ich bin in Tripolis", so der Diktator - mit Regenschirm im Lastwagen.

Offener Bürgerkrieg in Libyen: Mehr als 400 Tote wurden gezählt, allein am Montag wurden in der Hauptstadt Tripolis 160 Menschen erschossen. Gaddafis Garde macht Jagd auf Demonstranten, Heckenschützen nehmen Menschen unter Feuer. Gestern flogen sogar Militär-Jets Angriffe gegen die Demonstranten. Zwei Piloten setzten sich auf die Insel Malta ab. Sie weigerten sich, Angriffe gegen das eigene Volk zu fliegen: „Wir hatten den Befehl, die Aufständischen in Benghazi zu bombardieren.“

Gaddafi im TV
Der libysche Staatschef Muammar Gaddafi hat sich erstmals seit Beginn der Unruhen in seinem Land zu Wort gemeldet - allerdings auf eine Art und Weise, die eher an einen Comedy-Sketch erinnert als an den Auftritt eines Staatschefs, der noch ernst genommen werden will. Offenbar im Bemühen, Gerüchten entgegenzutreten, er habe Libyen bereits verlassen, verkündete Gaddafi im Staatlichen Fernsehen in der Nacht auf Dienstag laut einer Übersetzung des US-Senders CBS, nach wie vor in Tripolis und nicht in Venezuela zu sein.

Die bizarre Szenerie des Auftritts lässt darauf allerdings keinerlei Rückschlüsse zu: Vor dem Hintergrund einer - eventuell durch Einschüsse - devastierten Hinterhof-Fassade sitzt der "Revolutionsführer" - mit einer dicken Fellmütze und heruntergelassenen Ohrenschützern bewehrt - in der offenen Tür eines offenkundig in die Jahre gekommenen Lastwagens, hält einen Regenschirm über sich und murmelt in ein Mikrofon, das ihm von einem ebenfalls beschirmten jungen Mann hingehalten wird.

Auch die Botschaft selbst ist wenig erhellend: Er habe eigentlich zu den jungen Menschen auf den Grünen Platz in Tripolis fahren, zu ihnen sprechen und die Nacht mit ihnen verbringen wollen, meint ein abwesend wirkender Gaddafi. "Aber es hat zu regnen begonnen, wie ihr seht. Was soll's, das zeigt den Menschen wenigstens, dass ich noch immer in Tripolis bin und nicht in Venezuela. Also glaubt nicht den (Rundfunk-)Sendungen dieser Hunde. Friede sei mit Euch!" Der zusammengeklappte Regenschirm beendet die surreale Szene.

Gewaltausbruch gegen Gaddafi

Der Einsatz der Luftwaffe ist das letzte Aufbäumen des Regimes. Saif al-Islam Gaddafi hat die Berichte über die Bombardierung von Städten zurückgewiesen. Es seien nur Munitionslager außerhalb bewohnter Gebiete bombardiert worden. Zuvor fackelten wütende Gaddafi-Gegner das Gebäude des Volkskongresses und des staatlichen Fernsehens nieder. Stundenlange Straßenschlachten folgten. Teile der Armee sollen sich aber auf die Seite der Aufständischen geschlagen haben.

Gaddafis Justizminister und weitere Funktionäre traten wegen des brutalen Vorgehens gegen Demonstranten zurück. Auch mehrere mächtige Volksstämme haben sich bereits gegen den Despoten erhoben. Sie drohen, den Ölexport zu unterbrechen. Sogar islamische Geistliche unterstützen die Proteste und rufen zum Kampf auf.

Trotz Massaker: Sturm gegen Gaddafi geht weiter
Gaddafis zweitältester Sohn, Saif al-Islam (38), der allerbeste Kontakte zu Österreich hat (rechts), sprach via TV zu seinen 6,5 Millionen Landsleuten. Zuerst versprach er halbherzige Reformen, dann drohte er. „Wir werden bis zum letzten Mann, bis zur letzten Frau kämpfen“, er habe die Unterstützung des Militärs: „Flüsse von Blut werden fließen.“

Drohungen, die das Regime wahrscheinlich nicht mehr retten werden können. Vater Muammar Gaddafi (68) soll mit einem Konvoi gepanzerter Geländewagen Tripolis in Richtung Wüste verlassen haben. Das britische Außenministerium sprach sogar von einer Flucht zu seinem Freund Hugo Chávez nach Venezuela. Caracas ließ sofort dementieren.

Dass sich der Clan nach Österreich absetzen könnte, schien unwahrscheinlich. Trotzdem forderte Grünen-Chef Alexander Van der Bellen gegenüber ÖSTERREICH ein „sofortiges Einreiseverbot für den gesamten Clan“.

Ban schockiert
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich "schockiert" über Berichte, wonach die Sicherheitskräfte von Flugzeugen und Hubschraubern aus auf Demonstranten gefeuert haben sollen. Derartige Angriffe gegen Zivilisten, sollten die Berichte zutreffen, stellten eine "ernste Verletzung der internationalen Menschenrechte dar", sagte Bans Sprecher Martin Nesirky.

Gegenüber BBC sagte er, das Ende des Revolutionsführers sei nur noch eine "Frage von Tagen". Entweder der Revolutionsführer werde selbst zurücktreten oder das Volk werde dafür sorgen, dass er gehe. Dabbashi forderte, Gaddafi für alle von ihm zu verantwortenden Verbrechen in seiner fast 42-jährigen Amtszeit vor Gericht zu stellen.

Zum Rücktritt aufgefordert
Nach Angaben des Vize-Botschafters hat das Personal der libyschen UN-Mission Gaddafi in einem Schreiben zum Rücktritt aufgefordert. Ob sich auch Botschafter Abdurrahman Shalgham der Revolte angeschlossen hat, war zunächst unklar. Er habe Shalgham seit Freitag nicht mehr gesehen, sagte Dabbashi der "New York Times". Seit Sonntag haben bereits eine Reihe libyscher Diplomaten aus Protest gegen das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Regierungsgegner ihr Amt niedergelegt. Auch Justizminister Mustafa Abdul-Jalil erklärte Presseberichten zufolge seinen Rücktritt.

US-Außenministerin Hillary Clinton forderte die libysche Führung auf, das "inakzeptable Blutvergießen" sofort zu beenden. "Die Welt beobachtet beunruhigt die Lage in Libyen", erklärte Clinton in Washington. Die Regierung Gaddafis müsse die Rechte des Volks respektieren, "Rede- und Versammlungsfreiheit eingeschlossen". Washington arbeite "intensiv mit seinen Partnern weltweit daran, diese Botschaft der libyschen Regierung klarzumachen," erklärte die Ministerin weiter.

Auf der nächsten Seite der Live-Ticker zum ereignisreichen Montag zum Nachlesen!

 

22:40 Uhr: Die Maschine des Bundesheers steht trotz freiem Luftraums immer noch in Tripolis. Alle Infos hier!

22:25 Uhr: Nach der Landung mehrerer libyscher Kampfflugzeuge und Hubschrauber auf Malta hat Italien sämtliche Luftstützpunkte des Landes in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Gewaltausbruch gegen Gaddafi

22:15 Uhr: Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu hat die Führung Libyens angesichts der dramatischen Eskalation in dem Land vor weiterer Gewalt gewarnt.

21:51 Uhr: Laut Medienberichten hätten die beiden Oberste der libyschen Luftwaffenbasis Okba Ibn Nafa, die heute in Malta gelandet sind, in Bengasi protestierende Demonstranten bombardieren sollen.

21:36 Uhr: Die venezolanische Regierung hat Berichte dementiert, wonach der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi auf dem Weg in das südamerikanische Land sei.

21:09 Uhr: Die Bundesheer-Maschine sitzt in Tripolis fest - der Luftraum über der libyschen Hauptstadt wurde gesperrt. Mehr Informationen hier!

21:02 Uhr: In der libyschen Mittelmeerstadt Tobruk nahe der ägyptischen Grenze sind nach Angaben von Augenzeugen zehn Ägypter erschossen worden

20:48 Uhr: Mehrere Agenturen berichten, dass die Demonstranten in der Hauptstadt sowohl durch Kampfjets, als auch durch Schiffe (!) unter Beschuss geraten.

20:14 Uhr: "Ich habe gesehen, wie Söldner aus anderen afrikanischen Länden einfach auf Menschen geschossen haben", berichtete Herbert Suchy bei seiner Ankunft in Wien-Schwechat. Der Niederösterreicher hatte seit vier Monaten ein Bauprojekt südlich der libyschen Hauptstadt Tripolis geleitet.

19:52 Uhr: Unterdessen ist die AUA-Maschine aus Libyen am Wiener Flughafen gelandet. Die Reisenden berichteten bei ihrer Ankunft in Wien-Schwechat von wilden Schießereien und völlig chaotischen Zuständen. Für Dienstag planen die Austrian Airlines, wegen des großen Andrangs eine größere Maschine des Typs A-321 einzusetzen.

19:30 Uhr: Der Grund für die Verzögerung der Bundesheer-Maschine ist, dass nur ein "Bruchteil" der Passagiere in Tripolis aufgetaucht sei, sagte Ministeriumssprecher Michael Bauer.

19:23 Uhr: Das Bundesheer meldet, dass sich der Abflug ihres Flugzeugs aus Tripolis verzögert. An Bord der Maschine hätten sich  25 Österreicher und 45 weitere EU-Bürger einfinden sollen.

19:12 Uhr:

Gaddafi zeigt sich mit skurrilem TV-Auftritt
© AP
In Benghazi transportieren Demonstranten einen Sarg (c) AP

19:00 Uhr: Der Sohn des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam Gaddafi, hat eine Untersuchung der Gewaltanwendung gegen Demonstranten in seinem Land angekündigt. Er habe eine Untersuchungskommission gegründet, die von einem libyschen Richter geleitet werde.

18:44 Uhr: Auch die USA, die Arabische Liga und Russland fordern vehement ein Ende der Gewalt in Libyen.

18:22 Uhr: Gaddafi auf der Flucht? Im Internet ist nun ein Video aufgetaucht, dass angeblich die Flucht Gaddafis aus der Hauptstadt zeigt. Auf dem Video ist ein Auto-Konvoi Richtung Sebha zu sehen.

18:12 Uhr: Mittlerweile sind Fotos vom Zwischenfall auf Malta aufgetaucht. Hier einer der libyschen Kampfjets und dessen Pilot.

Gaddafi zeigt sich mit skurrilem TV-Auftritt
© Reuters
(c) Reuters

18:07 Uhr:  Professor Hanaa Elgallal von der Universität Bengasi (Benghazi) sagte Al-Jazeera, in der zweitgrößten Stadt des Landes seien die Sicherheitskräfte nicht mehr zu sehen. "Bewaffnete Jugendliche haben die Kontrolle über die Stadt übernommen", sagte er. Die Lage in Benghazi sei ruhig.

17:52 Uhr: Die deutsche Bundesregierung hat die Gewalt in Libyen verurteilt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei "bestürzt" und appelliere an die politisch Verantwortlichen, Versammlungsfreiheit zu gewähren und "den Dialog mit der Bevölkerung" zu suchen.

Gaddafi getötet: Sein Leben in Bildern

Gaddafi wurde im September 1942 in einem Zelt in der libyschen Wüste in der Nähe der Küstenstadt Sirte geboren.

Später besuchte er die Militärakademie in Bengasi und ging für ein halbes Jahr zur weiteren Ausbildung nach Großbritannien.

An die Macht kam der damals 29-Jährige am 1. September 1969 - vor genau 42 Jahren.

Auf seine Reisen nahm er stets ein Beduinenzelt mit. Gewohnt hat er allerdings in Luxus-Hotels.

Historische Aufnahme: Gaddafi mit Kubas Revolutionsführer Castro.

Jörg Haider war gern gesehener Gast in Libyen.

Auch Obama machte ihm seine Aufwartung

Der von ihm gegründete Bund der "Freien Offiziere" hatte den greisen König Idriss in einem unblutigen Putsch vom Thron gestoßen.

Gaddafi wollte stets in die Fußstapfen des charismatischen Araberführers Gamal Abdel Nasser aus Ägypten treten.

Dieser sagte kurz vor dem Tod sagte: "Du bist mein Sohn und mein Erbe."

Mit seinen theaterreifen Auftritten und seiner Frauenleibwache sorgt er immer wieder für Aufsehen - mal im weißen Beduinengewand, mal in Operettenuniform oder italienischem Designeranzug

Gaddafi liebt die Provokation - und ist immer für eine Überraschung gut.

Berlusconi zählte zu seinen Freunden.

Zu Italien unterhielt er exzellente Beziehungen.

Jetzt ist das Ende des Wüsten-Fuchses gekommen. In Tripolis haben die Rebellen die Macht übernommen. Am 20. Oktober 2011 wurde er in Sirte getötet.

Handshake mit Alfred Gusenbauer, 2007.

2005 bei einem Immigrations-Gipfel noch ohne Bart.

Ausstraffiert besuchter er 2009 den italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano.

Gaddafi zeigte sich gerne als Familienmensch. Hier in einem Homevideo mit seiner Enkelin aus dem Jahr 2005.

Auch bei Romano Prodi war Gaddafi 2004 zu Gast.

Im April 2011 glaubte er noch ein einen Sieg im Kampf gegen die Rebellen.

2010 war für Gaddafi noch alles in Butter.

Mittlerweile wurden beide entmachtet: Hosni Mubarak (l.) und Muammar Gaddafi, anno 1991.

2010: Staatsoberhäupter als Kumpels. Gaddafi lehnt lässig auf den Schultern des yemenitischen Präsidenten Ali Abdulla Saleh und des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak.

2007 war zwischen Gaddafi und Sarkozy noch alles in Ordnung.

Beim G8-Gipfel 2009 in L'Aquila trafen sich Obama und Gaddafi persönlich.

17:39 Uhr: Das Bundesheer schickte heute ein Flugzeug (Typ C-130 Herkules) von Malta nach Libyen. 60 Personen aus der EU, vorwiegend Geschäftsleute, davon 25 Österreicher befinden sich momentan in der Maschine des Bundesheeres. Die Landung in Malta erfolgt in den heutigen Abendstunden.

17:36 Uhr: Mysteriöser Zwischenfall auf Malta. Am Montag sind zwei libysche Kampfflugzeuge und zwei zivile Hubschrauber auf Malta gelandet. Insgesamt seien sieben Passagiere an Bord, die nach eigenen Angaben französische Staatsbürger seien. Allerdings habe nur einer von ihnen einen Pass bei sich.

17:27 Uhr: Auch Reuters berichtet nun davon, dass erste Städte im Osten des Landes in die Hände der Opposition gefallen sind. Auch seien erste Einheiten der Armee übergelaufen.

17:16 Uhr: Die Nachrichtenagentur AP meldet, dass in Benghazi Demonstranten in den Straßen jubelnd die Kontrolle über die Stadt feiern. In Tripolis wurde derweil ein Brand in der People's Hall gelegt.

16:58 Uhr: Der Internationalen Föderation der Menschenrechtsligen (FIDH) zufolge sind seit Beginn des Aufstandes in Libyen vor einer Woche 300 bis 400 Menschen ums Leben gekommen.

16:51 Uhr:  Im Zuge des Aufstands gegen den libyschen Machthaber al-Gaddafi erwägt die Europäische Union, die Vermögenswerte des "Revolutionsführers" einzufrieren. Wie es am Montag in EU-Ratskreisen weiter hieß, fassten die EU-Außenminister bei ihrem Treffen dazu aber keinen Beschluss. Die Frage soll weiter auf Beamtenebene in der Europäischen Union erörtert werden, hieß es.

16:42 Uhr: Das äußerst brutale Vorgehen des libyschen Regimes gegen oppositionelle Demonstranten hat die Schweizer Regierung auf den Plan gerufen. Sie stoppte am Montag die Vorbereitungsarbeiten zur Einsetzung eines internationalen Schiedsgerichts, das in der Affäre um die 2008 bis 2010 in Libyen festgehaltenen Geschäftsleute Max Göldi und Rachid Hamdani Klarheit schaffen soll.

16:31 Uhr: Al-Jazeera berichtet, dass die Demonstranten nach dem Vorbild Ägyptens  zu einem "Marsch der Millionen" aufrufen.

16:08 Uhr: Neben dem Justizminister haben haben laut der libyschen Zeitung "Quryna" auch zahlreiche Funktionäre und Diplomaten in Libyen ihren Rücktritt erklärt.

15:58 Uhr: Die Türkei hat nun zwei Schiffe zur Evakuierung ihrer Staatsbürger nach Libyen entsendet. Die Fähren hätten genug Platz für 1.200 Passagiere und führen Lebensmittel für 3.000 Menschen mit sich. Eine Fregatte werde als Eskorte mitgeschickt.

15:42 Uhr: Hart reagiert Alexander Van der Bellen auf die Situation in Libyen. Im Interview mit ÖSTERREICH (Dienstag-Ausgabe) fordert er u.a. ein Einreiseverbot für Revolutionsführer Gaddafi bzw. seine Familie. Mehr Informationen hier !

15:37 Uhr:  Der Justizminister, Mustafa Mohamed Abud Al Jeleil, ist demnach aus Protest gegen die "exzessive Gewalt gegen Demonstranten" zurückgetreten.

15:35 Uhr: Laut Berichten hat der libysche Justizminister soeben seine Rücktritt bekannt gegeben.

15:13 Uhr: Der ungarische Außenminister und rotierende EU-Ratsvorsitzende Janos Martonyi hat angesichts der jüngsten krisenhaften Entwicklung in Libyen, Ägypten und Tunesien vorn "dramatischen Änderungen" vor allem bei den Auswirkungen auf die Migration gesprochen. Derzeit gehe es um das Probleme Italiens, das mit einem "gewaltigen Zustrom von Flüchtlingen" konfrontiert sei. Er hoffe, dass auch die nordeuropäischen Länder im Rahmen von Frontex ihren Beitrag leisten.

14:45 Uhr: Verschiedene Youtube-Videos zeigen das Anschwellen der Proteste in den vergangenen Tagen. Hier sehen wir eine Demonstration in Mistrata, 160 km von der Hauptstadt Tripolis entfernt, hochgeladen vom User libya2011free:



14:29 Uhr: Die Unruhen im Nahen Osten und Nordafrika haben den Silberpreis auf den höchsten Stand seit 31 Jahren getrieben. Der Preis für eine Unze (31,1 Gramm) des Edelmetalls kletterte auf 33,16 Dollar (24,33 Euro).

14:14 Uhr: Alle Österreicher, die sich derzeit in dem nordafrikanischen Land aufhalten und zu denen die diplomatische Vertretung Kontakt hält, würden "inzwischen wohl ausreisen wollen", so Botschafterin Dorothea Auer.

13:59 Uhr: Weil viele Österreicher aus Libyen ausreisen wollen, kommt am Nachmittag eine Bundesheer-Maschine zum Einsatz.

13:51 Uhr: Das Außenministerium kündigt eine EU-weite Reisewarnung für Libyen an.

13:50 Uhr: Einige Österreicher sitzen im Osten Libyens fest. Der Flughafen von Bengasi ist momentan gesperrt.

13:44 Uhr: Die EU-Kommission hat grundsätzlich angeboten, EU-Staaten bei der Bewältigung von Flüchtlingsströmen aufgrund der Revolutionen und Umwälzungen in den Staaten Nordafrikas zu unterstützen.

13:33 Uhr: Die Geschäfte in der Hauptstadt Tripolis sind geschlossen. Mehrere Teehäuser sind von Aufständischen zerstört worden.

13:16 Uhr:  "Ich appelliere im Sinne der Menschlichkeit, aber auch im Namen der zahlreichen Staatsbürger aus Österreich und aus anderen europäischen Nationen, die sich in Libyen aufhalten, das Blutvergießen augenblicklich zu beenden", sagt Bundeskanzler Werner Faymann.

12:48 Uhr: Auch der britische Außenminister William Hague hat sich zutiefst beunruhigt über die Eskalierung der Lage in Libyen gezeigt.

12:29 Uhr: Nach Angaben aus Krankenhauskreisen sind in der Nacht und am Montag über 60 Menschen getötet worden.

12:17 Uhr: Die Strabag folgt dem Beispiel der OMV: Laut Sprecherin Diana Klein hat man die Hälfte derMitarbeiter abgezogen, der Rest soll folgen. Der Baukonzern Porr hat bereits vergangene Woche eine "Hand voll" Mitarbeiter ausgeflogen.

12:01 Uhr: Die OMV reagiert . Die österreichische Firma reduziert ihr Personal aufs Nötigste.

11:55 Uhr: Die Lage in Libyen ist laut Außenminister Michael Spindelegger (V) derzeit "unabsehbar". Es herrsche "höchste Alarmstufe", die Sorge um die Österreicher sei jetzt das Wichtigste.

11:44 Uhr: Angesichts der gewaltsamen Unruhen in Libyen denkt die Europäische Union offenbar darüber nach, EU-Bürger aus dem nordafrikanischen Land auszufliegen.

11:31 Uhr: Der schwedische Außenminister Carl Bildt erwartet angesichts der sich zuspitzenden Krise in Libyen einen Zusammenbruch des gesamten Landes.

11:13 Uhr: Laut der Nachrichtenagentur Reuters steht ein wichtiges Regierungsgebäude in Tripolis in Flammen. "Ich kann die brennende Halle des Volkes sehen, die Feuerwehr ist vor Ort und versucht, das Feuer zu löschen", berichtete der Reuters-Reporter.

11:09 Uhr: EU-Außenministerin Catherine Ashton hat angesichts der Libyen-Krise das Regime von Muammar al-Gaddafi aufgefordert, die im Land befindlichen europäischen Bürger zu schützen. Neuerlich verurteilte Ashton die Gewaltakte und zeigte sich über die "sehr hohe Zahl von Todesopfern bei Demonstrationen" in Libyen besorgt.

10:58 Uhr: Im Osten des Landes sollen kriminelle Banden das Machtwavkuum für Plünderungen genutzt haben.

10:47 Uhr: Eine Sondermaschine der Turkish Airlines hat am Montag einen wegen der schweren Unruhen in Libyen organisierten Evakuierungsflug abbrechen müssen. Die Maschine habe in Benghazi, der zweitgrößten Stadt des Landes, keine Landeerlaubnis mehr bekommen und sei deswegen nach Istanbul zurückgekehrt.

10:34 Uhr: Der Flughafen Tripolis ist noch geöffnet. Zahlreiche Ausländer bereiten sich derzeit auf ihre Ausreise vor. Laut dem Außenministerium befinden sich 80 Österreicher in Libyen, hauptsächlich Personen, die vorübergehend in dem Land leben.

Libyen
© AP

(c) AP

10:21 Uhr: Nach den Protesten bietet sich in Tripolis ein Bild der Verwüstung. In der Innenstadt stehen ausgebrannte Autos, das Gebäude des Volkskongresses ist niedergebrannt. Bis in die frühen Morgenstunden waren Schüssen zu hören.

10:15 Uhr: Wegen der blutigen Proteste in Libyen sind hunderte dort lebende Tunesier aus dem Land geflohen und in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Flüchtlinge hätten von einem wahren "Gemetzel" berichtet, sagte der tunesische Gewerkschafter Houcine Betaieb.

10:11 Uhr: Trotz der Unruhen in Libyen fliegen die Austrian Airlines (AUA) weiterhin das nordafrikanische Land an. Die AUA beobachtet die Situation genau, sagte Sprecher Martin Hehemann am Montag.

10:00 Uhr: Revolutionsführer Muammar Gaddafi soll Libyen verlassen haben. Al Jazeera berichtet, dass Gaddafi nach Venezuela unterwegs sei. Caracas dementiert die Meldung.

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Reformen zugesichert
In seiner TV-Ansprache sicherte Seif al-Islam Gaddafi Reformen, eine neue Verfassung sowie neue liberale Gesetze und höhere Löhne zu. Die Armee stehe aber hinter seinem Vater und werde "bis zum letzten Mann" für ihn kämpfen. Die Streitkräfte würden in den kommenden Tagen eine Schlüsselrolle spielen, um ein Chaos zu vermeiden, sagte Gaddafi junior.

Sehen Sie hier die Ansprache von Seif al-Islam Gaddafi:

Sicherheit wiederherstellen.
Die Armee werde die Sicherheit im Land um jeden Preis wiederherstellen. Zehntausende Menschen seien bereits auf dem Wag nach Tripolis um seinen Vater und das Land "zu verteidigen". Die Armee habe aber auch Fehler beim Umgang mit den Protestierenden gemacht, da sie nicht für Einsatz bei Demonstrationen ausgebildet sei, sagte der Gaddafi-Sohn. 

Für die Gewalt machte er wohlhabende Geschäftsleute verantwortlich, die im Ausland lebende Libyer zu den Unruhen angestiftet hätten. Mehrfach wiederholte er die Zahl von 84 Opfern der Proteste und warf den ausländischen Medien vor, die Zahl der Toten zu übertreiben. Ärzte und Oppositionskreise nannten die Zahl von 200 Toten, "Human Ritghts Watch" sprach sogar von 233.

Revolutionsführer wird nicht weichen
Er gab zugleich zu, dass Regimegegner die Kontrolle über einige Militärbasen und Panzer übernommen hätten. Nach Angaben des Gaddafi-Sohnes haben sich die Gegner des Regimes in der Hafenstadt Benghazi (Bengasi) und Al Baida Waffen und Panzer besorgt. Muammar el Gaddafi werde nicht wie die langjährigen Präsidenten Tunesiens und Ägyptens weichen, sagte er weiter. Der Revolutionsführer, der seit 1969 an der Macht ist, hat seit Beginn der Proteste noch keine öffentliche Stellungnahme abgegeben.

Proteste in Tripolis
Nach tagelangen Protesten hatte sich die Lage in dem nordafrikanischen Land am Wochenende weiter zugespitzt. Am Sonntagabend erreichten sie die Hauptstadt Tripolis. Bereits vor der Rede von Gaddafis Sohn berichteten Einwohner von Schüssen, die in der ganzen Stadt zu hören seien. Laut Reportern wurden die Schüsse nach der Rede heftiger. Die Lage in der Hauptstadt war demnach völlig unübersichtlich. Neben den Schüssen und regierungsfeindlichen Rufen seien Hupkonzerte und die Sirenen von Krankenwagen zu hören, hieß es. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief die libysche Regierung zu einem Ende der blutigen Niederschlagung der Proteste auf.

Krisenstab tagt
Angesichts der sich ausweitenden Proteste in Libyen tritt der österreichische Krisenstab am heutigen Montag um 09.00 Uhr zu einer weiteren Sitzung zusammen. Dabei werde die Lage "neu evaluiert und durchbesprochen", sagte Außenamts-Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal in Anspielung auf eine mögliche Evakuierung der im nordafrikanischen Land lebenden Österreicher. Es gebe einen ständigen Kontakt zur Botschaft in Tripolis.

Unklar war vorerst, ob der AUA-Linienflug zwischen Wien und Tripolis am Montag wie geplant stattfinden kann. Die AUA-Maschine sollte um 10.00 Uhr von Wien nach Tripolis abheben und dort um 13.50 Uhr ankommen. Der Rückflug sollte um 14.50 Uhr beginnen und um 16.45 Uhr in Wien enden. Fallen die AUA-Flüge wegen einer Zuspitzung der Sicherheitslage aus, müsste eine etwaige Evakuierung der Österreicher mit jener Transportmaschine des Bundesheeres bewerkstelligt werden, die schon vorsorglich auf Malta verlegt wurde. Die Flugzeit von dort nach Tripolis beträgt 45 Minuten, sodass eine rasche Evakuierung möglich wäre. Launsky-Tieffenthal schloss auch nicht aus, dass das Außenministerium eine formelle Reisewarnung für Libyen ausgeben wird.

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