Interview

Lauda: »Copilot war psychisch gestört«

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Experte und Ex-Airliner Niki Lauda analysiert die Airbus-Tragödie.

ÖSTERREICH: Der Copilot hat das Flugzeug kontrolliert zum Absturz gebracht. Wie ist das überhaupt möglich?
Niki Lauda: Grundsätzlich möchte ich sagen: Da der Copilot ja schon von Düsseldorf nach Barcelona geflogen ist, und dann wieder zurück, muss er den Absturz gut geplant haben. Schließlich gab es wohl zuvor keine Anzeichen für seine Tat. Sein Kollege, der Pilot, ist dann hinaus aufs Klo gegangen und in dem Moment hat der Copilot die Entscheidung getroffen, sich und 149 weitere Menschen zu töten. Durch den Verschlussmechanismus der Cockpit-Türe ist das offenbar möglich geworden.

ÖSTERREICH: Wie funktioniert dieser Mechanismus? Warum kann man die Türe nicht von außen öffnen?
Lauda: Seit den Terroranschlägen von 9/11 müssen die Cockpit-Türen verschlossen werden, um das Entführen von Flugzeugen zu verhindern. Das ist problematisch, weil die Piloten seither vorne alleine eingesperrt sind. Wenn nun einer der beiden hinausgeht – weil er auf die Toilette muss beispielsweise –, ist der Zweite drinnen im Cockpit eingesperrt. Im Normalfall ist es dann so: Der Rück­kehrer klopft an und der im Cockpit macht auf. Wenn er die Türe nicht öffnet oder sie gerade nicht öffnen kann, gibt es einen Code, der eingegeben wird. Dann gibt es ein Zeitfenster von 15 Sekunden, in dem die Türe öffnet. Wenn der Pilot im Cockpit aber glaubt, ein Terrorist steht draußen, dann kann er die Türe von innen vollkommen verriegeln. Das heißt: Der Code funktioniert nicht mehr. Erst 20 Minuten später lässt sich die Türe dann wieder öffnen …

ÖSTERREICH: Das war in diesem Fall viel zu lange, denn der kontrollierte Crash fand nach acht Minuten statt.
Lauda: Das ist richtig. Weil 20 Minuten sehr lange sind, haben viele Airlines eingeführt, dass ein Flugbegleiter ins Cockpit geht und sich auf den Rücksitz setzt, sobald einer der beiden Piloten hinausgegangen ist. Somit ist immer eine zweite Person im Cockpit. Wäre das in diesem Fall auch so gewesen, dann 
­wäre die Sache wohl nicht so ausgegangen. Das ist also ein Vorwurf, den man der Airline machen kann, dass diese Maßnahme offenbar nicht eingeführt wurde. 
Ich bin der Meinung, dass man diese Regel also für ­alle Fluglinien gesetzlich installieren sollte.

ÖSTERREICH: Viele Menschen fliegen gerade jetzt zu Ostern auf Urlaub. Die Angst vorm Fliegen steigt und es steht auch die Frage im Raum, ob der Druck auf die Piloten zu groß ist.
Lauda: Der Druck auf Piloten ist null! Man darf von diesem Fall nicht auf andere schließen. Mit Druck hat das nichts zu tun. In diesem Fall handelt es sich bei dem Copiloten offenbar um einen psychisch gestörten Menschen, der ohne irgendwelche Anzeichen sich und 149 weitere Menschen umgebracht hat. Es ist ein Horror-Szenario.

ÖSTERREICH: Wäre so etwas zu verhindern, wenn Piloten besser überprüft würden? Gibt es regelmäßige Psychotests für Piloten?
Lauda: Piloten werden laufend gut untersucht. Jeder Pilot muss alle sechs Monate zu einer Untersuchung. Erst dann wird man wieder flugtauglich geschrieben. Es handelt sich dabei zwar um keinen Psychotest, aber es geht darum, dass die körperliche Fitness, das Blut auf Krankheiten oder Ähnliches gecheckt wird. Die Untersuchung ist wirklich gut. Und es gibt ja schon bei jeder Airline ein Aufnahmeverfahren, das sehr intensiv ist, wenn sich Piloten bewerben. Da wird intensiv geprüft, ob ein Mensch in der Lage ist, seinen Job als Pilot richtig zu machen. Psychotests sind also nicht notwendig. Kein Psychotest der Welt kann letztlich so eine Tat verhindern.

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