Fristlose Kündigung für Chef des offiziellen Blattes der Republik.
Die Nachricht schlug am Freitag ein wie eine Bombe: Der Chefredakteur der Wiener Zeitung – dem offiziellen Blatt der Republik – wurde fristlos gekündigt. Reinhard Göweil (57) soll einer jungen Mitarbeiterin sexuelle Avancen gemacht haben.
Seitdem gehen in ganz Österreich die Wogen hoch. Zahlreiche Mails, Postings und Telefonate erreichen unsere Redaktion. Die Empörung ist groß, gerade auch in Zeiten der weltweiten #MeToo-Kampagne, bei der Hunderttausende Frauen aufzeigen und sagen: „Auch ich wurde belästigt.“
Jänner: Sex-Forderung bei Chat im Internet
Im Jänner schreibt Reinhard Göweil – seit mittlerweile acht Jahren im Amt – einer freien Mitarbeiterin eine Botschaft auf Facebook. Es entwickelt sich ein Chat mit insgesamt drei Nachrichten.
Er soll der Journalistin berufliches Weiterkommen in Aussicht gestellt haben. Dann kam es angeblich zur sexuellen Belästigung: In einer Nachricht forderte der Chefredakteur körperliche Gefälligkeiten. Göweil, für den die Unschuldsvermutung gilt, bestreitet diesen schriftlichen Verkehr nicht. Er sagt zu ÖSTERREICH: „Es war eine blöde Petitesse.“
Anwaltschaft: Ja, es war sexuelle Belästigung
Es dauerte ein paar Monate, bis die Frau sich schließlich bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft meldete – ein Schritt, der von vielen Frauen als sehr mutig
empfunden wird. Die Journalistin legte den Schriftverkehr vor, es wurde der Tatbestand der „sexuellen Belästigung“ einwandfrei attestiert.
Donnerstag: Er kam mit Anwalt ins Kanzleramt
Seit Mitte vergangener Woche geht es Schlag auf Schlag.
- Mittwoch. Am 18. Oktober werden Eigentümer und Geschäftsführung der Zeitung informiert. Am Abend wird der Chef suspendiert.
- Donnerstag. Treffen im Kanzleramt: Göweil wird mit den Vorwürfen konfrontiert, bittet um einen Tag Bedenkzeit.
- Freitag. Göweil kann die Anschuldigung nicht entkräften. „Es hat dann ausreichend Grund gegeben, um die Maßnahme zu setzen“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Riedler zu ÖSTERREICH.
